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Archäologischer Fund: So blutig waren prähistorische Operationen

Bereits in grauer Vorzeit führten Menschen teils aufwendige Operationen durch. Diese waren jedoch nichts für Zartbesaitete, belegt ein neuer archäologischer Fund.

Archäologischer Fund eines Totenkopfes im Boden.
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Von Narkose über Präzisionswerkzeug bis zu den ersten Einsätzen von Robotertechnik bietet die moderne Medizin viele Annehmlichkeiten. Auf diese mussten unsere Vorfahren logischerweise jedoch verzichten. Dennoch verliefen auch steinzeitliche Operation teils mit großen Erfolg, wie ein archäologischer Fund aus Spanien nun aufzeigt.

Archäologischer Fund: Frauenskelett mit zwei OP-Wunden am Kopf entdeckt

In der Fachpublikation International Journal of Paleopathology beschreiben spanische Forscherinnen und Forscher einen bemerkenswerten archäologischen Fund im Südosten des Landes. An der Grabungsstätte Camino del Molino stieß man auf über 1.300 Skelette aus der Kupfersteinzeit (5500 bis 2900 vor Christus). Eins sticht dabei besonders hervor. Der Schädel einer etwa 35 bis 45 Jahre alten Frau weist Spuren von gleich zwei erfolgreichen Operationen auf.

Laut Studie kam bei der Schädel-OP vor etwa 4.500 Jahren die sogenannte Trepanationstechnik zum Einsatz. Darunter versteht man in der Chirurgie ein Verfahren, bei dem man Löcher durch den Schädelknochen bohrt oder schabt, um die äußerste Gewebeschicht, die das Gehirn und das Rückenmark umgibt, freizulegen.

Spuren prähistorischer Chirurgie seien sehr selten, erklärt Forschungsleiterin Sonia Díaz-Navarro von der spanischen Universität Valladolid dem Portal LiveScience. Dass der archäologische Fund ihres Teams gleich zwei davon aufzeige, ist umso bemerkenswerter.

Die Möglichkeit, dass die Löcher im Schädelknochen durch einen Unfall oder Gewalteinwirkung entstanden sein könnten, können Díaz-Navarro und ihr Team nach Untersuchungen ausschließen. Es zeigen sich beispielsweise keine Frakturen rund um die Öffnungen. Auch deren Präzision überrascht. Mit Durchmessern von 53 beziehungsweise 32 Millimetern fallen die chirurgischen Öffnungen recht klein aus; vor allem, wenn man bedenkt, mit welch groben Werkzeugen vorzeitliche Ärztinnen und Ärzte vorliebnehmen mussten.

Die blutige Geschichte der Medizin: Auch dieser archäologische Fund fasziniert. Einem Kriegsversehrten aus dem Mittelalter verpasste man eine „eiserne Hand“.

Blutige, aber effektive Operationen

Dr. Díaz-Navarro geizt nicht mit Details, um zu beschreiben, wie die chirurgischen Spuren an dem Skelett zustande gekommen sein könnten. Statt einer Bohrung dürfte der Frühhistorikerin nach eine Schabtechnik zum Einsatz gekommen sein, um den Schädelknochen zu öffnen.

„Diese Technik funktionierte, indem man mit einem scharfen Stein so lange am Schädelgewölbe schabte, bis ein Loch entstand“, führt Díaz-Navarro aus. „Damit eine solche Operation ausgeführt werden konnte, musste die Behandelte von Anwesenden entweder mit Kraft festgehalten werden oder eine psychoaktive Substanz einnehmen, die den Schmerz linderte oder sie betäubte.“

Aufgrund der archaischen Behandlungsweise war diese Prozedur nicht ungefährlich, weiß die Forscherin. Die Region, in der sich die Eingriffslöcher befinden, beinhaltet viele empfindliche Blutgefäße und Muskeln, die bei der Behandlung leicht Schaden nehmen können.

Doch trotz behelfsmäßiger Mittel schien die prähistorische OP erfolgreich verlaufen zu sein. Eine Auswertung des archäologischen Fundes ergab, dass die Frau wahrscheinlich noch viele Monate nach der zweiten Operation gelebt haben dürfte.

Quellen: „Holes in the Head. Double cranial surgery on an individual from the Chalcolithic burial site of Camino del Molino (SE Spain)“ (International Journal of Paleopathology, Dezember 2023), LiveScience

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