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Wie in einem Marvel-Film: Gene einer Frau verleihen ihr besondere Fähigkeiten

Die Genetik einer Frau aus Schottland beschäftigt die Forschung schon seit einer ganzen Dekade. Denn seltene Mutationen in ihrem Erbgut sorgen für einzigartige Eigenschaften.

Ältere Frau mit Superheldenumhang.
© Konstantin Yuganov - stock.adobe.com

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Eigentlich steht es nicht zur Debatte: Superkräfte gibt es nicht und sind einzig und allein der Fantasie von Kreativköpfen entsprungen. Oder könnte vielleicht doch etwas an ihnen dran sein? Eine ältere Frau aus Schottland weist jedenfalls eine faszinierende Genetik auf, die ihrem Körper Fähigkeiten verleiht, die man anderswo nicht sieht.

Genetik: Frau kennt kaum Furcht und Schmerzen

Ganz egal ob in Filmen, Serien oder Büchern – geht es um übernatürliche Fähigkeiten, werden sehr häufig Genmutationen oder ähnliche Veränderungen der Genetik als Ursache genannt, zum Beispiel bei den X-Men. Dass dies aber nicht zu weit hergeholt sein muss, beweist die Geschichte von Jo Cameron, wie Gizmodo berichtet.

Cameron ist eine ältere Frau in ihren 70ern aus Schottland und schon seit 2013 von wissenschaftlichem Interesse. Denn schon ihr ganzes Leben lang verspürt die heutige Seniorin so gut wie keinen körperlichen Schmerz. Im Alter von 66 Jahren hat sie zum Beispiel nach einer Behandlung keine postoperative Betäubung benötigt. Nur ein Jahr vorher wurde bei ihr schwerer Gelenkverschleiß in der Hüfte diagnostiziert – aber die damit einhergehenden Schmerzen hatte sie nicht.

Darüber hinaus hat sie eigenen Angaben bislang nur sehr wenig Angst gefühlt und sie erzählte, dass zum Beispiel kleinere Verletzungen wie Schnitte oder Prellungen außergewöhnlich schnell heilten. Aber was genau führt zu diesem sehr seltenen Zustand?

Auch gut zu wissen: Ein schmerzfreies Leben ist für den Großteil der Menschheit wohl nicht zu erreichen. Stattdessen müssen wir auf uns achtgeben und aufmerksam auf diverse Zeichen schauen. Wir nennen dir dazu einige Symptome eines schwachen Immunsystems, die du auf keinen Fall ignorieren solltest.

Mutation im Zusammenhang mit Enzym ist der Schlüssel

Bei einer älteren Studie von 2019 fanden Forscherinnen und Forscher zwei genetische Mutationen in Cameron, die ihre Resilienz zu erklären schienen und beide mit dem Enzym Fettsäuren-Hydrolase (FAAH) im Zusammenhang stehen. FAAH soll eine wichtige Rolle beim Schmerzempfinden des Menschen spielen.

Bei einer Mutation kam es zu einer Löschung innerhalb eines Pseudogens – also einer Region innerhalb der DNS, die aussieht wie ein Gen, aber keine Vorlage für ein funktionales Protein ist. Dieses Pseudogen nannte das Forschungsteam FAAH-OUT. Die andere Mutation betrifft ein Gen, das sich in der Nähe eines anderen befindet, das FAAH reguliert.

In einer jetzt neu veröffentlichten Untersuchung fand dasselbe Team weitere Details zu Camerons Kondition heraus. Sie fanden Beweise, dass FAAH-OUT tatsächlich die Genexpression von FAAH reguliert. Dabei scheint ihre FAAH-OUT-Mutation den Gehalt des Enzyms direkt zu reduzieren, woraus eine geringere Schmerzempfindlichkeit resultiert.

Auch interessant: Ein geringes bis nicht vorhandenes Schmerzempfinden dürfte den eigenen Tod sicher etwas weniger schlimm machen. Aber selbst dann hoffen wir, dass keine der neun schlimmsten Arten zu sterben jemals bei irgendeinem von uns eintrifft.

Ist eine schmerzfreie Welt möglich?

Darüber hinaus scheint FAAH-OUT hunderte weitere Gene ein- und ausschalten zu können. Einige von ihnen beeinflussen direkt die Wundheilung, andere haben einen Effekt auf die menschliche Stimmung und die Menge der körpereigenen Opioide.

Für die Expertinnen und Experten ist FAAH-OUT nur ein kleiner Teil eines wohl viel größeren Bereiches, den sie erst jetzt zu erforschen beginnen. Die neuen Erkenntnisse müssen zudem noch von anderen Forschenden bestätigt werden. Jo Camerons Genetik könnten sich aber in Zukunft noch für die Wissenschaft bezahlt machen. Zwar schlugen erste Versuche für Schmerztherapien, die direkt FAAH adressierten, fehl. Doch die neue Studie zeigt nun alternative Wege auf, die man einschlagen könnte.

Quellen: „Molecular basis of FAAH-OUT-associated human pain insensitivity“ (BRAIN 2023), „Microdeletion in a FAAH pseudogene identified in a patient with high anandamide concentrations and pain insensitivity“ (British Journal of Anaesthesia 2019), Gizmodo

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