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China: Überwachung macht auch im Klassenzimmer nicht halt

Im Rahmen des Projekts „smart eye“ werden chinesische Schüler im Klassenraum überwacht. So will man verhindern, dass sie vom Unterricht abgelenkt werden.

Zwei Kinder mit Strichcodes auf der Stirn
Sogar im Klassenraum hat man die Kinder mitsamt Gesichtserkennung im Blick. Foto: imago / Westend61

In einer Schule in Hangzhou im Osten Chinas wird Schülern das Tagträumen merklich erschwert. Während des Unterrichts werden sie von Kameras überwacht, die sich oberhalb der Tafel befinden und bis zu sieben verschiedene Emotionen der Schüler anhand ihrer Gesichtsausdrücke erkennen können. Ihre Mimik wird von einem Computer analysiert. Fällt dieser anschließend das Urteil, dass ein Schüler dem Unterricht nicht mehr konzentriert folgt, wird die Lehrkraft darüber in Kenntnis gesetzt.

Überwachung im Klassenraum befindet sich in der Testphase

Wie der Telegraph berichtet, entwickelte die Universität in Hangzhou in Kooperation mit einem Anbieter von Videoüberwachungssystemen, Hikvision, das System zur Gesichtserkennung. Das Projekt befindet derzeit sich noch in der Testphase und wird bisher erst in einem Klassenzimmer umgesetzt. Die Schulleitung plant jedoch bereits, die Überwachung auf die gesamte Schule auszubauen.

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Überwachung, die derzeit bereits in verschiedenen Bereichen in China zum Einsatz kommt, erhält damit eine weitere Facette. Schon seit geraumer Zeit lässt die chinesische Politik darauf schließen, eine Art gläsernen Bürger schaffen zu wollen, der sich den Autoritäten zu keinem Zeitpunkt entziehen kann. Beispiele dafür liefern unter anderem chinesische Unternehmen, die die Gehirnaktivitäten ihrer Angestellten überwachen oder die Alibaba-Payment-App „Alipay“, die sich seit kurzem in Teilen der Volksrepublik zusätzlich als digitaler Personalausweis anbietet.

„Big Teacher Is Watching You“

Der Schulleiter der Hangzhou Number 11 High School, in der das System getestet wird, sieht das „smart eye“ jedoch als Segen. Seiner Meinung nach werden die Kameras dazu beitragen, die chinesischen Bildungsstandards zu verbessern.

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Über die ethischen Fragen, die mit der vollzeitigen Überwachung chinesischer Schüler zusammenhängen, lässt sich streiten. Ob die Überwachung im Klassenzimmer auch effektiv ist, oder nur für Angst vor Beobachtung sorgt, kann anhand der Aussage eines Schülers, der Teil des Projektes ist, spekuliert werden: „Ich wage es nicht, mich ablenken zu lassen, seit die Kameras in den Klassenzimmern installiert wurden. Es ist wie ein Paar mysteriöser Augen, die mich ständig beobachten.“

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