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Tunguska-Ereignis: Führte ein Meteorid oder ein Asteroid zu der gewaltigen Explosion?

Vor 100 Jahren hat es in Sibirien eine gewaltige Explosion gegeben: Insgesamt 60 Millionen Bäume knickten, auf einer Fläche von 2.000 Quadratkilometern, wie Streichhölzer um. Doch was war der Auslöser?

Ein Asteroid stürzt auf einen Wald.
So könnte das Tunguska-Ereignis für Augenzeugen ausgesehen haben. Hat etwa ein Meteor oder Asteroid die gesamte umliegende Natur zerstört? Foto: imago images / Leemage

Schon einmal etwas vom sogenannten Tunguska-Ereignis gehört? Bis jetzt wissen Experten nicht genau, was sich am 30. Juni 1908 gegen 7:15 Uhr ereignet hat. Löste gar ein Meteorid oder ein Asteroid die gewaltige Explosion aus? Ihre Folgen sind jedenfalls bis heute in den Wäldern Westsibiriens sichtbar.

Tunguska-Ereignis: Der Himmel stand in Flammen

Der Himmel soll in Flammen gestanden haben, ein Hitzewall tötete mehrere Tiere in den Wäldern. Das Tunguska-Ereignis ist eines der seltsamsten und bisher ungeklärten Phänomene der Welt. Nur wenige Menschen haben wohl wirklich etwas von der gewaltigen Explosion am Fluss Podkamennaja im sibirischen Gouvernement Jenisseisk mitbekommen. Einige berichten von einer, andere von bis zu 14 Explosionen. Auch darüber, ob das Ereignis nun wirklich am 30. oder doch am 17. Juni stattfand, gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Fest steht: Die nächste Siedlung war zu jener Zeit 70 Kilometer entfernt. Dennoch barsten dort Fensterscheiben und sogar ganze Häuser stürzten ein. Ein Augenzeuge berichtete GEO: „Es entstand so große Hitze, dass mein Hemd fast versengt wurde. Ich sah eine riesige Feuerkugel, die einen großen Teil des Himmels bedeckte. Danach wurde es dunkel, gleichzeitig spürte ich eine Explosion, die mich von meinem Hocker schleuderte.“ Er soll daraufhin das Bewusstsein verloren haben.

Die seismologischen Stationen Europas und Nordamerikas registrierten die Erschütterung. Über Mittelsibirien soll es schwarzen Regen gegeben haben und in Europa färbte sich die Abendsonne rosa. Nach vier Stunden und 42 Minuten erreichte die Druckwelle schließlich Potsdam, in Washington maßen die Seismographen sie acht Stunden nach ihrer Entstehung in Sibirien. Über die Ursache wird bis heute gestritten. Die Indizien deuten auf einen Asteroiden oder auch Meteoriten aus dem All hin, der in Sibirien auf der Erde einschlug.

19 Jahre später: Vollkommen zerstörte Natur

Die ersten Forscher besuchten die Region erst nach 19 Jahren. Sie gingen von einem Meteoriteneinschlag aus oder auch dem Bruchstück eines Asteroiden aus, der auf der Erdoberfläche eingeschlagen sein soll. Der Forscher Leonid Kulik unternahm 1927 die erste Expedition zur vermeintlichen Absturzstelle.

Vor Ort musste er feststellen, dass in einem Bereich von 2.000 Quadratkilometern ganze 60 Millionen Bäume verbrannt oder umgeknickt waren. In den sumpfigen Torfschichten waren zudem feine Gesteinstrümmer zu finden, deren Alter und Herkunft aber nicht bestimmt werden konnte. Während ihrer Erkundungstouren fanden Kulik und sein Team keinen einzigen Einschlagskrater.

Landete ein UFO nahe Tunguska?

Der Zweite Weltkrieg behinderte weitere Forschungen. Nach 1945 dann entwickelte ein Wissenschaftler eine noch wildere These. Aleksander Kasantsew, der auch als Science Fiction-Autor bekannt war, glaubte, ein UFO mit Nuklearantrieb wäre an jenem Tag in den russischen Wäldern explodiert. Die Theorie klingt absurd, jedoch konnte Ende der 1950er Jahre in dem betroffenen Boden Radioaktivität nachgewiesen werden. Das passte zu der Erkenntnis, dass auch in den Jahresringen der Bäume, die das Tunguska-Ereignis zerstört hatte, radioaktives Cäsium-137 aufgezeigt wurde.

Deutscher Wissenschaftler: Asteroiden-Theorie ist lächerlich

Der deutsche Astrophysiker Wolfgang Kundt konnte die Erklärungsversuche der Wissenschaftler nur belächeln, die einen Gesteinsbrocken aus dem All als Auslöser der Explosion ansahen. Er glaubt an eine Erdgasexplosion, die durch Kontakt mit Magma im Erdinneren in Flammen aufgegangen sei. So könnte im Juni 1908 ein Gemisch aus rund zehn Millionen Tonnen Methan, Wasserstoff und Helium für die Explosion verantwortlich gewesen sein. Das Gas schoss demzufolge mit Überschallgeschwindigkeit 200 Kilometer hoch in die Atmosphäre.

Auch die merkwürdigen Lichtverhältnisse kann der Astrophysiker erklären. Er vermutet, dass Wasserdampf 700 Kilometer weit in die Atmosphäre gelangt sei. Dort soll er gefroren sein und das Sonnenlicht in unterschiedliche Richtungen gestreut haben. So war es in einigen Teilen der Erde heller als gewöhnlich.

Experten sind uneins

Bis heute sind sich Experten uneinig darüber, welches Ereignis zu der enormen Explosion am 17. oder 30. Juni 1908 geführt hat. Ob Meteorit, Asteroid oder auch die Zerstörung eines UFOs – es gibt viele Theorien rund um das Tunguska-Ereignis. Die Behauptungen des Astrophysikers Kundt klingen am schlüssigsten, dennoch hat seine Theorie einen Haken: Die Augenzeugen wollen keine Flammen oder Säulen gesehen haben, sondern einen Feuerball am Himmel, wie bei einem Einschlag eines Asteroiden oder Meteoriten.

Fast täglich könnte ein Asteroid auf der Erde einschlagen und Chaos und Verwüstung anrichten. Der NASA-Chef warnte vor möglichen Asteroidenschlägen in den kommenden Jahrzehnten. Die NASA bereitet sich schon auf einen Ernstfall vor, denn ein Asteroid könnte uns bereits 2027 treffen. Im Oktober 2017 hatten Forscher zuletzt einen interstellaren Besucher entdeckt, um ein UFO handelt es sich bei „Oumuamua“ wohl nicht, wie ein Tunguska-Forscher wissen will.

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