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Finanzbranche: Blockchain-Technologie könnte sich in fünf bis zehn Jahren durchsetzen

Blockchain soll jedem Teilnehmer in etwa dieselben Zugriffsrechte auf ein Netzwerk verschaffen. Fatale Kettenreaktionen sind allerdings eine Gefahr der Technologie, vor allem im Finanzsektor.

Die designierte Chefin des IT-Dienstleisters GFT in Stuttgart setzt große Hoffnung in die Software-Technologie „Blockchain“. „Blockchain kann eine Kettenreaktion verhindern, die durch einen hohen Grad an Automatisierung in Systemen ausgelöst werden kann“, sagte Marika Lulay der Deutschen Presse-Agentur. Sie soll Ende Mai die Führung des auf die Finanzbranche spezialisierten IT-Dienstleisters GFT übernehmen.

Alle Teilnehmer mit denselben Zugriffsrechten

Unter Blockchain versteht man eine große Datenbank, die nicht auf einem einzigen Server liegt, sondern dezentral auf viele Rechner verteilt ist – und jeder Teilnehmer hat im Prinzip die gleichen Zugriffsrechte. „Man muss sich Blockchain vorstellen als ein Netzwerk, wo an jedem Knoten alle Informationen gleichzeitig vorliegen“, erklärt Lulay. „Da jeder alles teilt, kann jeder Fehler, wenn zum Beispiel jemand gehackt wird, erkennen.“ Das Interesse an der Technologie ist in der Finanzbranche hoch: Selbst Bundesbank und Deutsche Börse loten gemeinsam Chancen und Risiken der Blockchain-Technologie für Finanzgeschäfte aus.

Nach Einschätzung von Lulay brächte die Technologie auch ein hohes Maß an Sicherheit. Denn mit der wachsenden Digitalisierung steigt auch die Zahl der Prozesse, die automatisch angestoßen werden. „Alles, was automatisiert ist, wird nach bestimmten Zuständen gesteuert“, so Lulay. „Das gilt für Banken wie die Produktion.“ Die große Gefahr in solchen Systemen sei, dass jemand mit dem richtigen Trigger eine Kettenreaktion auslöse. „Wenn diese Kettenreaktion nicht manipuliert werden kann, beziehungsweise schnell außer Kraft gesetzt werden kann, wäre das ein Riesenschritt in Richtung Sicherheit.“

Lulay rechnet damit, dass sich die Blockchain-Technologie in fünf bis zehn Jahren durchsetzen wird. „Dann wird man wissen, in welchen Prozessen und welchen Bereichen man die Technologie einsetzen kann.“

Menschliche Fehler als „größte Gefahr“

Die Finanzbranche sei viel sensibler als andere Branchen. Online-Banking beispielsweise könne man kaum noch sicherer machen als in Deutschland. „Die größte Gefahr sind eigene menschliche Fehler.“ Der Anspruch an Absicherung sei allerortens hoch. „Die Deutschen haben hier einen anderen Perfektionsanspruch“, so Lulay. „Das führt auch dazu, dass nicht immer jedes neue Feature auf den Markt kommt.“ Denn – so die künftige GFT-Chefin: „Der deutsche Markt ist von der deutschen Ingenieurdenke geprägt.“

Von der Cyberattacke WannaCry war der Finanzsektor entsprechend kaum betroffen. Die dafür verantwortlich gemachte Sicherheitslücke in älteren Microsoft-Betriebssystemen sei allerdings auch ein offenes Scheunentor gewesen, so Lulay. „Der Schlüssel lag neben dran und es stand ein Schild an der Straße.“

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