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Gaming-Störungen könnten als Krankheit klassifiziert werden

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zieht in Betracht, in ihrer nächsten Internationalen Klassifizierung von Krankheiten (ICD), psychische Störungen, die mit Gamingsucht zusammenhängen, hinzuzufügen.

Eine Menschenmenge bei einer Covention mit fünf Personen in der Mitte
Bisher gibt es keine deutliche Abgrenzung zwischen einem krankhaften und einem vertretbaren Spielverhalten. Foto: Getty Images / Christian Petersen

Sollte die WHO in ihrer nächsten Ergänzung der Internationalen Klassifizierung von Krankheiten (ICD) die psychischen Störungen, welche vermutlich durch die Sucht nach Videospielen bedingt werden, einbeziehen, wäre das das erste Mal überhaupt, dass anerkannt würde, dass eine Freizeitbeschäftigung bei zu Häufiger Ausübung problematisch für die Gesundheit werden kann.

Merkmale einer krankhaften Videospiel-Sucht

Laut der WHO ist die Spielsucht eine psychische Störung, wenn drei Merkmale erfüllt sind. Diese sind erstens, dass die Person die Kontrolle über ihre Spiel-Gewohnheiten verliert. Zweitens, dass die Person das Spielen von Videospielen vielen anderen Aktivitäten und Interessen vorzieht und drittens, dass sie ihre Spielgewohnheiten trotz negativer Begleiterscheinungen beibehält.

Gamingsucht ähnlich wie Alkoholsucht

Nach dieser Einordnung wird die Sucht nach Videospielen in die Nähe gerückt von Erkrankungen, die sich ebenfalls durch einen Verlust der Kontrolle und durch negative Konsequenzen für die Gesundheit und andere Lebensbereiche auszeichnen. Dazu zählen beispielsweise die Sucht nach Glücksspielen sowie nach Alkohol oder anderen Drogen. Unter Videospielsucht fällt übrigens auch das exzessive Spielen von Smartphone-Games.

Definition von krankhaftem Spielverhalten

Die Frage, ab wann das Spielen von Videospielen als krankhaft bezeichnet werden kann, stellen sich Ärzte sowie die Gaming-Community selbst schon seit längerem. Laut dem neuen Entwurf der WHO ist eine krankhafte Sucht nur gegeben, wenn das Spielverhalten „signifikante Beeinträchtigungen der personellen, familiären, sozialen Sphäre oder der Bildungs-oder Arbeitsfunktion nach sich zieht“. Problematisch ist laut den Forschern, dass das Spielen auch eine Begleiterscheinung eines anderen Symptoms sein kann. Depressive Menschen etwa können zu Videospielen oder auch Drogen greifen, um ihre Leiden zu lindern beziehungsweise sich von ihnen abzulenken.

Forscher der Nottingham Trent University forderten in einem Paper vom Sommer letztes Jahres eine klare Definition zur Unterscheidung zwischen jemandem, der zwar ausgiebig spielt, jedoch ohne größere Komplikationen für sein Leben und zwischen jemandem, der in seinem täglichen Leben deutliche Einschränkungen aufgrund seines Spielverhaltens erfährt. Laut Bruce Lee, einem Forscher der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, ist der Kontext einer Person wichtig, um zu entscheiden, ob sie krankhaft süchtig ist oder nicht. Laut Lee können Spielverhalten durchaus auch positive Folgen haben.

Positive Effekte des Gaming

Zu den positiven Folgen zählt der Stressabbau, das Verbessern von problemlösendem Denken sowie die Förderung der Auge-Hand-Koordination. Das Finden einer gesunden Balance beim Spielen von Videospielen sei jedoch nicht unbedingt leicht. Alles in allem ist es notwendig, die Forschung auf diesem Gebiet zu intensivieren, da beispielsweise alleine in den USA in 63 Prozent aller Haushalte mindestens eine regelmäßig Videospiele nutzende Person lebt.

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