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Atomwaffen-Geheimnisse geleakt – darunter Standorte und Passwörter

Atomwaffen der US-Streitkräfte werden mitunter auch in Europa gelagert. Eine verheerende Schwachstelle deckte nun detaillierte Informationen über sie auf.

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Die Atomwaffen der US-Streitkräfte sind offenbar nur physisch gesichert. Foto: Getty Images/davidhills

Laut einem internationalen Recherchekollektiv Bellingcat sind geheime Informationen über US-amerikanische Atomwaffen in Europa offen im Internet aufgetaucht. Es würde sich um Apps handeln, mit denen Soldaten, die mit diesen Waffen umgehen, Protokolle und Details studieren. Offenbar wussten sie nicht, dass diese Apps öffentlich zugänglich sind.

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Atomwaffen-Geheimnisse geleakt – darunter Standorte und Passwörter

Atomwaffen der US-Streitkräfte werden mitunter auch in Europa gelagert. Eine verheerende Schwachstelle deckte nun detaillierte Informationen über sie auf.

Taktisch oder strategisch – was ist der Unterschied?

  • Strategische Atomwaffen haben eine große Sprengkraft. Sie werden nicht auf dem Gefechtsfeld eingesetzt, sondern sollen im feindlichen Hinterland Raketensilos oder gar Städte zerstören.
    • Ihre Sprengkraft reicht vom Kilotonnenbereich bis zu über 100 Megatonnen TNT.
  • Taktische Atomwaffen dienen der Bekämpfung gegnerischer Streitkräfte. Ihr vergleichsweise geringer Wirkungsradius soll den Einsatz nahe der eigenen Positionen ermöglichen.

Atomwaffen aufgedeckt: US-Streitkräfte riskieren globale Sicherheit

Basen, von denen man annimmt, dass sie Atomwaffen in Europa stationieren, lassen sich offenbar weit einfacher aufspüren, als gewollt. Ihre Standorte lassen sich mittels Lernkarten ermitteln, die das Militärpersonal der US-Streitkräfte nutzt, um sich die Standorte der Atomwaffen einzuprägen. Banal daran ist vor allem, dass sich diese Informationen offenbar bereits durch eine kurze Online-Suche finden lassen.

Suchbegriffe wie „PAS“, „WS3“ und „vault“ (dt.: Gewölbe, Tresor) führten den Sicherheitsforscher Foeke Postma auf Google in Kombination mit Luftwaffenstützpunkten in Europa in direkter Linie zu kostenlosen Lernkartenplattformen wie Chegg, Quizlet und Cram. Allein auf erstgenannter Plattform gibt es 70 Karten mit dem Titel „Study!“, die spezifische Informationen über das Atomwaffenlager auf der Volkel Air Force Base in den Niederlanden enthielten.

Eine Karte stellte die Frage: „Wie viele WS3 (Weapons Storage and Security Systems)-Einrichtungen gibt es auf der Foelkel Air Force Base?“ Die richtige Antwort war „11“. Eine andere Karte gab an, dass fünf der 11 Lagereinrichtungen „heiß“ waren. Das bedeutet, dass sie tatsächlich Atombomben beinhalteten. Die restlichen sechs waren „kalt“, was bedeutet, dass sie keine Atombomben beherbergten – und welche Einrichtungen heiß beziehungsweise welche kalt waren, schreibt Postma in seinem Beitrag für Bellingcat.

Auch Passwörter & Überwachungskameras enthüllt

Eine andere Lernunterstützungsseite, Cram, hatte 80 Karten, eine für jede der Lagereinrichtungen auf der Aviano Air Base in Italien, auf denen stand, ob sie „heiß“ oder „kalt“ waren und was die Soldaten je nach Alarmstufe tun sollten. Weitere vermeintlich geheime Karteikarten über Basen, die sich in der Türkei, Belgien und Deutschland befinden, wurden ebenfalls veröffentlicht. Es gab auch Karten mit den Standorten von Überwachungskameras und dem Passwort, das man verwenden muss, wenn man jemanden anruft, um mitzuteilen, dass man überfallen und gefangen genommen wurde.

Die von Postma entdeckten Karteikarten waren seit 2013 öffentlich zugänglich und einige waren im April 2021 immer noch in Gebrauch. Es wird vermutet, dass diese Karteikarten entfernt wurden, nachdem Bellingcat vor der Veröffentlichung des Artikels die Nordatlantikpakt-Organisation und die US-Streitkräfte um eine Stellungnahme gebeten hatte, heißt es in dem Bericht.

Erst am Wochenende haben wir dir verraten, was passieren würde, wenn man alle Atombomben der Welt zünden würde. Insgesamt befinden sich in Europa geschätzt 150 Atombomben der US-Streitkräfte, also circa ein Prozent des gesamten weltweiten Arsenals aller Nationen. Allerdings könnte auch eine solche Menge bereits katastrophale Schäden anrichten.

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