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Elektroauto-Trick spart heimlich bis zu 15 % Stromkosten – kaum jemand nutzt ihn

Dynamische Stromtarife lohnen sich nicht nur für Besitzerinnen und Besitzer einer Solaranlage. Besonders Haushalte mit einem Elektroauto können davon profitieren – aber auch viele andere Haushalte ziehen Vorteile daraus.

Elektroauto lädt an einer Wallbox
© supamotion - stock.adobe.com / Canva.com [M]

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Wer ein Elektroauto besitzt, kann mit einem einfachen, aber noch wenig bekanntem Trick spürbar Stromkosten sparen. Bis zu 15 Prozent weniger pro Jahr sind möglich – ganz automatisch, ohne großen Aufwand. Das Zauberwort: dynamischer Stromtarif.

Dynamische Tarife für Elektroautos

Anders als bei klassischen Stromtarifen mit festen Preisen orientiert sich der Preis beim dynamischen Tarif stündlich am sogenannten Spotmarkt – also am kurzfristigen Stromhandel. Das bedeutet: Wenn gerade besonders viel Strom verfügbar ist, etwa durch Wind- oder Solarenergie, wird es günstiger. Wer in diesen Zeiten Strom verbraucht – zum Beispiel beim Laden des Elektroautos – kann gezielt sparen.

Damit der Tarif funktioniert, benötigst du einen sogenannten Smart Meter – also einen intelligenten Stromzähler, der deinen Verbrauch in Echtzeit übermittelt. Erst durch diese Technologie kannst du stundengenau reagieren und so das Ladeverhalten an die Strompreisschwankungen anpassen. In der Regel funktioniert das ganz einfach über die jeweilige App deines Stromanbieters.

Nach der Installation und Konfiguration durch den Messstellenbetreiber erfolgt der Umstieg vom klassischen Übergangstarif auf das dynamische Modell automatisch.

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So viel sparst du wirklich

Ein realistisches Beispiel präsentiert der Energiekonzern E.ON: Ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem Elektroauto (jährliche Fahrleistung ca. 15.000 Kilometer) und rund 80 Prozent der Ladevorgänge zu Hause hat einen Gesamtstromverbrauch von etwa 5.900 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr.

Mit dem dynamischen Tarif E.ON ÖkoStrom Home & Drive Dynamic ergeben sich Einsparungen von:

  • bis zu 22 Prozent beim Laden des Fahrzeugs
  • und insgesamt bis zu 15 Prozent bei den gesamten Stromkosten

Im konkreten Fall wären das rund 350 Euro weniger pro Jahr – bei nahezu identischem Verbrauch.

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Negative Strompreise nutzen

Wenn das Angebot an Strom das tatsächliche Bedürfnis übersteigt – etwa in windstarken Nächten oder sonntags, wenn weniger verbraucht wird – kann der Preis am Spotmarkt sogar ins Negative rutschen. In solchen Momenten zahlen Anbieter quasi dafür, dass Strom überhaupt verbraucht wird. Wer dann seine Wallbox lädt, spart nicht nur, sondern kann vom Überfluss an erneuerbarer Energie sogar profitieren.

Natürlich ist aber nicht alles planbar. Die Preise am Spotmarkt schwanken – teilweise deutlich – und es gibt keine festgelegte Obergrenze. Wer den Stromverbrauch nicht aktiv oder automatisiert steuert, kann auch mehr zahlen als bei einem festen Tarif.

Zudem ist die Einrichtung eines Smart Meters Voraussetzung, und bis zur vollständigen Umstellung wird ein Übergangstarif berechnet.

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Kaum genutztes Potenzial

Noch sind dynamische Tarife eher eine Nische – oft, weil die Vorteile unbekannt sind oder das System zunächst kompliziert wirkt. Doch mit intelligenter Steuerung per App und automatisierten Ladevorgängen wird der Einstieg leichter als gedacht. Besonders attraktiv ist das Modell für Haushalte mit Solaranlage, Batteriespeicher oder Elektroauto.

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Diese Regeln musst du kennen

Seit 1. Januar 2025 sind alle Stromversorger gesetzlich verpflichtet, mindestens einen dynamischen Tarif anzubieten. Parallel dazu läuft der Smart-Meter-Roll-out: Haushalte mit mehr als 6.000 kWh Jahresverbrauch beziehungsweise Verbrauchern wie Wallbox oder Wärmepumpe müssen bis Ende 2025 zu mindestens 20 Prozent mit intelligenten Zählern ausgestattet sein. Damit wächst die Zahl der Anbieter und Tarife rapide – und der Einstieg wird auch preislich planbarer, denn die Smart-Meter-Kosten sind per Gesetz auf maximal 40 Euro pro Jahr gedeckelt.

Gleichzeitig greift die neue Netzregel § 14a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG): Wer eine steuerbare Wallbox installiert, muss zwar im Notfall eine kurzfristige Drosselung auf 4,2 kW akzeptieren, profitiert im Gegenzug aber von deutlich reduzierten Netzentgelten (je nach Region 110 – 190 Euro pro Jahr) oder wahlweise von zeitvariablen Netzentgelten ab April 2025. Damit lassen sich die Börsenpreisschwankungen eines dynamischen Tarifs noch besser ausnutzen.

Trotzdem lohnt ein genauer Blick in die Tarifbedingungen. Viele Anbieter finanzieren sich über eine fixe Monatsgebühr und schlagen zusätzlich einen kleinen Aufpreis auf den Börsenpreis – wer selten flexibel laden kann, riskiert daher Mehrkosten. Umgekehrt zeigt die Bundesnetzagentur, dass es 2024 bereits 457 Stunden mit negativen Strompreisen gab; mit automatisierter Ladeplanung können E-Auto-Besitzer in solchen Phasen sogar „Geld verdienen“, während sie laden.

Quelle: E.ON; Energiewirtschaftsgesetz 

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