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Mehr als nur ein Kunstwerk: Leonardo da Vincis Faszination für den Menschen

Symmetrie, Schönheit oder Körperbewusstsein: Dafür steht der vitruvianische Mensch von Leonardo da Vinci. Das hat es mit der bekanntesten Arbeit des Erfinders auf sich.

Leonardo da Vinci als Statue.
Leonardo da Vincis Erfindungen prägten die spätere Technik. Foto: iStock/Myper

Der vitruvianische Mensch von Leonardo da Vinci entstand zwischen 1452 und 1519. Leonardo da Vincis Mensch begegnet uns immer wieder im Alltag. Dennoch stammte das Konzept für die Zeichnung gar nicht von dem italienischen Künstler selbst. Es deutlich älter, als ihre Anfertigung. Wir erklären dir, was es mit dem Kunstwerk auf sich hat.

Leonardo da Vinci: Der Mensch und seine Abbildung

Der einfache Gedanke hinter Leonardo da Vincis Menschen ist, dass man den Menschen sowohl in die Geometrie eines Kreises als auch eines Quadrates einfügen kann. Der römische Architekt Vitruv schuf das Konzept im ersten Jahrhundert vor Christus und hielt es schriftlich fest. Daher auch der Name für die Abbildung: der vitruvianische Mensch.

Der vitruvianische Mensch ist älter als da Vinci selbst

In seinem Hauptwerk formulierte der Architekt und Ingenieur auch die Lehre zu dem symmetrischen Körper, der sogenannte homo bene figuratus. Die griechische Maßeinheit Klafter misst die Spanne zwischen Fingerspitze des ausgestreckten Armes bis hin zur Fingerspitze des anderen Armes. Die Lehre besagt nun, dass dieses Klafter exakt der Länge entspricht, wie die Größe eines Menschen. Das Klafter lässt sich auch auf kleinere oder gleich große Abstände aufteilen.

  • 1 Elle = 1/4 der Gesamtgröße (des Klafters)
  • 1 Fuß = 1/6 der Gesamtgröße (des Klafters)
  • 1 Handspanne = 1/8 der Gesamtgröße (des Klafters)
  • 1 Handbreite = 1/24 der Gesamtgröße (des Klafters)
  • 1 Fingerbreite = 1/96 der Gesamtgröße (des Klafters)

Die Unterteilung entspricht dem sogenannten duodezimalen System. Dabei wird immer wieder ein gerader Nenner gewählt, der auf der Zahl zwölf basiert. Dieses System wurde verwendet, bis man im 19. Jahrhundert die Maßeinheit des Meters einführte, welcher die Zahl zehn als Basis hat. Lange Zeit war Vitruvs Werk unbeachtet, bis es in der Renaissance sein Comeback hatte.

Visualisierung der menschlichen Proportionen

Allerdings war diese Beschreibung nicht illustriert. So entstand Leonardo da Vincis Mensch, um die theoretische Erläuterung auch zu visualisieren. Es ist eine der bekanntesten wissenschaftlichen Skizzen, die das Universaltalent angefertigt hat. Damit ließen sich die Proportionen erforschen. Der Künstler gab dem Ganzen auch seinen persönlichen Touch, denn es war nicht nur Kunstwerk, sondern auch Mathematikdiagramm und sollte zeigen, dass alle mit allem verbunden war. Die perfekten Proportionen waren für Leonardo da Vincis Menschen so wichtig, weil sich der Wissenschaftler auch für Anatomie interessierte.

In der Gallerie dell’Accademia in Venedig, Italien, kannst du dir den vitruvianischen Menschen ansehen. Mittlerweile ist das Kunstwerk so zerbrechlich, dass es nur noch selten ausgestellt wird. Sein Werk „Salvator Mundi“ ließ Forscher lange rästeln. Nun konnte das Geheimnis der Glaskugel gelüftet werden. Die Erfindungen Leonardo da Vincis waren seiner Zeit voraus.

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