Der Berliner Neobroker Trade Republic steht laut Medienberichten vor einer umfassenden Neuausrichtung. Hintergrund ist eine neue EU-Regulierung, die das bisherige Geschäftsmodell zahlreicher Broker grundsätzlich infrage stellt. Um sich langfristig im Wettbewerb behaupten zu können, baut das Unternehmen mittlerweile eine eigene Infrastruktur für das sogenannte Market Making auf – ein ambitioniertes Vorhaben mit weitreichenden Folgen.
Darum muss sich Trade Republic neu aufstellen
Bislang hat Trade Republic Wertpapieraufträge über externe Handelspartner wie Lang & Schwarz abgewickelt und dafür Provisionen kassiert – ein Modell namens Payment for Order Flow (PFOF). Spätestens zum 30. Juni 2026 wird diese Praxis in der EU verboten. Ziel der neuen Vorschrift ist es, die Transparenz zu erhöhen und den Anlegerschutz zu verbessern.
Diese Änderung zwingt Trade Republic dazu, das eigene Geschäftsmodell zu überdenken. Co‑Gründer Christian Hecker treibt das Thema intern stark voran, berichtete das manager magazin (Paywall). Inzwischen arbeitet das FinTech konkret daran, das Market Making selbst zu übernehmen – also Kauf‑ und Verkaufspreise festzulegen und Aufträge intern zu bearbeiten. Dies würde das Unternehmen unabhängiger von Drittanbietern machen und gleichzeitig neue Erlösquellen eröffnen.
Auch interessant: Trade Republic: Diesen legalen Steuertrick übersehen zu viele

Neue Köpfe, neues Know-how
Dass es dem Unternehmen mit der Neuausrichtung ernst sei, zeige sich laut dem Bericht auch an aktuellen Personalien. So sei Carsten Lütke-Bornefeld – ein erfahrener Profi mit fast 30 Jahren bei Lang & Schwarz – zu Trade Republic gewechselt. Sein Eintritt könnte darauf schließen lassen, dass bereits an der technischen und personellen Basis für die neue Handelsstruktur gearbeitet wird.
Market Making gilt als zentral für moderne Trading-Plattformen, da es für Stabilität auch in volatilen Marktphasen sorge. Konkurrent Scalable Capital hat diesen Schritt bereits vollzogen und in Kooperation mit der Börse Hannover ein eigenes Handelssegment aufgebaut.
Bereits 2024 habe Trade Republic laut manager magazin signalisiert, wie ernst das Ziel der Unabhängigkeit genommen werde: Damals seien Millionenbeträge in die Entwicklung einer eigenen Handelsplattform geflossen, um sich von der Großbank HSBC zu lösen. Diese Basis könnte nun beim nächsten strategischen Schritt helfen.
Auch interessant: Trade Republic-Nutzer vor dem nächsten Schreck? EZB vor wichtiger Entscheidung
Vorteile für Nutzende erwartet
Die Vision scheint zu sein, Trade Republic von einer reinen Trading‑App zu einer umfassenden Finanzplattform zu entwickeln. Mit acht Millionen Nutzer*innen und einem verwalteten Vermögen von 100 Milliarden Euro strebt das Unternehmen augenscheinlich weiteres Wachstum an. Die Kontrolle über die eigene Handelsinfrastruktur könnte dabei ein strategischer Vorteil sein.
Für Nutzer*innen brächte die neue Strategie möglicherweise spürbare Vorteile: schnellere, transparentere Orderausführungen, geringere Abhängigkeit von Drittanbietern und potenziell günstigere Gebühren. Ob diese Umstellung gelingt und sich das EU‑Verbot möglicherweise in einen Wettbewerbsvorteil verwandeln ließe, bleibt abzuwarten. Spätestens 2026 müssen sich Kund*innen jedoch auf Neuerungen einstellen.
Quelle: manager magazin
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.
Die mit dem Einkaufswagen 🛒 gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links. Die Produkte werden nach dem besten Wissen unserer Autoren recherchiert und teilweise auch aus persönlicher Erfahrung empfohlen. Wenn Du auf so einen Affiliate-Link klickst und darüber etwas kaufst, erhält unsere Redaktion eine kleine Provision von dem betreffenden Online-Shop. Für Dich als Nutzer verändert sich der Preis nicht, es entstehen hierdurch keine zusätzlichen Kosten. Die Einnahmen tragen dazu bei, Dir hochwertigen, unterhaltenden Journalismus kostenlos anbieten zu können.