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Gedankenlesender Nissan soll Leben retten

Der japanische Autohersteller forscht an einer Schnittstelle zwischen Auto und dem Gehirn des Fahrers, um Unfälle zukünftig besser vermeiden zu können.

Fahrer mit Elektroden am Kopf während des Fahrens
Nissan experimentiert mit einer Schnittstelle

Nissan forscht an einem Gehirn-zu-Auto-Interface. Das Ziel ist, die Gedanken des Fahrers zu lesen. So soll das Auto erkennen, wenn der Fahrer bremsen, das Steuer herumreißen oder eine andere Ausweichmaßnahme einleiten will. Ein Fahrzeug mit semi-autonomen Fähigkeiten könnte so diese Ausweichmanöver um 0,2 bis 0,5 Sekunden früher einleiten und damit möglicherweise Leben retten.

CES 2018 soll Prototyp zeigen

Nissan will einen Protoypen des Interface bei der Elektronikmesse CES 2018 demonstrieren, die nächste Woche in Las Vegas stattfindet. Das Projekt befinde sich noch in einer sehr frühen Phase, teilte Nissan The Verge mit. Man strebe ein serienreifes Produkt in den nächsten fünf bis zehn Jahren an.

Gehirnsteuerung via EEG

Die Steuerung von Maschinen per Gehirn funktioniert üblicherweise per EEG. Mit dieser Methode werden die Hirnströme durch Elektroden am Kopf gemessen. Bestimmte Aktionen lösen bestimmte Aktivitäten in Hirnregionen aus. Eine Software wird angelernt, um anhand dieser Hirnaktivitäten zu erkennen, welche Aktion der Mensch machen will, bzw. machen wird.

Keine zu hundert Prozent zuverlässige Methode

Das EEG ist jedoch nicht immer präzise. Verrutschen etwa Elektroden am Kopf können die Messungen falsch sein. Auch die elektronische Spannung, die durch die menschlichen Muskeln erzeugt wird, kann zu falschen Ergebnissen führen.

Laut Nissan wird für das Projekt ein kabelloses Headset mit Elektroden verwendet, die kein Leitgel benötigen, um eine stabile Messung zu ermöglichen. Es sei leicht und angenehmen zu tragen, müsse aber noch kleiner und stabiler werden, bevor es alltagstauglich sein kann.

Fahrer vs. künstliche Intelligenz

Wenn diese Technologie tatsächlich serienreif wird, wird vermutlich auch die Entwicklung von autonomen Autos weiter vorangeschritten sein. Dadurch stellt sich die Frage, wer das letzte Wort haben wird: Hat die Entscheidung des menschlichen Fahrers immer Vorrang beim Ausweichen, oder kann die KI im Auto anders entscheiden, wenn die Daten der Sensoren ergeben, dass der Fahrer einen Fehler macht?

Vor Nissan hatten schon andere Autohersteller ähnliche Projekte. Renault versuchte 2016 für ein Experiment ein Auto mittels EEG zu steuern. Jaguar kündigte 2015 an die Gehirnwellen des Fahrers messen zu wollen, um sicherzustellen, dass sich dieser auf die Straße konzentriert.

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