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„Cyberpunk 2077“: Night City und seine turbulente Geschichte

Nach Jahren des Wartens hat CD Projekt RED am 10. Dezember 2020 endlich sein neues Action-Adventure veröffentlicht. Wir haben „Cyberpunk 2077“ und Night City genauer unter die Lupe genommen.

Night City Skyline
"Cyberpunk 2077" und Night City verbindet eine turbulente Geschichte. Foto: CD Projekt RED [M]

Rund acht Jahre ist es nun her, dass der polnische Videospielentwickler CD Projekt RED sein neues Action-Adventure erstmals angekündigt hat. Am 10. Dezember 2020 hatte das Warten der Fans aus aller Welt endlich ein Ende. Wir verraten dir nicht nur alles über die Entwicklung des Spiels, sondern geben dir darüber hinaus einen tiefen Einblick in die Geschichte von „Cyberpunk 2077“ und Night City.

Night City Skyline

„Cyberpunk 2077“: Night City und seine turbulente Geschichte

Nach Jahren des Wartens hat CD Projekt RED am 10. Dezember 2020 endlich sein neues Action-Adventure veröffentlicht. Wir haben "Cyberpunk 2077" und Night City genauer unter die Lupe genommen.

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„Cyberpunk 2077“ & Night City: Die Geschichte eines Hypes

Ursprünglich erschien das heutige Videospiel als „Cyberpunk 2020“ (1988), ein auf dem Roman „Necromancer“ (1984) basierendes Pen-&-Paper-RPG. Dieses dystopisch futuristische Rollenspiel legte den Grundstein für das, was einen der wohl größten Hypes der Gaming-Geschichte lostreten sollte. Das Resultat seines Weges hin zu „Cyberpunk 2077“ und Night City kann sich sehen lassen.

Im Rahmen der CD Projekt RED Summer Conference kündigte CEO Marcin Iwinski 2012 an, die Arbeiten an seinem neuen Videospiel hätten begonnen. Abseits einiger Einblicke in die Regie des Studios erhielt auch Mike Pondsmith, Autor des 1988er-RPGs, einen Gastauftritt. Die nächste „Cyberpunk 2077“-Nachricht erschien in Form eines Trailers während der Electronic Entertainment Expo (E3) 2018.

Ein Großteil des Zeitraums zwischen den beiden Veröffentlichungen sei eine inbrünstige Schaffensperiode gewesen, in der das Team von CDPR konzeptioniert und festgenagelt habe, was „Cyberpunk 2077“ sein würde. „Dazu gehörte die fortlaufende Aufgabe ein Pen-&-Paper-RPG in ein First-Person-Open-World-Videospiel zu übersetzen, zu entscheiden, welche Merkmale sinnvoll zu übernehmen und anzupassen sind, und herauszufinden, wie man das genau fertigbringt“, schreibt das Studio in einer Pressemitteilung.

Es folgte eine Vielzahl von Release-Verschiebungen, die schließlich mit der tatsächlichen Veröffentlichung am 10. Dezember 2020 ihr Ende fanden. Zur Veranschaulichung: In den acht Jahren zwischen 2012 und 2020 erlebte die Entwicklung des neuen Rollenspiels mitunter zwei Next-Gen-Releases von Sonys PlayStation, drei Präsidentschaftswahlen in den USA sowie diverse weitere Ereignisse, die das Welt- und Branchengeschehen beeinflusst haben.

Die Zeitachse von „Cyberpunk 2077“

„Cyberpunk 2077“ teile sich eine Zeitachse mit „Cyberpunk 2020“, und so würden Charaktere, Schauplätze und Ereignisse als Prüfsteine verwendet, um den Schauplatz von Night City im Jahr 2077 zu inspirieren. Charaktere wie Johnny Silverhand und Alt Cunningham, Entitäten wie Arasaka und die übermächtige Herrschaft von Megakonzernen passen ebenso in die Welt des Spiels wie die Idee, seine Fähigkeiten durch den Einsatz kybernetischer Implantate zu verbessern.

Das Spiel verfrachtet dich gut fünfzig Jahre nach den Ereignissen des 4. Korporationskrieges in ein Night City, das von Armut und neuen Technologien durchzogen ist. Während du selbst in die Rolle des Cyberpunks V schlüpfst, trittst du in eine Geschichte ein, die eine logische Erweiterung der bisherigen Zeitachse darstellt und eine dunkle Zukunft in einer Weise präsentiert, wie du sie zuvor noch nicht gesehen hast.

Zukunft ist Vergangenheit – in Night City

„Als Genre ist Cyberpunk eine Lupe, die zeitgenössische Probleme aufdeckt, und ein Videospiel ist die perfekte Möglichkeit, jemanden dazu zu provozieren, nicht nur über die Zukunft, sondern auch über die Gegenwart – und manchmal sogar über die Vergangenheit – nachzudenken“, erklärt Marcin Blacha, Story Director bei CD Projekt.“ Daher präsentiert unser Spiel selten nur Meinungen, sondern lädt den Spieler in der Regel ein, sich an einer Diskussion über Gegensätze zu beteiligen.“

Night City werde als ein Ort der Möglichkeiten, eine Stadt der Träume und als Falle präsentiert, so Blacha. „Viele haben bei der Verfolgung ihres Traums versagt und wurden schnell durch andere ersetzt. Diese Stadt ist eine Droge – sie wird Sie irgendwann umbringen, aber Sie können einfach nicht aufhören, sie mehr und mehr zu umarmen.“

„Cyberpunk 2077“ bringt eine Welt mit einer turbulenten Geschichte mit sich – einer gemeinsamen Vergangenheit mit dem ursprünglichen „Cyberpunk 2020“. Im Jahr 2077 sei Night City ein erdrosselter und ausgehungerter Ort, an dem man nur gedeihen könne, wenn man es dürfe. Oder wenn man bereit sei, ein großes Risiko einzugehen.

Stil ist alles

CDPR zufolge setze sich Night City aus vier verschiedenen Kunststilen zusammen. Jeder von ihnen bringe seine eigene Identität und Geschichte mit sich, „die die turbulente Entwicklung der Stadt bis zum Jahr 2077 nachzeichnet“. Sie spiegeln sich in Architektur, Technologie, Kleidung und Charakteren wider:

  • Kitsch (seit ca. 1994): Stil über Substanz: Knallig, auffällig, in-your-face – eine wild gewordene Konsumkultur
  • Entropismus (seit ca. 2020): Notwendigkeit über Stil – Entropismus ist der Stil der Armut.
  • Neomilitarismus (seit ca. 2035): Substanz vor Stil – der Stil der Megakonzerne.
  • Nekotisch (seit ca. 2070): Stil und Substanz – nur für die unvorstellbar Reichen reserviert.

„Man kann nicht über die dunkle Zukunft von Cyberpunk 2077 sprechen, ohne ‚Braindance‘ zu erwähnen“, schreibt der Entwickler. Dabei handelt es sich um eine fortschrittliche neuronale Technologie, mit der menschliche Erinnerungen und Emotionen von Benutzern eines einfachen Headsets aufgezeichnet, bearbeitet und wiedergegeben werden können – Braindances sind durch und durch Teil des Kitsch-Stils, doch können sie dir durchaus nützlich werden.

„Cyberpunk 2077“: Night City hat eine konfliktreiche Vergangenheit

Zwischen den Jahren 1990 und 2020 stand es nicht gut um die herrschende Weltordnung. Großkonzerne nutzten die Instabilität unsicherer Zeiten aus, um ihre Stellungen zu sichern und zunehmend Einfluss auf die Politik auszuüben. Über staatliche Regularien konnten sie nur lachen, nachdem es ihnen gelang, die globalen Ressourcen unter ihre Kontrolle zu bringen. Das Einzige, was diesen gewaltigen Unternehmen noch im Weg stand, waren andere Megakonzerne.

So kam es im Zeitraum der Zentralamerikanischen Kriege und eines atomaren Konflikts im Nahen Osten auch zu den ersten drei Konzernkriegen. Eine globale Ölkrise, die unumkehrbaren Folgen der Klimakatastrophe und die Erschütterungen, die die Welt im Zuge der Kriege hinnehmen musste, führten letztlich zu einem Kollaps des weltweiten Finanzsystems. Diverse Staaten spalteten sich von den USA ab, erklärten sich zu Free States und hinterließen Amerikaner, die nun als Nomaden der Neuzeit ständig auf Achse und der Suche nach Arbeit waren.

Nur wenige wussten diese Lage für sich zu Nutzen – einer von ihnen war Richard Night, Partner der Baufirma Halsey Ferris and Night, einem Unternehmen, das massive Firmenbauprojekte in Angriff nahm. An der Westküste, im früheren Kalifornien, gründete er Night City. Seine Vision: Eine Stadt ohne Unterdrückung, Armut und die Fehler der Vergangenheit. Sein neues Utopia entwickelte sich schnell zu einem (vergleichsweise) sicheren Geschäftsknotenpunkt mit großem Wachstumspotenzial und zog so binnen kurzer Zeit immer mehr Menschen – und Konzerne – aus aller Welt an.

Der Vierte Konzernkrieg

Natürlich konnte sich aber auch diese neue Megapolis nicht gänzlich von den weltweiten Krisen abschirmen. So eskalierte schließlich eine Fehde der beiden Megakonzerne Araska und Militech 2020 in einem Konflikt, der später als der Vierte Konzernkrieg in die Geschichte eingehen sollte. Was als eine Art Kalter Krieg begann, in dessen Rahmen hauptsächlich Schlagabtausche in Form von Netrunner-Attacken und anderen verdeckten Operationen erfolgten, ging bald in offene Kriegsführung über.

Den Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung 2023 mit der Zündung eines atomaren Sprengkörpers im Arasaka Tower, dem Zentrum von Night City. Wenngleich der japanische Megakonzern seine Niederlage eingestehen musste, erwies sich der vermeintliche Triumph Militechs aufgrund massiver Verluste als Pyrrhussieg. Offiziell wird Arasaka selbst die Schuld an der Katastrophe gegeben, doch kursieren Gerüchte, dass in Wirklichkeit die terroristische „Atlantis-Gruppe“ den Sprengsatz gezündet habe, zu deren Mitgliedern mitunter Legenden wie Rogue und Johnny Silverhand gehörten.

Konsolidierung und Heilung von Night City

In Folge dieser Eskalation sah sich die Politik zum Handeln gezwungen. Elizabeth Kress, Präsidentin dessen, was von den Vereinigten Staaten übriggeblieben war, ging zwischen 2023 und ’35 gezielt gegen die Megakonzerne vor. Während Militech in staatliche Obhut überging, wurde Arasaker jede weitere Geschäftstätigkeit auf dem Kontinent untersagt. Auch die Europäische Union betrieb Schadensbegrenzung und beauftragte die Organisation NetWatch mit der Wiederherstellung des Internet in seiner ursprünglichen Form – eine wahre Sisyphos-Arbeit.

Erst nach 2035 kam wieder etwas Bewegung in Richard Nights Utopia. Relativer Frieden und allgemeine Bestrebungen zum Wiederaufbau bewirkten einen wirtschaftlichen Boom, der es Regierungen und Konzernen ermöglichte, einen Teil ihres einstigen Rufs wiederherzustellen. Erst im Jahr 2069 aber verkündete die damalige Präsidentin Rosalind Myers, die früheren Vereinigten Staaten unter der gemeinsamen Flagge der New United States of America (NUSA) wieder zusammenzuführen.

Der resultierende Vereinigungskrieg unterschied sich nur in wenigen Punkten vom Vierten Konzernkrieg. Mit Militech als Marionette versuchte die NUS-Regierung, die Free States wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, die im Geheimen von Arasaka unterstützt wurden. Als schließlich 2070 ein Flugzeugträger des japanischen Konzerns vor den Küsten Night Citys einlief, kam es zur Pattsituation. Um eine abermalige Eskalation zu vermeiden, wurde ein Friedensvertrag geschlossen, der Night City seine Unabhängigkeit gewährte, die Megakonzerne allerdings innerhalb der Stadtgrenzen bannte.

„Cyberpunk 2077“: Ein neues Night City

Der Aufschwung, der zwischen den Jahren 2070 und ’77 die Stadt heimsuchte, kam vor allem der Oberschicht zugute. Die Schere zwischen Arm und Reich klaffte weiter auseinander, während Gewalt, Verbrechen, Sucht und Missbrauch von Technologien sowie Cyberpsychosen auf der neuen Tagesordnung standen – und noch immer stehen.

Als V tauchst du mit „Cyberpunk 2077“ in ebendieses „neue“ Night City ein und kannst die sechs Bezirke sowie ihre Teilbezirke en détail erkunden. Zwischen den Northern Oilfields, den Badlands, den Eastern Wastelands und der Southern Desert spielt sich das wahre Leben ab – und die Gangs von Night City können es beeinflussen.

Viel Erfolg, Samurai.

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