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Ecosia: Die Schattenseite der Suchmaschine

Ecosia, ein Berliner Start-Up, bringt frischen Wind in die Welt der Suchmaschinen, doch erhält auch Kritik.

Ecosia ist eine Suchmaschine, die Bäume pflnazt. © Getty Images / NurPhoto / Kontributor

Ecosia ist eine Suchmaschine wie Google, Bing und Co. Doch sie lockt mit einem gewissen Modell: Bei 45 Suchanfragen pflanzt Ecosia einen Baum für die Umwelt, das Geld dafür nehmen sie aus Werbeanzeigen. Auf der Website kann außerdem eingesehen werden, wie viele Bäume durch die eigenen Suchanfragen gepflanzt wurden und wo Ecosia wie viele Bäume pflanzt. Doch Ecosia steht auch in der Kritik und hat ihre Nachteile.

Ecosia: Die Schattenseite der Suchmaschine

Ecosia, ein Berliner Start-Up, bringt frischen Wind in die Welt der Suchmaschinen, doch erhält auch Kritik.

Bäume pflanzen: Ein wahrer Hype

Tatsächlich ist Ecosia mit dem Vorhaben, Unmengen an Bäumen zu pflanzen, nicht allein. Etliche Firmen, die beispielsweise Schokolade oder Kosmetikartikel verkaufen, versprechen pro Kauf einen Baum zu pflanzen. Auch Donald Trump trat in diesem Sinne schon der „Trillion Tree Campaign“ bei, der ungarische Regierungschef Viktor Orban verkündete sogar, für jedes Neugeborene zehn Bäume pflanzen zu wollen. Selbst die UEFA pflanzte für die Europameisterschaft 2020/2021 angeblich 600.000 Bäume.

Ecosia in der Kritik: Welche Bäume, auf welcher Fläche, mit welchem Nutzen?

Auf der Homepage von Ecosia läuft ein dauerhafter Countdown mit der Anzahl der Bäume, die bereits gepflanzt wurden. Momentan zählt die Suchmaschine über 136 Millionen Bäume, doch ist Baum gleich Baum?

STRG_F reiste 2020 im Zuge ihrer Recherche zu einem der Baumprojekte von Ecosia auf Madagaskar. Dort pflanzt Ecosia bzw. Eden, ein Unternehmen, das Ecosia beauftragt hat, nun Mangroven. Der Manager der Plantage berichtet allerdings, dass es momentan zu Problemen komme, da der Zyklon viele junge Mangrovenwälder zerstört habe und Krabben zusätzlich die Sprösslinge essen würden.

Ecosia: Monokultur und unnötige Bäume?

Dabei wurde aber auch sichtbar, dass Ecosia auf engem Raum und in Monokultur anpflanzt. Das bedeutet, dass nach Angaben von Ecosia selbst ganze 20 Tausend Mangroven auf nur einem Hektar Land sein sollen. Dr. Martin Zimmer, Professor für Mangrovenökologie erläutert, dass das unrealistisch sei. Schon fünf bis 10.000 Mangroven auf einem Hektar seien „extrem enge Bestände“. Ecosia entgegnet diesem Vorwurf, dass ausschließlich 20 Tausend Samen gepflanzt wurden und nicht jeder dieser zu einem Baum heranwächst. Nach drei Jahren würden sie die Bäume noch einmal zählen.

Biologe Dr. Pierre Ibisch zeigt im Anschluss, wie sich ein Wald nach einem riesigen Brand entwickelte. Dabei zeigt er einmal ein Gebiet, das der Staat der Natur überließ und ein weiteres, in dem eingegriffen wurde. Bei letzterem war die Pflanz-Aktion nicht wirklich erfolgreich, viele Sprösslinge starben ab und andere Pflanzen setzten sich durch.

„Nicht jeder Baum, der gepflanzt wurde, ist automatisch gut. Vor allem dann nicht, wenn er den Platz wegnimmt für Bäume, die sich von selbst einstellen und gegebenenfalls einen gesünderen, funktionstüchtigeren und widerstandfähigeren Wald aufbauen.“

Prof. Dr. Pierre Ibisch, Biologe und Professor für „Nature Conservation“ gegenüber STRG_F

Datenschutz bei Ecosia: Inwieweit findet Tracking statt?

Ecosia steht auch in Punkto Datensicherheit in der Kritik, allerdings nur, was die App angeht. Das Team von Mobilsicher erklärt, dass Ecosia im Browser absolut unbedenklich genutzt werden kann, die App allerdings eine „Katastrophe“ sei, da sie Tracking überhaupt nicht verhindern.

Nutzererlebnis: Luft nach oben

Die Suchmaschine Ecosia ist definitiv noch nicht auf dem Level von Google, was das Nutzererlebnis anbelangt. Bei der Suche nach bestimmten Begriffen verwendet Google im Vergleich die intelligente Suche und filtert direkt heraus, was für die suchende Person relevant sein könnte. Ein Beispiel ist der Suchbegriff „Elon Musk“: Bei Google wird seine Berufsbezeichnung, sein Vermögen, sein Geburtsdatum, seine Ausbildung und die Namen seiner Kinder, Eltern und Partnerinnen angezeigt. Ecosia wiederum spielt nur die ersten Zeilen des Wikipedia-Eintrags aus. Ein weiteres Beispiel ist der Suchbegriff „Supermarkt“, bei dem Google direkt Supermärkte in der Nähe anzeigt und Ecosia nur die Definition des Wortes ausspuckt.

Fazit: Positives und Kritik an Ecosia

Für die Suchmaschine Ecosia gibt es einige Pro- und Kontra-Argumente. Biologen berichten, dass das Pflanzen von Bäumen nicht immer effektiv ist, vor allem nicht in Monokulturen und bei einer immensen Dichte. Dennoch sind Bäume die Lunge der Erde und an anderen Stellen ergibt es Sinn, die Wälder zu verdichten und dem Klimawandel so entgegenzuwirken. Ecosia lässt sich einfach benutzen, ist allerdings anfangs gewöhnungsbedürftig, sollte man die intelligente Suche von Google gewohnt sein. Die Arbeitsbedingungen bei Ecosia und seinen Partnern wie Eden scheinen zufriedenstellend und das Unternehmen bemüht sich sehr um Transparenz und einen guten Ruf.

Im Kontext der globalen Erwärmung haben wir uns außerdem einmal angeguckt, welche Auswirkungen Jeff Bezos‘ Weltraumtourismus auf das Klima hatte. Zudem haben wir erklärt, wie mittlerweile auch mit Drohnen Bäume gepflanzt werden.

Quellen: Ecosia, STRG_F, Mobilsicher

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