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Untergrund gegen Putin: Hacker bilden „Guerilla-Armee“

Der Krieg in der Ukraine hat längst mehr als nur eine Dimension. Im Schatten haben Hacker damit begonnen, organisiert gegen Russland und seinen Präsidenten Wladimir Putin vorzugehen.

ITler sitzt in Serverraum
Der Krieg in der Ukraine wird auch von Hackern ausgetragen (Symbolbild). © Getty Images/CasarsaGuru

Der Krieg in der Ukraine dauert an. Nach ersten, aber ergebnislosen Friedensverhandlungen sind die Kämpfe um Kiew und andere Städte weiterhin im Gange. Dabei sind es aber längst nicht mehr nur Konfrontationen in den Straßen und aus der Luft. Im Untergrund wird gleichzeitig eine Art Schattenkrieg ausgeführt. Denn die ukrainische Regierung soll dort Hacker zur Hilfe aufgerufen haben, wie ein Beteiligter berichtet.

Krieg in der Ukraine: Die Armee, die niemand sieht

Wie unter anderem Zeit Online und das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichten, ist die Zivilbevölkerung der Ukraine längst aktiv in den Krieg involviert worden. So hat Selenskyj alle Bürger:innen, die sich dafür bereit fühlten, aufgefordert, „unseren Staat mit Waffen in den Händen zu verteidigen“. Dafür stünden für alle Freiwilligen entsprechende Waffen zur Verfügung. „Die Zukunft der Ukraine hängt von jedem Ukrainer ab“, erklärte der Präsident vor wenigen Tagen.

Parallel dazu spielt sich ein anderes, virtuelles Kriegsszenario ab. Wie Forbes berichtet, sammeln sich ukrainische Cyberangreifer wie eine Guerilla-Armee, um gegen Putins Invasion vorgehen. Darunter Yegor Aushev, Gründer mehrerer Cybersicherheitsunternehmen in der Ukraine. Er sagt, dass er eine Gruppe an Hackern rekrutiert habe, zu denen auch eine Handvoll Russen gehören, die Putins Vorgehen ablehnen. Zusammen versuchen sie ukrainische Ressourcen zu schützen und in russische Systeme einzudringen.

Verteidigung und Cyberspionage

Laut der Nachrichtenagentur Reuters, die zuerst über Aushev Projekt berichtet hatte, stand auch dahinter ein Aufruf der Regierung. So suchte man gezielt im Untergrund nach Hackern, die beim Schutz kritischer Infrastrukturen, aber auch bei Cyberspionage gegen russische Truppen helfen könnten. Erste Anfragen erschienen demnach bereits am vergangenen Donnerstag in für die Szene relevanten Foren.

„Ukrainische Community! Es ist Zeit, bei der Cyberverteidigung unseres Landes mitzumachen.“

Yegor Aushev (via Reuters)

Hinter dem Aufruf steckte Aushev, der damit zudem um eine Bewerbung via Google Docs sowie die Angabe der Spezialgebiete und beruflicher Referenzen bat. Seiner Aussage zufolge wurde er von einem hochrangigen Offiziellen des Verteidigungsministeriums darum gebeten, der ihn am Donnerstag kontaktiert hätte. Einen Kommentar dazu verweigerten die offiziellen Stellen bislang aber sowohl gegenüber Reuters als auch Forbes. Eine andere, direkt in die Bemühungen involvierte Person, habe Aushevs Angaben jedoch bestätigt.

„Es ist Verteidigung, Angriff und Training“, erklärt Aushev weiter. „Die meisten Attacken (aus Russland) sind DDoS, bei denen Regierungsseiten und Webseiten ukrainischer Medien zusammenbrechen. Aber das ist Teil einer ‚hybriden‘ Kriegsführung, in deren Rahmen Telegram und andere unter Ukrainern beliebte Apps mit falschen Informationen überflutet werden.“

So verläuft der Cyber-Krieg in der Ukraine

Die Spezialist:innen sind Aushev zudem sehr entschlossen. So werde sich die Armee auch nicht auflösen, sollte Kiew fallen.

„Dieses Projekt wird in keinem Fall stoppen solange Putin Präsident ist und solange Russland auf dieselbe Art über die Ukraine spricht wie jetzt — als wäre die Ukraine kein Land. Solange man so fortfährt, werden wir keine Freunde sein, und das bedeutet wir sind Feinde.“

Yegor Aushev (via Forbes)

Gekennzeichnet ist der Cyberkrieg zwischen Ukraine und Russland laut Forbes neben den genannten Überlastangriffen (DDoS, Distributed denial of service) zur Lahmlegung von Regierungsstellen durch diverse Phishing-E-Mails an das militärische Personal der Ukraine. Diese stammen angeblich von einer in Belarus ansässigen Hackergruppe.

Dazu komme die landesweite Verbreitung von Malware, die Computerspeicher in Sekunden zerstören könne. Einige Berichte sprechen unter Berufung auf einen US-Beamten auch von Attacken auf Kraftwerke. Details dazu gäbe es aber nicht. Und selbst Cyberkriminelle, wie die „Conti ransomware crew“ sollen damit drohen, kritische Infrastrukturen als Antwort auf Attacken auf Russland zu zerstören.

Einen Einfluss haben zudem physische Attacken auf das Land. Zeugenberichten zufolge war das WLAN an einigen Orten gestört, weil durch Bombenangriffe auch Internetkabel beschädigt wurden.

Quellen: Forbes, Reuters, Redaktionsnetzwerk Deutschland, Zeit Online

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

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