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Rheinmetall präsentiert neuartigen Panzer – „zum Schutz der Arktis“

Die Arktis rückt zunehmend ins Zentrum sicherheitspolitischer, wirtschaftlicher und klimatischer Interessen. Auf der Rüstungsmesse CANSEC 2025 in Ottawa zeigt Rheinmetall, wie Technik auf geopolitische Kälte trifft.

Schneeflocken vor einem Rheinmetall-Schriftzug
© Guntar Feldmann / Tartila - stock.adobe.com / futurezone.de [M]

Die Arktis – so bald könnte sie schon eisfrei sein

Forschende haben ein neues Datum errechnet, wann die Arktis das erste Mal eisfrei sein könnte. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Rheinmetall hat auf der diesjährigen CANSEC in Ottawa den Mission Master CXT vorgestellt – ein unbemanntes Bodenfahrzeug (Uncrewed Ground System, UGS), das speziell für extreme Einsätze in der Arktis konzipiert wurde. Es fährt mit Hybridantrieb, ist amphibisch, geländegängig und trägt eine kabelgebundene Drohne, die es ideal für Aufklärungs- und Überwachungsmissionen macht. Entwickelt wurde es in Kanada, getestet unter arktischen Bedingungen – bei Temperaturen unter -40 Grad Celsius.

Der Rheinmetall Mission Master CXT

Im Zentrum des Fahrzeugs steht das sogenannte PATH A-Kit, eine durch Künstliche Intelligenz (KI) gestützte Steuerung, die dem Fahrzeug ein hohes Maß an Autonomie verleiht. Damit kann es eigenständig navigieren, Hindernisse erkennen oder im Verbund mit anderen Fahrzeugen fahren – ganz ohne ständige Fernsteuerung.

„Rheinmetall stellt zudem das Tactical Assault Kit (TAK) vor, einschließlich maßgeschneiderter Plugins für spezifische Anforderungen“, berichtet das Rüstungsunternehmen in einer aktuellen Pressemitteilung. „Besucher können sich am Stand in der Halle auch über das Android Tactical Assault Kit (ATAK), das in alle Mission Master UGS integriert ist, informieren.“

Neben dem Mission Master zeigt Rheinmetall auch die MSU-GP 200T – die einzige Air Start Unit (ASU) mit Turbinenantrieb weltweit. Sie sei deutlich leichter und kompakter als dieselbetriebene Varianten, funktioniere zuverlässig bei Temperaturen von -50 bis +50 Grad Celsius und eigne sich durch ihre Transportfreundlichkeit besonders gut für Einsätze in abgelegenen Gebieten. Sie soll etwa beim Start von Flugzeugen in provisorischen Einsatzbasen zum Einsatz kommen.

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„Schutz der Arktis“

Rheinmetall nutzt die Messe aber nicht nur zur Produktschau, sondern auch, um sich bei zwei großen Beschaffungsvorhaben der kanadischen Streitkräfte zu positionieren. Beim Common Heavy Equipment Replacement (CHER)-Programm geht es um die Erneuerung von Baumaschinen wie Baggern und Ladern. Rheinmetall tritt hier gemeinsam mit dem britischen Hersteller JCB an und präsentiert den 3CX – einen kompakten, vielseitigen Baggerlader mit Fokus auf niedrige Betriebskosten und hoher Einsatzflexibilität.

Auch beim Projekt Domestic Arctic Mobility Enhancement (DAME) will Rheinmetall mitmischen. Ziel sei es, ein neues Fahrzeug für den sicheren Transport von Personal und Material durch die kanadische Arktis zu finden. Zusammen mit dem kanadischen Partner UTV International zeigt Rheinmetall den „Voyager“ – ein kettengetriebenes, geländegängiges Fahrzeug, das speziell für arktische Bedingungen gebaut wurde. Die Ausschreibung wird für 2026 erwartet, erste Demonstrationen könnten schon im Rahmen der Übung Operation Nanook 2026 stattfinden.

In erster Linie präsentierte das deutsche Rüstungsunternehmen im Rahmen der CANSEC 2025 aber „militärische Lösungen zum Schutz der Arktis“ – doch zum Schutz wovor? Gemeint ist wohl vor allem die wachsende Präsenz Russlands und Chinas im Hohen Norden. Kanada will seine Souveränität sichern, kritische Infrastruktur schützen und auf klimabedingte Herausforderungen vorbereitet sein. Rheinmetalls Systeme sollen dabei helfen: mit Aufklärung, Mobilität und Autonomie – dort, wo sonst kaum etwas funktioniert.

Die Arktis ist also nicht nur sicherheitspolitisch relevant, sondern auch ein hochsensibler Klimaraum. Laut Weltklimarat (IPCC) erwärmt sich die Region deutlich schneller als der globale Durchschnitt, das Meereis zieht sich Jahr für Jahr weiter zurück. Gleichzeitig schätzen Geolog*innen der US Geological Survey (USGS), dass enorme Mengen an Erdöl, Erdgas und seltenen Metallen unter dem arktischen Boden lagern – ein Umstand, der internationale Begehrlichkeiten weckt. Während Rheinmetalls Systeme technisch auf die extremen Bedingungen ausgelegt sind, stellt sich die Frage, ob militärische Präsenz wirklich zum Schutz der Arktis beiträgt – oder neue Risiken schafft.

Transparenzhinweis: Der Autor dieses Beitrags hält Aktien des Unternehmens Rheinmetall. Eine Einflussnahme auf Inhalt oder Bewertung des Artikels ist damit nicht verbunden.

Quelle: Rheinmetall; Intergovernmental Panel on Climate Change; United States Geological Survey

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