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Handysucht ist real: Mit diesen Tricks gefährdet ihr euch gar nicht erst

Mit dem mobilen Gerät hat nicht nur Bequemlichkeit in unseren Alltag Einzug gehalten. Auch Zwangsverhalten nimmt dadurch zu. Seid ihr womöglich smartphonesüchtig?

Mutter und zwei Kinder
Die Sucht nach dem eigenen Smartphone kann sich recht schnell durch hohen Internetkonsum einstellen. Foto:

Obwohl Smartphones sehr produktive Werkzeuge sein können, die mit wenigen Handgriffen vieles erleichtern, kann eine Überhandnahme der Nutzung zu zwanghafterm Verhalten führen und schnell den Alltag, die Arbeit und Beziehungen beeinträchtigen. Besonders, wenn ein User mehr Zeit damit verbringt, in den sozialen Netzwerken zu agieren als mit realen Personen, oder sich nicht davon abhalten kann, immer wieder Textnachrichten, E-Mails, Apps oder Webseiten zu checken, sollte der eigene Umgang mit dem Smartphone überdacht werden. Die Gefahr von Handysucht besteht in diesen Fällen nämlich.

Was ist Handysucht?

Handysucht, auch bekannt als Nomophobie oder die Angst, ohne Smartphone zu sein („No-Mobile-Phone-Phobia“), wird in vielen Fällen durch eine übermaßige Nutzung des Internets begünstigt (Internetsucht selbst ist ein so großes Problem, dass sie es bereits in den Anhang des „Diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen“ (DSM) geschafft hat). Die Online-Welt, mit der wir über das Smartphone in Verbindung stehen, ist also eher der Kern des Problems.

Dabei sind Smartphones besonders gefährlich, weil sie überall mitgenommen und verschiedene Zwangsverhalten an jedem Ort bedient werden können. Viele Menschen geben beispielsweise zu, ihr Handy regelmäßig im Kino, beim Fahren, in Meetings und selbst während des Sex zu nutzen.

Glückshormon Dopamin unterstützt Handysucht

Auslöser für ein solches Verhalten ist die Ausschüttung von Dopamin, einem Glückshormon, während der Smartphone-Nutzung. „Man führt eine Handlung aus, und dann gibt es eine Überraschung“, so Informatiker Alexander Markowetz, der an der Universität Bonn zum Thema digitales Burnout geforscht hat. Laut Michael Knothe, Pressesprecher beim Fachverband Medienabhängigkeit, gleicht dies maximaler Belohnung mit minimalem Aufwand.

Die negativen Auswirkungen von Handysucht auf den Alltag und die Psyche können dabei sehr vielfältig sein:

  • gesteigerte Einsamkeit und Depressionen
  • geschürte Angstzustände
  • zunehmender Stress
  • sich verschlimmernde Aufmerksamkeitsdefizite
  • schwache Konzentrationsfähigkeit
  • Schlafstörungen
  • gesteigerter Narzissmus und Ichbezogenheit

Welche Warnsignale sollte ich beachten?

Erste Anzeichen bei sich selbst zu beobachten, kann helfen, Smartphone-Sucht frühzeitig zu erkennen und in Angriff zu nehmen. Beispiele für Auffälligkeiten im Alltag sind etwa folgende Situationen:

  • Probleme bei der Erfüllung von Aufgaben zu Hause oder auf Arbeit
  • Isolation von Freunden und Familie
  • Das Verbergen der häufigen Smartphone-Nutzung vor anderen
  • Die Angst, etwas zu verpassen
  • Ein Gefühl von Furcht, Angst oder Panik, wenn das Smartphone vergessen wurde, der Akku leer ist oder das System abstürzt
  • Phantom-Vibration (du fühlst wie das Smartphone vibriert, obwohl keine neuen Nachrichten oder Updates zur Verfügung stehen)
  • Entzugserscheinungen: Ruhelosigkeit, Wut oder Irritation, Konzentrationsschwierigkeiten, der Drang nach Zugang zu deinem Smartphone

Tipps für die Selbstkontrolle bei der Smartphone-Nutzung

Psychologen empfehlen, gezielte „Offline“-Tage einzuplanen, an denen der Zugang zum Internet über das Smartphone ausgeschaltet wird. Auch in bestimmten Alltagssituationen sollte auf das Smartphone verzichtet werden, so beim Schlafengehen oder beim Essen.

Wer sich den Griff zum Smartphone möglichst schwer macht, hat gute Chancen, es weniger in Anspruch zu nehmen. Die Nutzung herkömmlicher Geräte, wie Wecker und Armbanduhr anstelle der entsprechenden Smartphone-Funktionen kann bereits helfen, Handysucht vorzubeugen. Unterwegs lässt sich das Smartphone auch mal im Rucksack anstatt in der Hosentasche verstauen.

Die Smartphone-Einstellungen selbst sind durchaus optimierbar. So lassen sich Push-Benachrichtigungen, zum Beispiel für eingehende WhatsApp-Nachrichten, einfach ausschalten. Allein das Abstellen blinkender Lichter bei neuen Messages kann hier schon helfen, weniger oft auf das Gerät zu schauen.

Der Flugmodus ist eine weitere, sehr simple Art, das Smartphone ruhig zu stellen. Funkeinheiten wie Mobilfunk, WLAN, Bluetooth etc. werden dadurch ausgeschaltet und die Verbindung zur Außenwelt unterbrochen. Ähnlich gut könnte der „Nicht stören“-Modus funktionieren. Dieser lässt sich so einrichten, dass zu bestimmten Uhrzeiten keine Benachrichtigungen durchdringen. Am Ende lässt sich das Smartphone natürlich auch einfach ganz abschalten.

Selbst-Test: Habe ich Handysucht?

Ein einfacher Online-Test hilft dir, heraus zu finden, ob du von Nomophobie betroffen bist. Die 20 Fragen wurden von Caglar Yildirim, Assistenzprofessor für Mensch-Computer-Interaktion, an der Staatlichen Universität von New York entwickelt.

Die Fragen werden jeweils mit einem Wert von 1 (trifft überhaupt nicht zu) bis 7 (trifft komplett zu) bewertet und addiert. Laut Yildrim bedeutet ein Gesamtwert von bis zu 20 Punkten keine Abhängigkeit. Ab 21 bis 60 Punkte liegt eine milde Nomophobie vor. Punkte von 61 bis 99 deuten dagegen an, dass du es wahrscheinlich kaum aushältst, dein Smartphone nicht zu checken. Ein Gesamtwert ab 100 Punkten könnte bereits Angstzustände bei fehlendem Zugang zum Smartphone bedeuten.

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