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Gruseliger Fund in der Kanalisation: Diese Entdeckung lässt schaudern – selbst Forscher wissen nicht was hier geschah

Nicht immer sind wissenschaftliche Entdeckungen ein Anlass zur Freude. Das in Israel aufgefundene Grab beinhaltet zahlreiche Überreste von kleinen Kindern und Tieren.

Tunnel in der Kanalisation
© Mulderphoto - stock.adobe.com

Was würde passieren, wenn die Erde aufhört, sich zu drehen?

So verändert sich die Erde, wenn sie sich aufhören würde zu drehen.

Bei Ausgrabungen in Aschkelon (Israel) machten Wissenschaftler*innen 1992 einen düsteren archäologischen Fund. Unterhalb eines Badehauses, das im 4. Jahrhundert nach Christus erbaut und bis zum 6. Jahrhundert nach Christus genutzt wurde, legten sie im Abwasserkanal die Knochen von überwiegend und fast 100 männlichen sowie weiblichen Säuglingen vermischt mit Tierknochen frei. Geklärt werden konnte das Rätsel bis heute nicht.

Dieser archäologische Fund wirft viele Fragen auf

Bei einer Untersuchung der Überreste stellte man fest, dass alle Teile der Skelette vorhanden waren, auch wenn sich die Individuen aufgrund der großen Anzahl der Knochen nicht auseinanderhalten ließen. Der gute Zustand deutet darauf hin, dass man sich der Säuglinge kurz nach ihrem Tod – vermutlich durch Strangulation – entledigt hatte, „als die Weichteile noch vorhanden waren“, heißt es in der Studie von 1992.

Die Bestattung in der Kanalisation war für die damalige Zeit und die Gegend ungewöhnlich, denn die Säuglinge wurden in einem nahegelegenen Hof in einer Entfernung von 182 Metern sorgfältig in einem Gefäß bestattet.

„Das Vorhandensein der Säuglinge in der Kanalisation weckte den Verdacht, dass es sich um Opfer von Kindermord handeln könnte“, schreibt das Team in seinem Bericht, „oder um eine Massenkatastrophe, die einen Zusammenbruch der normalen Bestattungspraktiken verursacht hatte.“

Opfer waren alle im selben Alter

Wenn es sich bei den Kindern um Neugeborene handelte, so schlussfolgerten sie, dass sie wahrscheinlich Opfer eines Kindermordes waren, da die große Menge an Körperteilen darauf hindeutete, dass es sich nicht um Totgeburten handelte. Die Analyse der Knochen ergab zudem, dass sie alle ungefähr gleich alt waren.

„Kindermord scheint die wahrscheinlichste Erklärung für die Beseitigung von Neugeborenen in der Gosse zu sein“, schrieb das Team in seiner Diskussion. „Die Entsorgung der Säuglinge in der Gosse von Aschkelon ist also anomal und spiegelt vermutlich entweder Gleichgültigkeit oder eine Notmaßnahme infolge einer Katastrophe wie einer Epidemie oder eines Massakers wider“, so die Schlussfolgerung.

„Das Badehaus befand sich wahrscheinlich in einem gut etablierten Teil des ‚Rotlichtviertels‘ des römischen Aschkelon. Die Verbindung von Bädern mit Prostitution wurde von klassischen Autoren angedeutet und durch die architektonischen und epigraphischen Überreste aus Aschkelon untermauert“, schrieb das Team.

„Die Tatsache, dass sowohl männliche als auch weibliche Opfer in der Gosse unter dem Badehaus gefunden wurden, lässt die faszinierende Möglichkeit aufkommen, dass diese Kinder die ungewollten Nachkommen von Kurtisanen waren, die im Badehaus arbeiteten“, heißt es weiter.

Keine plausible Erklärung bisher

Diese Erklärung wurde allerdings auch in Frage gestellt. Der Historiker John M. Riddle von der North Carolina State University wies darauf hin, dass zu dieser Zeit Verhütungsmethoden verwendet wurden, wie IFLScience berichtet.

„Die literarischen Zeugnisse – aus dem Altertum, dem Mittelalter und der frühen Neuzeit – sind sich praktisch einig in der Behauptung, dass Prostituierte wussten, was zu tun war, um eine Schwangerschaft zu verhindern“, sagte er damals. „Warum sollten Prostituierte in Aschkelon anders sein?“

Warum sich unter einem Badehaus aus der Römerzeit ein Abwasserkanal voller Knochen befindet, ist bis heute nicht komplett geklärt. Wie Spektrum der Wissenschaft aber berichtet, sind auch englische Forschende Jahre später zu ähnlichen Vermutungen gekommen.

Nicht die ersten bekannten Fälle

Sie hatten 2011 die Skelette aus 97 Kindergräbern nahe einer römischen Villa bei Hambleden in der englischen Grafschaft Buckinghamshire untersucht. Die Opfer verstarben alle in der Zeit zwischen dem 1. bis 4. Jahrhundert und waren bereits kurz nach der Geburt zu Tode gekommen.

Auch in diesen Fällen vermutete man eine absichtliche Tötung durch Erdrosseln, die an den Knochen keinerlei Spuren hinterlässt. Als Hintergrund beschrieb man verschiedene mögliche Gründe einer römischen Familie, das eigene Kind zu töten. War die Familie beispielsweise arm, wollte man oft weiteren Zuwachs vermeiden. Auch missgebildeten und behinderten Kindern sowie jenen mit dem „falschen“ Geschlecht entledigte man sich auf derartige Weise.

Quellen: „Identification of infanticide in archaeological sites: A case study from the Late Roman-Early Byzantine periods at Ashkelon, Israel“ (Journal of Archaeological Science, 1992), IFLScience

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