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Fund aus der Steinzeit: Das war die überraschende Leibspeise unserer Vorfahren

Was kam bei unseren Vorfahren auf den Teller? Ein neuer archäologischer Fund liefert eine verblüffende Antwort.

Steinzeitliche Jäger sitzen am Lagerfeuer.
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Vom Affen zum Menschen: An diesem Punkt war die Wandlung vollendet

Der Zeitpunkt, wann der Affe sich zum Menschen entwickelte, ist schwer zu bestimmen.Vor rund 300.000 Jahren soll der Homo sapiens geschaffen worden sein.Aber erst vor rund 65.000 Jahren schuf der Mensch Werkzeuge, Artefakte und Kunst.

Essen wie ein Höhlenmensch könnte gesünder sein als bislang gedacht. Das zumindest deutet ein neuer archäologischer Fund an, der den Speiseplan unserer Vorfahr*innen aufschlüsselt. Darunter befand sich ein wahres prähistorisches Superfood.

Archäologischer Fund: Auf diese Speise schworen Steinzeitmenschen

Um herauszufinden, was bei frühen Menschen auf den Teller kam, untersuchten Forschende der Universitäten von York und Glasgow die Zähne diverser Skelette von der Jungsteinzeit (10.000 bis 2.200 vor Christus) bis ins frühe Mittelalter (476 bis 1.000 n.Chr.). Dabei stießen sie auch nach Jahrtausenden noch auf sogenannte Biomarker, mikroskopisch-kleine Spuren damaliger Nahrung.

Wie die Forschenden im Fachjournal Nature Communications festhielten, überraschte sie ein Detail dabei besonders. Verteilt über 28 Grabungsstätten in ganz Europa wiesen die archäologischen Funde Biomarker auf, die belegten, dass Algen und Seetang zu den meist gegessenen Lebensmitteln unserer frühzeitlichen Ahnen gehörten. „Direkte Beweise für deren Verzehr durch Menschen“, heißt es in der Studie, „fehlte bislang, weshalb man sie nicht für einen Bestandteil antiker europäischer Ernährung hielt“.

Nur friedliebende Pflanzenfresser?: Dieser archäologische Fund zeichnet ein blutiges Bild der Jungsteinzeit. Es handelt sich um Spuren eines gewaltigen Massakers.

Algen bis ins Mittelalter hinein fester Bestandteil der europäischen Küche

Auch wenn Algen hierzulande heutzutage nur noch selten auf den Teller kommen, beweist die Analyse archäologischer Funde aus vielen verschiedenen Epochen, dass sie sich ziemlich lange auf dem Speiseplan unserer Vorfahr*innen gehalten haben. Bis ins Mittelalter hinein waren sie ein fester Bestandteil der europäischen Küche.

Für die Forschenden ist diese Erkenntnis besonders spannend. Denn mit vermehrter Sesshaftigkeit und dem Anfang der Landwirtschaft in der späten Jungsteinzeit, ging man bislang davon aus, dass selbst-angebaute Agrarprodukte wilde Ressourcen als Nahrungsquelle fast vollständig ersetzt haben. Der archäologische Fund belegt nun, dass Algen und Seetang „bis vor relativ kurzer Zeit fester Bestandteil der Ernährung in Europa waren“. Ob dies aus Notwendigkeit, etwa in Zeiten von Ernteausfällen, oder aus persönlicher Vorliebe geschah, lässt sich hingegen nicht eindeutig belegen.

Superfood aus den Meeren?

Für letzteres hätten unsere Vorfahren guten Grund gehabt, gelten Algen doch bis heute als wahres Superfood. Wie es beispielsweise in einem Gesundheitsratgeber des NDR heißt, enthalten sie hohe Mengen an Vitamin B12, das sonst nur in tierischen Produkten vorkommt und etwa für die Zellteilung, Blutbildung und den Stoffwechsel wichtig ist. Auch der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und Proteinen machen sie zu einer gesunden Alternative. Vorsicht gilt jedoch vor erhöhten Jodgehalt, vor allem in getrockneten Algen.

Auch die Historikerinnen und Historiker, die den archäologischen Fund untersuchten, raten modernen Menschen sich zumindest teilweise an der historischen Ernährungsweise zu orientieren. Dabei heben sie „die negativen gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen der übermäßigen Abhängigkeit von einigen wenigen landwirtschaftlichen Massenprodukten“ hervor. Wieder vermehrt auf das Superfood der Meere zurückzugreifen, könnte uns helfen, diese Abhängigkeit zu durchbrechen, resümieren die Forschenden.

Quellen: „Human consumption of seaweed and freshwater aquatic plants in ancient Europe“ (Nature Communications, Oktober 2023), NDR

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