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Gasheizung-Aus ohne Umbau: Ist Wasserstoff die Lösung?

Der Umstieg von der Gasheizung auf alternative Systeme wird teuer. Neben der Wärmepumpe könnte auch Wasserstoff eine Lösung sein – oder?

Robert Habeck vor Beginn der Konferenz in der Hamburger Handelskammer
© imago images / Chris Emil Janßen

Heizung nachts abschalten: Ist das wirklich sinnvoll?

Um Energie zu sparen, planen viele im Winter weniger zu heizen. Aber ist es auch sinnvoll, die Heizung nachts komplett abzuschalten? Wir klären auf!

Im Laufe weniger Tage hat sich die Lage um die Gasheizung zugespitzt. Das Europäische Parlament beschloss, es solle bis 2040 keine mit fossilen Brennstoffen betriebenen Heizkessel mehr geben, und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) legte unter Minister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) ein neues „Green Paper“ für den Wechsel zu nachhaltigen Heizlösungen vor.

Gasheizung: „H2 Ready“ könnte Umstieg erleichtern

Die meisten Heizungen sind nicht für reinen Wasserstoffbetrieb ausgelegt. „H2 Ready“-Heizungen können derzeit nur bis zu 20 Prozent Wasserstoff nutzen. Eine vollständige Umstellung erfordert weitere Anpassungen​​. Dennoch stellt die Heizlösung für viele gegenüber der Wärmepumpe eine erschwinglichere Alternative dar.

Expert*innen warnen, dass Wasserstoff als Brennstoff für Heizungen ineffizient und teuer ist. Im Vergleich zu Wärmepumpen benötige eine Wasserstoffheizung etwa sechsmal mehr Energie für dieselbe Wärmemenge​​, betont das Team von energie-fachberater.de.

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Kosten sparen am Stromnetz

Grüner Wasserstoff, produziert mit erneuerbaren Energien, verbrennt klimaneutral. Er ist für die Industrie unverzichtbar, aber für die Beheizung von Gebäuden zu knapp und zu kostspielig​​ – zumindest noch. Denn erst jüngst entdeckten Forschende in der albanischen Bulqizë-Chromitmine gewaltige unterirdische Wasserstoffreservoire.

Die Forschung legt nahe, dass es sich bei ihnen nicht um die einzige Ansammlung handelt und dass man das Gas nachhaltig extrahieren könnte. Im Gegensatz der Belastung, die durch Wärmepumpen und Infrarotheizungen auf das Stromnetz ausgeübt würde, „können für Wasserstoff die bestehenden Gasnetze genutzt werden, was wesentlich geringere Investitionen für den Umbau unseres Energiesystems zur Folge hätte“, betont außerdem Viessmann, ein Hersteller von Heiztechnikprodukten, Klima- und Kühlsystemen.

„Laut der Leitstudie der Deutschen Energie-Agentur (dena), ließen sich so bis 2050 rund 260 Milliarden Euro einsparen“, so das Unternehmen weiter.

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„Keine Zeit auf Scheinlösungen zu setzen“

Auf der Seite der Verbraucher*innen besteht jedoch Skepsis bezüglich der Umstellung auf Wasserstoff, insbesondere hinsichtlich der Kosten und der Effizienz im Vergleich zu bestehenden Heizlösungen. Die Bedenken reichen von der Sorge um die Substanz der Immobilien beim Austausch der Heizsysteme bis hin zu den finanziellen Auswirkungen, die eine Umstellung auf Wasserstoff mit sich bringen könnte​​.

Verbände fordern daher, die Option „H2 Ready“ aus den Gesetzen zu streichen. Sie argumentieren, eine flächendeckende Umstellung auf Wasserstoff sei weder technisch noch wirtschaftlich machbar. Außerdem sei grüner Wasserstoff anderswo effizienter einsetzbar​​.

„Der Einbau einer neuen Gasheizung, in der Zuversicht, diese kurz- oder mittelfristig mit klimaneutralem Wasserstoff betreiben zu können, ist mit immensen ökologischen und finanziellen Risiken verbunden“, erklärt etwa der Naturschutzbund Deutschland (NABU). „Angesichts der immer drängenderen Klimakrise bleibt keine Zeit auf Scheinlösungen zu setzen und durch sie viele Jahre weiter an Erdgas festzuhalten.“

Quellen: energie-fachberater.de; Viessmann; Naturschutzbund Deutschland

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