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Archäologie-Fund in Deutschland: Forscher „in zweifacherweise auf eine Zeitreise“ geschickt

Forschende haben in Haltern am See eine bislang unbekannte Militäranlage entdeckt. Sie stammt aus Zeiten des antiken Roms.

Vollständig vermodertes Holz zeichnet sich als dunkle Spur in einer Pfostengrube ab
© LWL/ P. Hessel

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Ein bedeutendes archäologisches Projekt des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) in Haltern am See hat ein neues Licht auf das antike römische Flusskastell und seine Marinebasis geworfen. Die Ausgrabungen, die durch anstehende Baupläne ausgelöst wurden, haben interessante Details über die Geschichte des Stützpunkts ans Licht gebracht. Nicht nur für die Archäologie bieten sie einen nicht unwesentlichen Mehrwert.

Archäologie gibt Einblick in römische Geschichte

Vor dem aktuellen Projekt beruhte das Verständnis des als Hofestatt bekannten Bereichs hauptsächlich auf Ausgrabungen, die zwischen 1901 und 1904 durchgeführt wurden. In der Antike soll er eine wichtige Rolle gespielt haben. Die aktuellen Erkenntnisse bieten neue Einblicke in die Verteidigungsanlagen, die aus Holz-Erde-Wällen und Verteidigungsgräben bestanden.

Eine natürliche, spornartige Terrasse ermöglichte es den Römern, den Hofestatt als strategischen Militärstandort zu nutzen, insbesondere als Hafen für Patrouillenboote, die den Schiffsverkehr auf der Lippe sicherten. Bei einem großen Hochwasser im Jahr 1547 beziehungsweise ’48 änderte die Lippe ihren Lauf und entfernte sich vom Hofestatt, erklärt der LWL in einer Pressemitteilung über die Ausgrabung.

Dr. Bettina Tremmel, eine renommierte Römerexpertin der Archäologie des LWL für Westfalen, zeigte sich begeistert von der doppelten Bedeutung der Ausgrabung. „Mit der aktuellen Ausgrabung begeben wir uns in zweifacherweise auf eine Zeitreise“, so die Forscherin. „Einerseits zu den Altausgräbern, deren Ergebnisse wir nach 120 Jahren überprüfen können und andererseits zu den Römern und deren Bautechnik.“

Parallelen zu früheren Ausgrabungen

Die akribischen Ausgrabungen haben die Komplexität der Entwicklung des Marinestützpunkts ans Licht gebracht. Sie machten deutlich, dass der Stützpunkt vor rund 2.000 Jahren viermal komplett umgebaut wurde, wobei jede Anlage einen anderen Grundriss aufwies.

Die Teams haben zahlreiche Gruben, Gräben und Bodenverfärbungen dokumentiert, die Pfostenlöcher aus der frühesten Phase und Spuren von Pfosten aus der dritten Phase darstellen. Vergleiche mit anderen römischen Stätten, wie dem Lager in Bergkamen-Oberaden und dem Römerpark Aliso, zeigen Ähnlichkeiten in den Bautechniken und Befestigungen auf.

„Die Befunde der dritten Phase zeigen Parallelen in der rekonstruierten Holz-Erde-Mauer des Römerparks Aliso im LWL-Römermuseum in Haltern am See“.“, so die Pressemitteilung. „Die Überreste diverser römischer Abfallgruben waren bereits ausgeräumt, da die Ausgräber des Jahres 1904 diese Abfallgruben bereits geleert hatten.“

Quelle: Landschaftsverband Westfalen-Lippe

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