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Verbrenner-Verbot: Autobauer wehren sich gegen Null-Emissionen – mit absurder Forderung

Die Autoindustrie stellt das Aus für Verbrenner ab 2035 zur Debatte. Der VDA fordert Änderungen mit einem eigenen Zehn-Punkte-Plan.

Absperrband mit der Aufschrift
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Die deutsche Autoindustrie, vertreten durch den Verband der Automobilindustrie (VDA), fordert weitreichende Änderungen am geplanten Verbrenner-Verbot ab dem Jahr 2035. In einem neuen Zehn-Punkte-Plan schlägt der VDA vor, Autos mit Verbrennungsmotor weiterhin zuzulassen, wenn sie ihre Emissionen nur um 90 Prozent statt vollständig reduzieren. Zudem möchte der Verband die eigentlich für 2026 vorgesehene Überprüfung der EU-Vorgaben bereits 2025 durchführen lassen. Diese Forderungen würden das Verbrenner-Aus faktisch aufheben.

10-Punkte-Plan gegen das Verbrenner-Verbot

Der VDA begründet seine Initiative mit einer angeblich schwachen Nachfrage nach Elektroautos. Er fordere, Plug-in-Hybride mit großer elektrischer Reichweite „unabhängig von der Betankung“ wie Elektroautos zu behandeln. Darüber hinaus soll der Einsatz von synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, als klimaneutral gelten.

„Für die Zielverschärfungen in 2030 und 2035 sollte eine Entlastung in Form eines zweijährigen Phase-In der Grenzwerte zur Anwendung kommen“, so der VDA weiter. Will heißen: In dieser Übergangsphase soll nur nur ein Teil der neu zugelassenen Fahrzeuge auf die Emissionsziele angerechnet werden.

Aus Politik und Umweltverbänden kommt deutliche Kritik. Michael Bloss, klimapolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, nennt die Vorschläge Table.Media zufolge einen „Frontalangriff der Automobilindustrie auf den Klimaschutz“. Auch Tiemo Wölken, umweltpolitischer Sprecher der Sozialdemokraten, habe den Vorstoß kritisiert. Die Industrie habe zuvor Entlastungen erhalten mit dem Versprechen, die Transformation nun ernsthaft anzugehen. Die neuen Forderungen zerstörten jede Planungs- und Investitionssicherheit für Betriebe.

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VDA könnte Fehler begehen

Fachleute warnen, so Table.Media weiter, dass die VDA-Vorschläge den Wandel zur Elektromobilität stark verlangsamen würden. Der Thinktank Agora Verkehrswende warne etwa, eine Abschwächung der Klimaziele gefährde auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Projektleiter Carl-Friedrich Elmer erklärt, dass ein höherer Verbrauch fossiler Kraftstoffe zu steigenden Preisen für Kohlenstoffdioxid (CO2) führt – und damit für dich als Nutzende höhere Kosten bedeutet. Eine solide Grundlage für politische Bewertungen könne es erst 2025 geben, wenn aktuelle Zahlen vorliegen.

Die Annahme schwacher Elektroautoverkäufe wird durch neue Marktdaten widerlegt. Im ersten Quartal 2025 wurden laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) rund 158.500 Elektrofahrzeuge neu zugelassen – ein Rekordwert. Das entspricht einem Anstieg um über vierzig Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Fachleute kritisieren deshalb die Bezugnahme des VDA auf veraltete Zahlen aus dem Jahr 2024. Die EU-Kommission solle den geplanten Review daher wie vorgesehen erst im kommenden Jahr durchführen.

Langfristig könnte die Strategie des VDA den deutschen Herstellern schaden. „Ohne konkurrenzfähige und bezahlbare Elektroautos droht Volkswagen und Co. die Übernahme durch chinesische Hersteller“, so Bloss. Der Versuch, sich mit hybriden Kompromissen vor echten Veränderungen zu drücken, könnte den Standort Deutschland schwächen.

Quelle: Verband der Automobilindustrie; Table.Media; Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft

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