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Wie sah Jesus wirklich aus? Moderne Forschung liefert ein Bild

Jesus‘ Gesicht wirft auch heute noch Fragen auf. Wie sah Jesus wirklich aus? Es gibt unterschiedliche Ansätze, das zu beantworten.

Abbild Jesus'
Wie sah Jesus wirklich aus? © Wirestock - stock.adobe.com

Wie sah Jesus wirklich aus? Suchte man Hinweise einer Antwort auf diese Frage, musste man sie für lange Zeit in der Bibel oder auf Basis vager Hypothesen suchen. Mittlerweile aber ist die Forschung, speziell die Forensik, weit genug gekommen, um etwas tiefer in die Materie einzutauchen.

Wie sah Jesus wirklich aus? Das wissen wir bisher

Die Frage nach Jesus‘ Gesicht lässt sich zunächst darauf runterbrechen, wie jüdische Galiläer vor circa 2.000 Jahren aussahen. Denn damals gab es keine Kameras und uns sind auch keine Porträts dieser historischen Gestalt aus ihren Lebzeiten bekannt. Die frühesten uns bekannten künstlerischen Darstellungen stammen aus dem dritten Jahrhundert nach Christus, also über 200 nach dessen Tod.

Doch habe der Zweck dieser Bildnisse nie darin bestanden, die Frage zu beantworten „Wie sah Jesus wirklich aus?“. Vielmehr haben sie theologische Bemerkungen sein sollen, wer Jesus als Sohn Gottes war, meint Joan Taylor, Professorin für christliche Ursprünge und Judentum des Zweiten Tempels am King’s College London. „Sie haben sich im Laufe der Zeit zu dem Standard-‚Jesus‘ entwickelt, den wir anerkennen“.

Jesus hätte „wie ein palästinensischer jüdischer Mann aus dem ersten Jahrhundert ausgesehen“, konstatiert Robert Cargill, Assistenzprofessor für klassische und religiöse Studien an der Universität von Iowa. „Er hätte wie ein galiläischer Jude ausgesehen.“

Was ist mit dem Turiner Grabtuch?

Einen Hinweis auf Jesus‘ Gesicht vermuteten Gläubige und Gelehrte lange Zeit im Turiner Grabtuch. Es tauchte erstmals im Jahr 1354 auf und soll in Folge der Kreuzigung Christi als Leichentuch gedient haben. Mittlerweile haben es aber zahlreiche Expertinnen und Experten als Fälschung identifiziert. Selbst im Vatikan gilt das Leinentuch als Ikone, nicht als Reliquie.

„Das Turiner Grabtuch wurde mehrfach als mittelalterliche Fälschung entmystifiziert“, so Cargill. „Es ist Teil eines größeren Phänomens, das seit Jesus selbst existiert und bei dem versucht wird, Gegenstände zu erwerben und, wenn sie nicht erworben werden können, zu produzieren, die Teil des Körpers, des Lebens und des Dienstes Jesu sind – entweder um seine Existenz und die Behauptungen über ihn zu legitimieren oder, in einigen Fällen, um seine Wunderkräfte auszunutzen.“

Jesus‘ Gesicht: So könnte es ausgesehen haben

Während Reliquien, Ikonen und Bildnisse uns einen groben Hinweis darauf geben können, wie der „König der Könige“ aussah, sind sie doch nicht mehr als sie nun mal sind. Ein Team um den pensionierten medizinischen Künstler Richard Neave könnte der Realität im Jahr 2001 hingegen ein ganzes Stück nähergekommen sein.

Die Gruppe aus israelischen sowie britischen Anthropolog*innen und Programmierer*innen schufen ein neues, möglichst wahrheitsgetreues Bild Jesu. Sie basierten ihre Arbeit auf einem israelischen Schädel aus der Zeit, in der auch Jesus gelebt haben muss. Mittels Computermodellierung erarbeiteten sie Jesus‘ Gesicht und machten sich dabei mitunter ihr Wissen darüber zunutze, wie palästinensische Juden im ersten Jahrhundert nach Christus aussahen.

Jesus' Gesicht
So könnte Jesus ausgesehen haben. © Richard Neave

Näher an der Wahrheit

Bis heute halten viele Forschende dieses Bild eines etwa 1,50 Meter großen Mannes mit dunkler Haut, dunklen Augen und kurzem, lockigem Haar für genauer als viele künstlerische Darstellungen. Was uns zunächst klein erscheinen mag, entspricht tatsächlich der durchschnittlichen Körpergröße eines Mannes zu jener Zeit.

Allerdings merkt auch Cargill an, dass die Frage „Wie sah Jesus wirklich aus?“ schlicht nicht beantwortet werden könne. „Wie sahen die jüdischen Galiläer vor 2000 Jahren aus?“, fragt er hingegen. „Das ist die Frage. Wahrscheinlich hatten sie keine blauen Augen und keine blonden Haare.“

Quellen: The Irish Times; Biblical Archaeology Review

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