Die globale Erwärmung hat längst auch die Antarktis erreicht. Forscher*innen warnen seit Jahrzehnten vor den Folgen für die Natur. Eine neue Studie legt das aktuelle Ausmaß offen. Ein internationales Team um die australische University of Tasmania warnt vor neuen Rekordwerten.
Antarktis: Neue Erkenntnisse mithilfe modernster Technik
Das Forscher*innen-Team um Edward Doddridge, Wissenschaftler an der University of Tasmania, untersuchte im Rahmen ihrer Exkursion die Antarktis und das umgebende Meereis. Hintergrund der aktuellen Analyse sind die schlechten Werte im Sommer der Jahre 2022 und 2023, Rekordtiefstände für das antarktische Meereis.
Zur Datenerhebung nutzte das Team Satelliten, Ozeanroboter und moderne Computermodelle. So konnten sie den Rückgang der Meereisausdehnung und -dicke genau untersuchen. Das Ergebnis ist ernüchternd. In ihrem Forschungspapier, das sie im Fachjournal PNAS Nexus veröffentlichten, erklären sie, dass sich das antarktische Meereis nach extrem niedrigen Sommerständen nicht mehr wie früher vollständig erholt.
Der Rückgang des Meereises geht demnach nicht allein auf natürliche Klimavariabilität zurück. Vielmehr zeigt sich zunehmend der Einfluss des menschengemachten Klimawandels. Die Veränderungen in der Antarktis sind ein deutliches Warnsignal dafür, wie stark menschliche Aktivitäten bereits die polaren Regionen beeinflussen. Die Forscher*innen sprechen von vier wesentlichen Folgen des sommerlichen Meereisverlustes.
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Folgen für Klima und Ökosysteme
Die Auswirkungen der Vorgänge in der Arktis betreffen Klima, Ökosysteme und Menschen:
- Mehr Ozeanwärme: Weniger Meereis lässt mehr Sonnenenergie ins Wasser. Dieses heizt sich dadurch stärker und länger auf. Früher konnte sich das System im Winter „erholen“, doch mittlerweile bleibt die zusätzliche Wärme länger im Ozean.
- Splittern der Eisschelfe: Das Meereis schützt die antarktische Küste vor Wellen. Mit weniger Eis ist die Küste stärker den Wellen ausgesetzt, was dazu führt, dass deutlich mehr Eisberge von den Eisschelfen abbrechen. In Jahren mit wenig Meereis verdoppelt sich die Zahl der Eisberge im Vergleich zu durchschnittlichen Sommern.
- Gefahr für Wildtiere: Tiere wie Kaiserpinguine und Robben verlieren wichtige Brut- und Lebensräume.
- Logistische Probleme: Weniger Meereis erschwert die Versorgung von Forschungsstationen, da Transportwege knapper und schwieriger werden.
Vor dem Hintergrund, dass das US-Verteidigungsministerium der internationalen Wissenschaftsgemeinde künftig keine Satellitendaten der Antarktis mehr zur Verfügung stellen möchte, bittet die Gruppe um eine Fortsetzung des offenen Datenaustauschs.
Nur so können wichtige Klimabeobachtungen auch in Zukunft gewährleistet werden. „Wir müssen die Entwicklung in den Griff bekommen und diese besorgniserregenden Daten nutzen, um schnellere Maßnahmen gegen den Klimawandel einzuleiten“, erklärt Doddridge in einem Artikel auf The Conversation.
Quellen: „Impacts of Antarctic summer sea-ice extremes“ (PNAS Nexus, 2025), The Conversation
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