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Einer der besten Dekodierer des Zweiten Weltkriegs war eine Frau

Wenig überraschend hat kaum jemand von der Frau gehört, die zu den besten Kryptoanalytikern der Welt zählt. Dabei knackte Elizebeth Friedman als einzige den Geheimcode einer japanischen Spionin.

Das Ehepaar Friedman.
Obwohl ihr Ehemann an der Arbeit zu Dickinsons Briefen nicht beteiligt war

Am 21. Januar 1944 wurde eine mittelalte Dame namens Velvalee Dickinson in einer Bank New York City vom FBI verhaftet. Die Verhaftung fand statt wegen fünf verdächtiger Briefe, die die Frau an eine andere, nicht existierende Frau in Argentinien geschrieben hatte, und in denen sie über ihre Sammlung von Puppen berichtete. Dickinson war von Beruf Puppenhändlerin.

FBI vermutete einen Geheimcode

Erst einmal scheint dabei nichts verdächtig. Zuvor war Dickinson dem FBI jedoch aufgefallen, da sie unmittelbar nach Pearl Harbor die Westküste besucht hatte. Zudem war sie nach dem Tod ihres Mannes in Schulden geraten und war Mitglied der Japanisch-Amerikanischen Gesellschaft. Anhand der Form der Buchstaben der Briefe sowie der Tinte konnte nachgewiesen werden, dass diese auf Dickinsons Schreibmaschine getippt worden waren.

Weshalb aber war dies ein Vergehen? Das FBI vermutete hinter den seltsamen Beschreibungen ihrer Puppen, wie etwa „ein alter Fischer mit einem Netz“ oder „eine alte Frau mit Holz auf ihrem Rücken“, geheime Codes. Ein Agent des FBI kannte die Kryptoanalytikerin Elizebeth Friedman und wollte ihre Meinung zu den Briefen einholen. Dies führte zu einer Kette von acht Anrufen und landete schlussendlich beim FBI-Chef Edgar J. Hoover. Dieser zeigte sich wenig begeistert, die Briefe Friedman zu zeigen, legte aber auch keinen deutlichen Widerspruch ein. Somit konnte Friedman letztendlich doch die Briefe analysieren.

Friedman knackte die Codes

Sie schreib einen fünfseitigen Brief über ihre Erkentnisse. In New York besprach sie dann die Ergebnisse mit ihrem Vertrauten beim FBI, Edward Wallace, persönlich. In ihrem Brief machte Friedman deutlich, dass Dickinsons Briefe eine besonders offene, wenig greifbare Art der Codierung darstellten, die quasi vor jedermanns Augen stattfände und, dass die Analyse lediglich ihre Meinung widerspiegelte. Sie beschrieb, was Dickinson ihrer Meinung nach wirklich meinte, wenn sie von ihren Puppen schreibt.

Die Kryptoanalytikerin vermutete, dass mit „Großvaters Puppe“ ein beschädigtes Kriegsschiff gemeint sein könnte, dass repariert würde. Mit „Familie“ wiederum könnte die japanische Flotte an Kriegsschiffen und mit „englische Puppen“ eine gewisse Anzahl an englischen Kriegsschiffen gemeint sein. Mit Beschreibungen wie „Fischer mit einem Netz“ erläuterte Dickinson, so Friedmans Vermutung, den Typus der Schiffe.

Da die Ziffern in der Postadresse auf den fünf Briefen von Dickinson jeweils anders waren, obwohl die Adresse dieselbe blieb, glaubte Friedman, dass die Briefe nie diese angegebene Adresse erreichen, sondern bewusst unterwegs von einer Vertrauensperson abgefangen werden sollten.

Und nach den Briefen dann auch Nazi-Codes

Friedmans Vorsicht in Bezug auf die Interpretation des Codes zeigt, wie gut sie im Dekodieren war. Sie machte keine Angaben, wenn sie keinen schlüssigen Beweis für eine Interpretation angeben konnte.

Dickinson wurde am Ende zu zehn Jahren Haft verurteilt und entging nur knapp der eigentlich für Spionage anberaumten Todesstrafe. Von Elizebeth Friedman erfuhr kaum jemand in den Nachrichten, auch nach dem Fall Dickinson nicht. Friedman arbeitete aber weiter als Dekodiererin und widmete sich vor allem dem Enttarnen von Nazi-Spionen.

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