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Sternzeichen: Darum trifft dein Horoskop so unheimlich genau auf dich zu

Viele Menschen lesen ihr Horoskop und finden sich in den dort prophezeiten Dingen wieder. Das liegt an einem psychologischen Effekt.

Spannendes Ereignis am Sternenhimmel im April
Der Barnum-Effekt sorgt dafür, dass Sternzeichen sich in ihrem Horoskop so gut wiederfinden. © Getty Images/ Stijn Dijkstra / EyeEm

Horoskope sind auf den ersten Blick recht erstaunlich. Sie geben einem das Gefühl, dass die dort genannten Vorhersagen ganz individuell auf die eigene Persönlichkeit und Lebenssituation zutreffen. Dahinter steckt allerdings etwas, das als der Barnum-Effekt bekannt ist und nicht nur für Sternzeichen genutzt wird.

Barnum-Effekt: So wird das Horoskop für jedes Sternzeichen glaubwürdig

Wir alle wollen an bestimmte Dinge glauben und Hoffnung daraus ziehen. Genau bei diesem Bedürfnis setzt die Deutung von Sternzeichen, Aszendenten und Co. an. Nicht ohne Grund sind Menschen schon seit Ewigkeiten von der Astrologie und eben auch Horoskopen fasziniert.

Was ein solches im Groben inhaltlich ausmacht, ist das Beschreiben eigentlich allgemeiner Sachverhalte. Ihre Wirkung entfalten sie, sobald sich jemand darin wiedererkennt. Dabei wissen die Autor*innen aber nicht etwa um die einzelne Leserschaft. Sie nutzen lediglich den Barnum-Effekt (auch Forer-Effekt oder als „Täuschung durch persönliche Validierung“ bezeichnet) aus: die Neigung, vage und allgemeingültige Aussagen über sich selbst so zu interpretieren, dass sie als zutreffende Beschreibung wahrgenommen werden.

Im Falle von Horoskopen zeigt sich dies dann zum Beispiel an Vorhersagen für Lebensbereiche wie Liebe und Partnerschaft oder Finanzen. Oft werden dabei auch gezielt Ängste und Wünsche angesprochen. Typische Inhalte für die Ausnutzung des Barnum-Effektes in Horoskopen sind die Folgenden:

  • Suggerierte Dinge durch Wörter wie „könnte, die Leserinnen dazu bringen, ihre Erinnerung mit ähnlichen Vorfällen abzugleichen, um eine Bestätigung oder Gegenbeispiel zu finden
  • Unscharfe Formulierungen, die eher Zustimmung finden als konkrete Inhalte („sie neigen zu Faulheit“ vs. „sie haben nichts geschafft“)
  • Aussagen, die zwischen zwei Gegensätzen vermitteln („Sie handeln oft entschlossen, sind aber auch häufig unsicher, wie Sie sich verhalten sollen.“), weil sie aufgrund der fehlenden Gewichtung eher als zutreffend eingeordnet werden
  • Weit verbreitete Wünsche wie ein sichere Anstellung, Partnerinnen zu finden oder ein plötzlicher Geldsegen
  • Grundängste, die viele gemein haben, aber als individuell wahrnehmen, weil sie kaum thematisiert werden

Wissenschaftliche Untersuchungen des Barnum-Effektes

Das Prinzip hinter dem Barnum-Effekt analysieren Forschende bereits seit Jahrzehnten. So hat zum Beispiel der französische Psychologe und Statistiker Michel Gauquelin schon 1968 die Wirkung pauschal formulierter astrologischer Profile geprüft. Dazu verschickte er ein- und denselben Text an 150 Personen, versprach ihnen im Vorfeld aber ein „ganz persönliches Horoskop“.

Das Makabere: Als Grundlage für die Erstellung des Einheitstextes verwendete Gauquelin das Geburtsdatum des französischen Serienmörders Marcel Petiot. Das dazugehörige, aus Textbausteine zusammengesetzte Persönlichkeitsprofil erzeugte eines der ersten Astrologie-Programme am Computer. Verfasst wurden die darin verwendeten Texte vom Astrologen André Barbault.

Die anschließende Befragung der Empfänger*innen unter anderem danach, ob sie in diesem Profil sich und ihre persönlichen Probleme wiedererkennen würden, beantworteten die meisten mit einem klaren „ja“ (94 Prozent). Immer noch 90 Proeznt empfanden die Beschreibung als sehr passend.

Quellen: eigene Recherche

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