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Bewohnbare Himmelskörper in kosmischer Nachbarschaft? Hohe Anzahl Brauner Zwerge gesichtet

Aufgrund ihrer geringen Leuchtkraft sind kühle Braune Zwerge nur schwer zu entdecken. Im Rahmen eines Projektes gelang Astronomen nun der überraschende Fund von 95 Himmelskörpern dieser Kategorie.

Ein Brauner Zwerg im Umfeld unserer Sonne
Kühle Braune Zwerge sind aufgrund ihrer fehlenden Leuchtkraft nur schwer zu entdecken. Astronomen schafften es nun trotzdem

In unserer kosmischen Nachbarschaft konnten Astronomen nun 95 Braune Zwerge im nahen Umfeld unserer Sonne nachweisen. Die Himmelskörper nehmen eine Sonderstellung zwischen Planeten und Sternen ein, denn sie sind nicht massereich genug, um dauerhaft thermonukleare Fusionsprozesse in ihrem Innern durchzuführen. Im astronomischen Fachjargon werden die Zwerge aufgrunddessen auch als ‚Jupiters‘ bezeichnet. Besonders spannend: Die Himmelskörper sind teilweise so kühl, dass ihre Gashüllen Wasserwolken besitzen – und demnach eventuell lebensfreundliche Bedingungen aufweisen.

Erstaunlicher Fund: 95 Braune Zwerge in Sonnennähe

Mithilfe des Citizen-Science-Projekts Backyard Worlds: Planet 9, einem von der NASA finanzierten Vorhaben, sollen neue Braune Zwerge sowie Sterne mit niedriger Masse in der direkten Nachbarschaft der Sonne aufgespürt werden. Mehr als 100.000 Freiwillige untersuchen im Rahmen des Projekts Aufnahmen der Infrarotteleskope WISE und Spitzer, um besagte Objekte zu entdecken.

Nebst der bereits gesichteten, nur sechs Lichtjahre entfernten Paar Brauner Zwerge, namentlich Luhman 16A und B, wurde jetzt ein weiterer Schwung dieser Himmelskörper beobachtet. Diese sind im Umkreis von rund 65 Lichtjahren um die Sonne verortet, einige sind tatsächlich weniger als 30 Lichtjahre von uns entfernt.

Viele offene Fragen zur Entstehung Brauner Zwerge

Wie und aus welchem Grund Braune Zwerge entstehen, ist bislang nicht vollständig geklärt. Überraschenderweise befinden sich unter den neuentdeckten Braunen Zwergen ebenso enorm frostige Exemplare, deren Oberfläche Temperaturen unter dem Siedepunkt des Wassers aufweist. Diese fallen somit kühler aus als einige, junge Gasplaneten und werfen erneut die Frage auf, wo genau die Grenze zwischen Braunen Zwergen und Gasriesen liegt, berichtet Scinexx.

Der Fund scheint ebenso die Vermutung zu bestätigen, dass unsere Milchstraße von Braunen Zwergen regelrecht „überflutet“ zu sein scheint, beziehungsweise das diese auf engem Raum bis zu 100 Milliarden dieser noch nicht vollständig erforschten Exemplare beherbergen könnte.

„Unsere Neuentdeckungen helfen nun dabei, die Lücke zwischen dem eiskalten Braunen Zwerg WISE 0855 sowie den weiteren bisher bekannten Braunen Zwergen zu schließen“, erklärt Co-Autor Marc Kuchner vom Goddard Space Flight Center der NASA. Der enorm kalte und fixe Himmelkörper WISE 0855 hatte Astronomen bislang vermuten lassen, dass es sich bei diesem um ein besonderen Planeten handele, der Fund der 95 kalten Himmelskörper widerlegt diese Annahme jedoch.

Für die Entstehung von Exoplaneten könnten ähnliche physikalische Vorgänge verantwortlich sein

Die Entdeckung der kühlen Braunen Zwerge nahe unserer Sonne soll Licht ins Dunkle bringen hinsichtlich der Entstehung sowie der Atmosphäre der Himmelskörper. Weiterhin soll der Fund Astronomen ebenso mehr über die Entstehung von Exoplaneten verraten, denn diese vermuten, dass für deren Entstehung ähnliche physikalische Vorgänge verantwortlich sind.

Übrigens: Das erwähnte Citizen-Science-Projekt Backyard World ist außerdem auf der Suche nach dem hypothetischen Planet Neun, der eventuell ein Schwarzes Loch sein könnte.

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