Zahlreiche Nutzer*innen von Trade Republic stießen bei der Erstellung ihrer Steuererklärung für das Jahr 2024 auf kleinere Unstimmigkeiten. Programme wie WISO meldeten Abweichungen bei den Beträgen für Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer – meist handelte es sich nur um wenige Cent. Die Angaben zur Kapitalertragsteuer waren hingegen in den meisten Fällen korrekt. Wer seine Steuerdaten genau dokumentiert hat, bemerkte schnell, dass die Werte in der Jahressteuerbescheinigung nicht vollständig mit den eigenen Aufzeichnungen übereinstimmen.
Trade Republic verwirrt Steuerprogramme
Hinter diesen Abweichungen steckt ein technisches Detail: Trade Republic berechnet die Steuer für jede einzelne Transaktion separat und rundet dabei die Beträge – zum Beispiel für Kapitalertragsteuer, Soli und Kirchensteuer – jeweils auf zwei Nachkommastellen. Am Ende des Jahres werden diese gerundeten Beträge noch einmal zusammengefasst, was zu kleinen Differenzen führen kann. Steuerprogramme rechnen jedoch meist mit dem Gesamtbetrag und dem pauschalen Prozentsatz – dadurch entstehen die Meldungen über angebliche Fehler.
Ein Beispiel: Bei einem Kapitalertragsteuerbetrag von 466,98 Euro erwartet das Programm 25,68 Euro Soli (5,5 Prozent), auf der Bescheinigung stehen aber nur 25,55 Euro, wie etwa der Nutzer G-Ultimate in einem inoffiziellen Trade Republic-Forum berichtet. Die Differenz beträgt 13 Cent. Das klingt nach wenig, löst aber bei automatisierten Prüfungen sofort Warnungen aus. Besonders Nutzer*innen mit vielen Einzeltransaktionen berichten von ähnlichen Abweichungen – nicht dramatisch, aber ärgerlich. Denn viele gehen davon aus, dass Banken ihre Steuerdokumente auf den Cent genau ausstellen müssen.
Rechtlich gesehen ist das Vorgehen von Trade Republic aber zulässig:
- Laut § 4 Solidaritätszuschlaggesetz (SolzG 1995) dürfen Bruchteile von Cents einfach wegfallen.
- Auch das Einkommensteuergesetz (EStG) verlangt zwar eine inhaltlich richtige Bescheinigung, setzt aber entsprechend § 45b keine absolute Genauigkeit bis auf den letzten Cent voraus.
Das Steuerportal ELSTER akzeptiert Abweichungen bis zu einem Euro ohne Probleme. Und auch WISO hat seine Software inzwischen angepasst, um solche Fälle großzügiger zu behandeln.
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Kritik am Support
Trotzdem sorgt das Ganze für Unmut – vor allem wegen des Umgangs mit Rückfragen. Einige Nutzer*innen berichten, dass der Support des Neobrokers die Problematik nur schwer nachvollziehen konnte und auf Nachfragen mit allgemeinen Textbausteinen reagierte. In einem Fall wurde sogar behauptet, die Bescheinigung müsse „gar nicht korrekt“ sein. Solche Aussagen hinterlassen kein gutes Gefühl, insbesondere wenn es einmal um größere Beträge oder echte Probleme gehen sollte.
Besonders betroffen sind Menschen, die viele kleine Trades machen oder Krypto-Sparpläne nutzen. Wenn du regelmäßig in kleinen Beträgen investierst, können sich über das Jahr hinweg spürbare Rundungsdifferenzen summieren. Auch wenn es am Ende nur ein paar Cent sind – das Vertrauen leidet. Denn was für den Broker technisch korrekt ist, wirkt auf viele wie ein vermeidbarer Fehler.
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Mehr Transparenz ab 2026
Wer in WISO oder ELSTER über kleine Abweichungen stolpert, kann diese in der Regel unkompliziert beheben: In WISO lässt sich der automatische Plausibilitätscheck gezielt deaktivieren, sodass die Werte aus der Steuerbescheinigung manuell übernommen werden können. ELSTER akzeptiert Differenzen von bis zu einem Euro ohne weitere Rückfrage. Auch Verbraucher*innenportale wie Finanztip empfehlen, geringfügige Abweichungen zu tolerieren – vorausgesetzt, die Kapitalertragsteuer ist korrekt angegeben.
Die Rundungspraxis betrifft übrigens nicht nur Trade Republic: Auch andere Neo-Broker und etablierte Direktbanken berechnen Steuern transaktionsweise und runden auf zwei Nachkommastellen. Besonders bei Nutzer*innen mit vielen kleinen Trades – etwa durch ETF- oder Krypto-Sparpläne – können sich diese Rundungen über das Jahr hinweg deutlich bemerkbar machen. Ab 2026 soll ein standardisiertes digitales Steuerbescheinigungsformat (VDP-Standard) für mehr Transparenz sorgen, indem es neben den gerundeten Summen auch ungerundete Gesamtbeträge ausweist.
Für Vieltradende und Krypto-Investor*innen lohnt es sich zudem, regelmäßig den vollständigen Transaktionsexport (z. B. als CSV-Datei) aus der App zu sichern. Wer steuerlich auf Nummer sicher gehen möchte, kann bei Trade Republic eine kostenpflichtige „transaktionsbezogene Steueraufstellung“ anfordern. Diese enthält detaillierte Berechnungen und kann dem Finanzamt zur Prüfung vorgelegt werden – so lassen sich Nachfragen vermeiden und der Überblick über die eigene Steuerlast verbessern.
Quelle: Trade Republic Community; Solidaritätszuschlaggesetz 1995; Einkommensteuergesetz
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