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Handy-Überwachung: Whistleblower deckt staatliches Fehlverhalten auf

Handy-Überwachung durch Staaten ist ein leidiges, immer wiederkehrendes Thema. Ein Whistleblower lieferte jetzt Beweise für den nächsten staatlichen Fehltritt.

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Whistleblower deckt Handy-Überwachung durch Staaten auf. Foto: iStock/metamorworks

Ein Whistleblower hat einer britischen Zeitung Informationen zugespielt, laut denen das globale Telekommunikationsnetzwerk SS7 stärker als bisher angenommen für Handy-Überwachung bestimmter Bürger genutzt werden würde. Hauptsächlich ein Staat bedient sich dieses fragwürdigen Instruments.

Whistleblower deckt staatliche Handy-Überwachung auf

Der Guardian wurde von einem Whistleblower kontaktiert, der allem Anschein nach Informationen über staatliches Fehlverhalten in Bezug auf Handy-Überwachung besitzt. Demnach soll Saudi-Arabien das globale Telekommunikationsnetzwerk SS7 ausgenutzt haben, um seine Bürger auszuspionieren.

SS7 (Signalling System 7) ist ein Verfahren mehrerer Telefon-Provider, um ihre Kunden weltweit vernetzen zu können. Telefoniert beispielsweise ein Kanadier in Frankreich zurück in seine Heimat, geschieht dies über SS7. Zudem ist es maßgeblich dafür verantwortlich, dass Personen per Roaming nahezu überall Internet zur Verfügung steht. Datenschützer weisen außerdem schon seit längerem auf die Möglichkeit der Handy-Überwachung via SS7 hin. Der nun vorliegende Leak des Whistleblowers unterfüttert diese Bedenken nun erstmals mit Beweisen.

So überwacht Saudi-Arabien unerwünschte Bürger

Seit dem November 2019 hat das saudische Königreich, laut der dem Guardian vorliegenden Dokumente, systematisch seine Bürger im Ausland überwacht. Dafür sollen die drei tonangebenden Mobilfunkanbieter Saudi-Arabiens eine auffällig große Anzahl Provide Subscriber Informationen (PSI), also Informationen über die Position eines Handynutzers, angefragt haben. Die einzige Erklärung für solch ein Verhalten: Staatlich gewollte Handy-Überwachung.

Gerade sobald sich saudische Staatsbürger auf US-Amerikanischen Boden bewegten, hätten die arabischen Mobilfunkanbieter eine solche PSI von einem US-Provider erbeten. Faktisch eine offizielle Anfrage auf Handy-Überwachung. Zwar kann nicht eindeutig bewiesen werden, dass hinter diesen Vorstößen die saudische Administration steckt, aber aufgrund ähnlicher Vorkommnisse in der Vergangenheit liegt eine solche Vermutung nahe.

Deckte der Whistleblower Handy-Überwachung aus Angst auf?

Diese Enthüllungen des Whistleblowers reihen sich ein, in ein neues Bild moderner Außenpolitik. So ist eine der größten Ängste Saudi-Arabiens, die Furcht vor der ideologischen Deligitimation ihres Regimes. In diesem Lichte ist beispielsweise auch die Ermordung Jamal Kashoggis zu interpretieren. Und nicht nur die Saudis fahren einen veränderten Kurs in der internationalen Politik. Ähnliches ist bekannt aus Russland oder China. Vorbei sind die Zeiten offener Kriege mit herkömmlichen Waffen. Der digitale Raum wird immer mehr zum Schauplatz globaler Politik, ausgefochten mit cyber-technologischen Maßnahmen. Eine Entwicklung, der man unbedingt Beachtung schenken sollte.

Auf diese Weise wurde Jeff Bezos allem Anschein nach von der saudischen Regierung erpresst.

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