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Heizungsgesetz: Das erwartet dich mit der Reiche-Reform

Das umstrittene Heizungsgesetz steht vor dem Aus. Doch der geplante Kurswechsel könnte teuer werden.

Katherina Reiche
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Heizung nachts abschalten: Ist das wirklich sinnvoll?

Um Energie zu sparen, planen viele im Winter weniger zu heizen. Aber ist es auch sinnvoll, die Heizung nachts komplett abzuschalten? Wir klären auf!

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche will das „Betriebsverbot für Gasthermen, die vor 1991 eingebaut wurden“, aufheben. Damit soll wieder mehr Ruhe in den Markt einkehren und Hausbesitzer*innen sollen selbst entscheiden können, wie sie ihr Gebäude beheizen. Das bisherige Gebäudeenergiegesetz (GEG), speziell der als „Heizungsgesetz“ bekannte § 72, verlangt bei neuen Heizungen einen Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie. Reiche schlägt vor, stattdessen den gesamten Kohlenstoffdioxid (CO2)-Ausstoß eines Gebäudes in den Fokus zu rücken – unabhängig von der eingesetzten Technik.

Klarer Plan fürs Heizungsgesetz

„Das bisherige Heizungsgesetz rekurriert mehr oder weniger auf eine Technologie“, erklärte Reiche bei Table.Today. Zunächst sei es daher notwendig, dass „Betriebsverbot“ abzuschaffen. „Es sollte dem Hausbesitzer überlassen sein, in welche Technologie er investiert. Wir müssen lernen, die Energiewende zu hybridisieren.“

Fachleute sehen Reiches Kurs kritisch. Denn die Wiederzulassung sehr alter Gasthermen verlängert die Nutzung besonders ineffizienter Heizsysteme um bis zu zwanzig Jahre. Die Anlagen arbeiten schlecht, verschwenden Energie und stoßen besonders viel CO2 aus. Das bremst die Energiewende und widerspricht dem Ziel, Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu machen. Auch mit den Vorgaben der Europäischen Union (EU), die fossile Heizsysteme ab dem Jahr 2040 verbieten will, ist dieser Vorschlag kaum vereinbar.

Ein alter Konstanttemperaturkessel verursacht etwa 30 Prozent mehr CO2 pro Kilowattstunde als ein moderner Brennwertkessel – und mehr als das Vierfache einer Wärmepumpe auf Basis des aktuellen deutschen Strommixes. Wird der Betrieb solcher Anlagen erlaubt, könnten sie bis 2040 zusätzliche 25 bis 30 Millionen Tonnen CO verursachen. Um das zu kompensieren, müsste der Staat teure Emissionsrechte einkaufen oder mit Strafzahlungen an die EU rechnen.

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Folgen für Haushalte und Industrie

Wärmepumpen und moderne Systeme verursachen zwar höhere Anschaffungskosten, sind aber auf Dauer günstiger – selbst in unsanierten Gebäuden. Der nationale CO2-Preis soll bis zum Jahr 2027 auf 65 Euro pro Tonne steigen. Das wird das Heizen mit fossilen Brennstoffen deutlich verteuern. Vor allem Menschen mit geringem Einkommen in schlecht gedämmten Häusern würden langfristig stärker belastet. Reiches Vorschlag schützt kurzfristig – auf lange Sicht wird es für viele aber teurer.

Die geplante Reform sorgt auch für Unsicherheit im Heizungsmarkt. Deutschland hat sein Ziel von 500.000 installierten Wärmepumpen im Jahr 2024 bereits deutlich verfehlt. Ein Kurswechsel bremst Investitionen, hemmt die Ausbildung von Fachkräften und verzögert den Aufbau der Lieferketten. Unternehmen verlieren Vertrauen in die politischen Rahmenbedingungen für klimafreundliche Technologien.

Statt alte Gasthermen wieder zu erlauben, schlagen Fachleute andere Maßnahmen vor. Du solltest von klaren Förderprogrammen für Wärmepumpen und Gebäudesanierungen profitieren – möglichst einfach und unbürokratisch. Kommunen könnten verpflichtet werden, konkrete Wärmepläne zu entwickeln. Boni für Pakete aus Solarstrom und Wärmepumpe könnten die Energiewende beschleunigen. Einnahmen aus der CO2-Bepreisung sollten gezielt für sozialen Ausgleich eingesetzt werden – damit auch du die Energiewende mitgehen kannst.

Quelle: Table.Media

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