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Gasheizung oder Wärmepumpe? Expertin warnt vor fieser Denkfalle

Öl- und Gasheizungen machen Deutschland abhängig von Lieferungen und führen in Politik und Gesellschaft immer wieder zu hitzigen Debatten.

Warnschild mit der Aufschrift
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Heizung nachts abschalten: Ist das wirklich sinnvoll?

Um Energie zu sparen, planen viele im Winter weniger zu heizen. Aber ist es auch sinnvoll, die Heizung nachts komplett abzuschalten? Wir klären auf!

Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die intensive Medienkampagne gegen Wärmepumpen haben den Ausbau erneuerbarer Heiztechnologien in Deutschland erheblich verlangsamt. Viele Menschen wurden verunsichert, was zu einem deutlichen Rückgang der Installation von Wärmepumpen führte. Prognosen zufolge werden bis 2035 etwa 1,47 Millionen Wärmepumpen weniger installiert als ursprünglich geplant. Stattdessen bleiben Öl- und Gasheizungen länger im Einsatz oder werden neu eingebaut, was zu höherem Gasverbrauch, steigenden CO-Emissionen und zusätzlichen Kosten für Verbraucher*innen führt. Die fossile Industrie profitiert, während der Klimaschutz auf der Strecke bleibt.

Gasheizung vs. Wärmepumpe

Gaslieferanten könnten durch die Verzögerung der Wärmewende rund 24 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen. Über zwanzig Jahre würde der Gasverbrauch dadurch um 485 Terawattstunden steigen. Mindestens 98 Millionen Tonnen CO₂ würden zusätzlich in die Atmosphäre gelangen, rechnet Anja Floetenmeyer-Woltmann vor, strategische Beraterin und Expertin für die Kommunikation zur Wärme- und Mobilitätswende.

Das verdeutlicht, wie stark wirtschaftliche Interessen hinter der Anti-Wärmepumpen-Kampagne stehen. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bleibt bestehen, obwohl es längst bessere Alternativen gibt. Am Ende zahlen die Verbraucher*innen die Rechnung, während Klimaziele weiter in die Ferne rücken.

Springer-Medien wie BILD, Welt und Politico veröffentlichten während der Debatte um das GEG täglich zahlreiche Artikel, insbesondere gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck. Diese Berichterstattung beeinflusste die öffentliche Meinung und politische Entscheidungen maßgeblich. Gleichzeitig hält der US-Investmentfonds KKR, einer der größten Finanziers fossiler Unternehmen, eine bedeutende Beteiligung an Springer. Diese Verbindung zwischen finanziellen Interessen und der Anti-Wärmepumpen-Kampagne wirft Fragen auf.

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Förderprogramme und politische Entwicklungen

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 356.000 Wärmepumpen verkauft, was einem Marktanteil von 27,2 Prozent entspricht. Dennoch verzeichnete der Absatz von Wärmepumpen im Jahr 2024 einen drastischen Rückgang um 46 Prozent, mit nur noch 193.000 verkauften Geräten. Dieser Einbruch betrifft alle Heizungstechnologien, einschließlich Gas- und Ölheizungen. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) führt diesen Rückgang auf politische Unsicherheiten und eine schwächelnde Baukonjunktur zurück.

Seit dem 27. August 2024 können alle Hauseigentümer, Vermieter sowie Unternehmen und Kommunen Förderungen für den Einbau von Wärmepumpen bei der KfW beantragen. Die Zuschüsse können bis zu 70 Prozent der Investitionskosten betragen. Diese Förderung bleibt unabhängig von einem möglichen Regierungswechsel nach der Bundestagswahl bestehen und kann nur aktiv durch die künftige Bundesregierung geändert werden.

Die Union hat jedoch angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs das Heizungsgesetz rückabzuwickeln, was zu weiterer Unsicherheit in der Branche führt. Diese politischen Entwicklungen könnten die Akzeptanz und den Ausbau erneuerbarer Heiztechnologien weiter beeinträchtigen.

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Internationale Perspektiven

„Die Analyse der Heizhammer-Kampagne offenbart die enormen versteckten Kosten, die durch gezielte Desinformation und interessengeleitete Berichterstattung entstehen“, so Floetenmeyer-Woltmann. Die Folgen gehen weit über finanzielle Gewinne hinaus. In der Wärmepumpen-Branche wurden Tausende Arbeitsplätze geschaffen – und dann wegen der Verunsicherung wieder abgebaut. Viele Menschen investierten nicht in erneuerbare Heiztechnologien, weil die Zukunft unsicher erschien.

Stattdessen flossen der Expertin zufolge Milliarden in ausländische Gaslieferungen, wodurch Deutschland noch länger an fossilen Brennstoffen hängt. Die Energiewende wurde durch Angst und Fehlinformationen massiv ausgebremst. Dabei hätte die Wärmepumpe anders als die Öl- oder Gasheizung eigentlich eine zentrale Rolle in einer klimafreundlichen Zukunft spielen sollen.

Quelle: pv magazine; Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie

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