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Unter dem Eis: Gletscher verbergen bislang unbekannte Spezies

Im Gletscher-Eis der tibetanischen Hochebene haben Forscherinnen und Forscher die Genome bislang unentdeckter Arten aufgespürt.

Höhle unter dem Eis
Grönlands Gletscher schmelzen nach und nach ab. © Getty Images/@ upsa-daisy

Die Erde ist circa 4,6 Milliarden Jahre alt. Knapp 3,5 Milliarden Jahre ist es her, dass die ersten Spuren von Leben auf unserem Planeten auftauchten. Heute leben auf der Erde fast neun Millionen Arten und jährlich werden der Wissenschaft neue bekannt. Rund 968 bislang unbekannte Spezies entdeckten Forschende erst jüngst im Gletscher-Eis des tibetanischen Hochlandes.

Gletscher-Eis konserviert Mikroorganismen

Die Qinghai-Tibet-Hochebene umfasst eine Fläche von gut 2,5 Millionen Kilometern. Gletscher-Eis findet sich aber aufgrund des weitestgehend niederschlagsarmen Klimas in erster Linie an den Gebirgszügen am Rand des Plateaus. Dennoch ist diese Vergletscherung nicht zu unterschätzen, denn sie bringt extreme Bedingungen mit sich.

„Die Oberflächen von Gletschern beherbergen eine Vielzahl von Lebewesen, darunter Bakterien, Algen, Archaeen, Pilze und andere Mikroeukaryoten“, heißt es in einer Ende Juni im Fachjournal Nature Biotechnology veröffentlichten Studie. Sie entstand unter der Leitung des Ökologen Yongqin Liu von der Universität Lanzhou.

Mikroorganismen hätten die Fähigkeit bewiesen, sich an diese extremen Bedingungen anzupassen, erklären die Forschenden. Auch würden sie zu lebenswichtigen ökologischen Prozessen beitragen. „Gletscher-Eis kann auch als Aufzeichnung von Mikroorganismen aus der Vergangenheit dienen, wobei uralte (mehr als 10.000 Jahre alte) Mikroorganismen aus der Luft erfolgreich wiederbelebt werden konnten.“

Hunderte neue Arten entdeckt

Im Rahmen seiner Untersuchungen stellte das Team einen umfangreichen Katalog auf. Dieser „Genom- und Genkatalog für den tibetanischen Gletscher“ (TG2G) enthält 883 Genome und 2.358 Metagenom-assemblierte Genome – sie repräsentieren gut 968 Kandidatenspezies aus rund 30 Stämmen.

82 Prozent, also fast 800 der entdeckten Arten, waren der Wissenschaft bislang nicht bekannt. Dabei handelt es sich vornehmlich um Bakterien, Algen, Archaeen und Pilze.

Die notwendigen Proben erlangten die Forscherinnen und Forschen aus insgesamt 21 tibetanischen Gletschern. Der neue Katalog deckt die Schnee-, Eis- und Kryokonit-Habitate des dortigen Hochlandes ab und soll die im Gletscher-Eis verborgene Vielfalt archivieren.

Quelle: „A genome and gene catalog of glacier microbiomes“ (Nature Biotechnology, 2022)

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