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E-Fuels an Tankstellen? Hamburger CDU-Chef schießt peinliches Eigentor

E-Fuels können bislang nicht mit der Klimabilanz von Elektroautos mithalten. Darum produziert man sie auch nicht in Massen.

Auto an einer Tankstelle
© Tomasz Zajda - stock.adobe.com

Elektroautos für unter 18-Jährige // IMTEST

Noch keine 18 Jahre alt aber Lust auf Mobilität? Mit diesen kleinen Elektroautos ist das möglich.

Neben Elektroautos gelten auch alternative Kraftstoffe als Treiber hinter der Verkehrswende. Bei E-Fuels etwa handelt es sich um synthetische Benzin-Alternativen, die unter Verwendung von Strom aus Wasser und Kohlenstoffdioxid gewonnen werden. Dieser sogenannte Power-to-Fuel-Prozess leidet derzeit allerdings noch unter zahlreichen Kinderkrankheiten. Sie sorgen mitunter dafür dass diese Stoffe bislang nicht für die breite Masse zugänglich sind.

E-Fuels angeblich längst in EU angekommen

Stand jetzt ist der Prozess zur Gewinnung des synthetischen Sprits noch derartig verlustintensiv, dass die Energiebilanz bei seiner Verwendung in Teilen schlechter ist als bei herkömmlichen Antriebsarten. Umso überraschender traf die Abgeordneten des Bundestages ein Auftritt des 37-jährigen Christoph Ploß (CDU) am 3. März.

„Zunächst einmal haben wir uns gefreut, dass E-Fuels, dass klimaneutrale Kraftstoffe, dass E-Diesel in Zukunft an Tankstellen vertrieben werden können“, erklärte der Hamburger CDU-Chef. „Wir sind eines der letzten Länder in der Europäischen Union, in denen das nicht möglich ist. Wären Sie, liebe Ampelkoalition, den Anträgen der CDU/CSU gefolgt, dann hätten wir das schon längst in Deutschland beschließen können.“

„Ich schicke Ihnen gerne eine Grafik“

Dass an diesen Behauptungen nur wenig dran war, bemerkte auch der Abgeordnete Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/Die Grünen): „Können Sie mir denn sagen, in welchen Ländern denn tatsächlich E-Fuels getankt wird?“ Seine Frage stellte Gelbhaar offenbar wohlwissend, dass die Aussagen des Abgeordneten Ploß schlicht falsch waren.

Dennoch hielt dieser daran fest. Es fehle ihm lediglich an Redezeit, um „die alle aufzuführen“. Tatsächlich waren es nicht nur die Minuten, die knapp waren, sondern auch die Beispiele. Aufgrund der mangelnden Effizienz von E-Fuels werden sie bislang nämlich lediglich in ausgesprochen kleinem Maßstab produziert. Für den Massenverkehr sind sie in keinem Land der EU verfügbar.

Seiner Lage offenbar nicht bewusst, versprach der CDU-Politiker: „Ich schicke Ihnen gerne eine Grafik.“ Und genau das tat er auch.

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil

Der „Servicetweet„, wie er ihn nannte, sollte zeigen, wie viele Tankstellen in der EU bereits das Tanken von E-Fuels ermöglichen. Allerdings gibt es dabei ein kleines Problem. Denn genau das zeigt der von Ploß geteilte Tweet mitsamt Grafik nicht – und das steht auch so in seiner Beschreibung.

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Stattdessen handelt es sich um eine Karte der EU, die zeigt, „wo heute bereits synthetische biogene KS (HVO) getankt werden können“. Dabei handelt es sich um Kraftstoffe, die aus vorwiegend pflanzlichen Rohstoffen gewonnen werden. Die Abkürzung HVO steht dabei für Hydrogenated Vegetable Oils, also hydrierte pflanzliche Öle.

Auch den Rest des geteilten Tweets scheint Ploß nicht gelesen zu haben. „Weltweit werden gerade eFuel-Fabriken im Industriemaßstab gebaut, noch gibt es keine Mengen […] zudem gibt es in EU noch keine passenden Zulassungskriterien“, heißt es darin klar und deutlich.

Quellen: Deutscher Bundestag; Twitter/@christophploss

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