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Eine weitere Firma implantiert Chips in ihre Mitarbeiter

Die Implantate können unter anderen in dein Finger gesetzt und darauf programmiert werden, Türen zu öffnen oder das Mittagessen zu bezahlen. Leider könnten sie auch noch andere Dinge.

Die Chips werden unter die Haut gesetzt und werden ein fester Bestandteil deines Lebens. Foto: YouTube

Ein Technik-Unternehmen in Wisconsin in den USA will seine Mitarbeiter mit einem Mini-Chip ausstatten, der zwischen Daumen und Zeigefinger unter der Haut implantiert wird. Der Chip soll von den Mitarbeitern dazu genutzt werden, um sich in die Büro-Computer einzuloggen, Essen und Trinken aus den Automaten zu bezahlen, Türen zu öffnen und den Kopierer zu bedienen. Weitere Funktionen sollen mit der Zeit dazukommen, wie das Unternehmen Three Square Market (32M) mitteilt.

Mitarbeiter sollen freiwillig zugestimmt haben

Am 1. August veranstaltet 32M eine große „Party“, bei der die Chips eingesetzt werden sollen. Das Tragen des Implantats soll für Mitarbeiter nicht verpflichtend werden, heißt es, aber allein 50 der rund 85 Mitarbeiter sollen bei der „Einpflanz-Zeremonie“ mitmachen.

„Die Freiwilligkeit der Körpermodifikation muss aufgrund des Abhängigkeitsverhältnisses der Mitarbeiter angezweifelt werden. Diese müssen um ihren Arbeitsplatz fürchten, wenn sie diesem Implantat nicht zustimmen“, warnt Pepi Zawodsky, Mitorganisator der Datenschutzkonferenz „Privacy Week“ in Wien.

Die Chips, die den 32M-Mitarbeitern eingesetzt werden sollen, kommen von der schwedischen Firma BioHax International, die bereits mehrere Unternehmenskunden mit Implantaten ausgestattet hat.

Bequemlichkeit als Bewegungsgrund

In Schweden hatte sich der Start-up-Hub Epicenter bereits Anfang 2015 dazu entschieden, seinen Mitgliedern und Mitarbeitern laut einem Bericht des Telegraph ein Implantat zu verpassen. 150 Menschen, die dort arbeiten, tragen mittlerweile einen dieser Chips, die nicht größer als ein Reiskorn sind. Sie sind mit einer Funkerkennung und einem Speicherplatz ausgestattet. Mit Hilfe der Funktechnik NFC (Near Field Communication) können Informationen, die auf dem Chip gespeichert sind, innerhalb einer kurzen Distanz von wenigen Zentimetern ausgelesen werden.

„Der größte Vorteil davon ist Bequemlichkeit“, sagt Patrick Mesterton, CEO von Epicenter, der seinen Chip etwa dafür nutzt, die Bürotür zu öffnen. Diese Verschmelzung aus Technik und Mensch nennt man Biohacking. Rund 50.000 Menschen trugen im Jahr 2016 weltweit Computerchips unter der Haut. Darunter seien Rechtsanwälte oder Ärzte, die den Chip als Zugangskontrolle nutzen würden, erklärt Patrick Kramer, Gründer des Chipvertriebs Digiwell. Mit SAS hat die erste Fluglinie das Einchecken im Flugzeug mittels implantierten Chip getestet.

32M will damit vor allem das Geschäft mit Selbstbedienungskassen in Supermärkten ankurbeln. Die Firma hat derzeit rund 2000 Kioske, bei denen man per Selbstbedienungscheckout zahlen kann, in 20 verschiedenen Ländern in Betrieb. Dies zählt seit rund vier Jahren zum Kerngeschäft der Firma. Viele Unternehmen würden heutzutage sogennante „Mini-Märkte“ mit einer kleinen Auswahl an Produkten mit Selbst-Checkout einsetzen, heißt es seitens des Unternehmens, das sich mit der Implantier-Aktion als Vorzeige-Beispiel für eine besonders Technologie-affine Firma präsentieren will.

Sicherheitsforscher warnen

„Mit dem Chip lässt sich auch aufzeichnen, wann die Mitarbeiter ins Büro kommen und wie ihr Gesundheitszustand ist“, warnt Ben Libberton, ein Mikrobiologe des Stockholm Karolinska Institut. Datenschützer warnen vor den möglichen Auswirkungen auf die Privatsphäre, Sicherheitsforscher vor den Risiken durch laxe Verschlüsselung.

„Eine Möglichkeit die Implantate abzuschalten gibt es offenbar nicht. Sich einer Überwachung durch den Arbeitgeber zu entziehen ist nicht möglich und stellt damit einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Privatsphäre dar“, sagt Zawodsky von der „Privacy Week“. Der CEO von 32M meint, dass er seine Mitarbeiter mit den Chips „technisch nicht verfolgen“ könne und man derartige Bedenken ernst nehme.

Dieser Artikel erschien zuerst auf futurezone.at.

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