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„Todesraten sind erschütternd“: Forscher warnen vor globaler Bedrohung

Nicht nur Vögel leiden unter der sich verbreitenden Vogelgrippe, sondern auch andere Arten. Die Krankheit reift damit zu einer globalen Bedrohung heran.

Frau in einem Seuchenschutzanzug
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Die Virologin Diana Bell sieht in der Vogelgrippe eine globale Bedrohung für Artenvielfalt und Menschen, vor allem durch intensive Geflügelhaltung verursacht. Sie beschreibt diese Massenzucht als „Tsunami“, der die Virusverbreitung beschleunige. Bell, eine führende Expertin nach zwei Jahrzehnten Forschung, schätzt, dass Millionen wilder Vögel der Krankheit zum Opfer fielen, genaue Zahlen bleiben unklar.

Vogelgrippe bedroht globale Artenvielfalt

Dramatische Rückgänge bei Skuas und Basstölpeln im Vereinigten Königreich würden zeigen, wie ernst die Bedrohung für das Überleben der Arten sei, betonte Bell gegenüber Spektrum.de.

„Genaue Zahlen gibt es nicht. Denn wir wissen nicht, wie viele Seevögel unbemerkt im Meer versinken oder in entlegenen Gegenden verenden. Aber allein die unglaublich hohen Todesraten von Tieren, die vor unseren Augen sterben, sind erschütternd und beispiellos. Wir stehen einer Panzootie riesigen Ausmaßes gegenüber, einer Pandemie im Tierreich.“

Diana Bell

Diese Krise verstärke die bereits bestehenden Druckfaktoren auf die globale Artenvielfalt wie Lebensraumzerstörung, Verschmutzung und Klimawandel. Die Forscherin fordert daher dringendes Handeln, um weitere Schäden zu verhindern.

Angst vor der Geflügelindustrie

Die politische Antwort auf die Vogelgrippe als Bedrohung für die Artenvielfalt sei unzureichend. Bell erklärt, dass man die Krankheit als ernsthafte Herausforderung ansehen müsse. Die Übertragung auf Säugetiere, etwa bei Seehunden in Argentinien, zeige die Fähigkeit des Virus, Speziesgrenzen zu überschreiten. Das könne ein Risiko für neue Pandemien bedeuten.

Zugvögel haben, so die Virologin zwar nicht keinen Einfluss auf die Verbreitung der Krankheit, doch würde ihnen ein zu großer Anteil zugeschrieben. Es sei eben einfacher, „wilde Vögel verantwortlich zu machen, als sich mit einer Milliardenbranche wie der Geflügelindustrie anzulegen“. Sie mahnt: „Gleichzeitig wird die Epidemie durch Ausbrüche in Farmen beständig befeuert. Und auch durch die Transporte: Milliarden Vögel wandern jedes Jahr um die Erde.“

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„Trend zu Megafarmen muss gestoppt werden“

Bell fordert eine radikale Änderung in der Geflügelproduktion, weg von der Massentierhaltung hin zu kleineren, nachhaltigeren Betrieben. Das sei entscheidend, um zukünftige Ausbrüche zu verhindern und neue Pandemien abzuwenden.

„Die Betriebe sollten ihre Küken selbst aufziehen und ihre Eier von den eigenen Tieren legen lassen, anstatt Küken und Eier weltweit herumzuschieben. Der Trend zu Megafarmen mit über einer Million Tieren muss gestoppt werden. Kleinere Betriebe ermöglichen auch mehr Tierwohl. Wir haben – angetrieben durch eine veränderte Nachfrage von Verbrauchern – bei der Produktion von Eiern schon viele Verbesserungen erreicht. Dasselbe muss mit Geflügelfleisch geschehen.“

Diana Bell

Sie betont die Notwendigkeit, die Entwicklung der Vogelgrippe genau zu überwachen und vorbereitet zu sein. Trotz aktuell geringem Risiko der Übertragung zwischen Säugetieren, zeigt die Geschichte menschlicher Infektionen die ständige Gefahr. Bell mahnt, dass wir aus Covid-19 lernen und proaktiv handeln müssen, um doppelte Krisen zu vermeiden.

Quelle: Spektrum.de

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