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Suche nach dem Coronavirus-Impfstoff: Warum Menschenversuche erwägt werden

Tatsächlich gibt es Wissenschaftler, die für die Suche nach einem Coronavirus-Impfstoff so weit gehen würde, dass sie Menschenversuche in Betracht ziehen.

Frau im Labor.
Ein Coronavirus-Impfstoff wäre unsere Rettung. Aber muss man dafür Menschenversuche durchführen? Foto: iStock/Eugeneonline

Unser öffentliches Leben ist dank des Coronavirus enorm eingeschränkt. Während wir uns versuchen so gegenseitig zu schützen, arbeiten Forscher schon an einem Coronavirus-Impfstoff. Doch damit noch nicht genug. Um möglichst schnell ein Hilfsmittel zu entwickeln, sind manche Wissenschaftler zu allem bereit. Sie überlegen Menschenversuche durchzuführen, um das Medikament zu testen.

Coronavirus-Impfstoff: Sind Menschenversuche nötig?

Was würden Menschenversuche für einen Coronavirus-Impfstoff im Klartext bedeuten? Forscher würden etwa 100 gesunde Freiwillige mit dem Virus infizieren und das neue Medikament an ihnen austesten. Das klingt ziemlich radikal, doch könnte das unsere Rettung sein. Für viele Forscher ist klar, dass ein Impfstoff die einzige Lösung sein könnte, die Pandemie einzudämmen. Erste Tests zum Coronavirus-Impfstoff haben bereits begonnen. Das Durchführen von Tests ist der normale Ablauf, doch es wird wohl noch etwas dauern, bis ein Hilfsmittel anschlägt.

Bei der Durchführung von Tests geschieht dies normalerweise in einer großen klinischen Phase-II-Studie. Dabei erhalten bis zu Zehntausende von Menschen entweder den entwickelten Impfstoff oder einen Placebo. Es wird beobachtet, ob sich einer der Teilnehmer im Alltag infiziert. Doch diesen Schritt wollen viele Wissenschaftler nun umgehen und eine Challenge-Studie durchführen. Damit würden die Tests schneller absolviert.

Eine Lösung im Kampf gegen das Coronavirus

Eine dieser Forscher klärte im Interview mit Scinexx einige wichtige Fragen zu dem Thema Menschenversuche für den Coronavirus-Impfstoff. Nir Eyal von dre Rutgers University in New Brunswick, New Jersey glaubt daran, dass die Studie ethisch vertretbar ist. Eine Challenge-Studie wäre sinnvoll, weil die Zeit bis zur Nutzung und Genehmigung verkürzt werden könnte. Wirksamkeitstests der Phase III dauern am längsten.

Im Fall des Coronavirus würde diese Phase wohl sehr lange dauern, so Eyaks Einschätzung. Würde man alle Teilnehmer dem Erreger aussetzen, würden weniger Freiwillige benötigt und die Ergebnisse wären schneller verfügbar. Solche Studien werden häufig gegen weniger tödliche Krankheiten durchgeführt. Doch in der Vergangenheit gab es auch Studien, die sich mit tödlichen Viren auseinandersetzten. Auf diesem Design basiert die Studie, doch ein Faktor macht sie sicherer: Zunächst würde es einen vorläufigen Test geben, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Auf diese Weise kann man die Immunantwort eines Menschen auslösen.

Das heißt, es werden nur junge und gesunde Personen hinzugezogen. Es muss ausgeschlossen werden, ob sie infiziert sind. Einige erhalten den Coronavirus-Impfstoff, die anderen einen Placebo. Danach werden die Probanden dem Virus ausgesetzt. Beide Gruppen werden beobachtet.

Coronavirus – Alle wichtigen Infos
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Das Risiko eines Menschenversuchs

Um das Schadenrisiko zu minimieren, werden nur Personen zwischen 20 und 45 Jahren ausgewählt. Sie sollten zudem dem Coronavirus bereits ausgesetzt gewesen sein. Die Teilnehmer würden mehrmals am Tag getestet werden, ob sie sich mit dem Virus infiziert haben. Sollte eine Infizierung stattgefunden haben, werden die Probanden daraufhin behandelt. Nir Eyal geht davon aus, dass wir längerfristig Probleme mit der Intensivpflege von Covid-19-Patienten haben werden. Doch den Probanden sollte hierfür unbedingt Zugang gegeben werden.

Er glaubt sogar, dass es sicherer wäre, sich einer freiwilligen Infektion auszusetzen, als sie auf normalen Weg abzuwarten. Trotzdem sind die Nettorisiken unklar, aber der Forscher schätzt sie weniger hoch ein, als man annehmen würde.

Probanden rekrutieren in Zeiten der Krise

Abgesehen von der täglichen Gefahr, der sich manche mehr und manche weniger aussetzen, würden Teilnehmer etwas Bedeutendes für die Gemeinschaft beitragen. Ein Coronavirus-Impfstoff wäre der einzige Weg uns aus der Pandemie herauszuhelfen. Nir Eyal denkt über einen finanziellen Anreiz nach, doch er möchte für seine Studie mit Menschenversuch auch öffentliches Vertrauen genießen. Sonst würden sich vielleicht nur Menschen melden, die auf das Geld angewiesen wären.

Die Durchführung der Challenge-Studie sollte ethisch stattfinden. Dafür benötigt es eine informierte Einwilligung. Insgesamt ist der Forscher positiv gestimmt, dass er die Einwilligung für die Menschenversuche erhalten wird, um schnellstmöglich einen wirksamen Coronavirus-Impfstoff zu entdecken. Ärzte haben bereits einen neuartigen Wirkstoff verabreicht. Bislang ging man davon aus, dass ein Coronavirus-Impfstoff nicht die Rettung sei, weil die Tests zu lange in Anspruch nehmen.

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