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Über 1.400 Jahre alter Tempel entdeckt: Forscher finden „seltene und bemerkenswerte Beweise“

Ein archäologischer Fund in England lässt Forschende staunen. Nicht nur seine Größe verblüfft, sondern auch das, was er über die Geschichte des Landes aussagen könnte.

Der archäologische Fund einer Scherbe im Staub.
© Nick Alias - stock.adobe.com

Die 5 wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten

Jahrtausende menschlicher Kultur bringen auch nach langer Zeit immer wieder erstaunliche Erkenntnisse hervor.Wir zeigen dir die fünf wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten.

Noch bevor England zum Christentum konvertierte, hinterließen heidnische Kulturen auf der Insel ihre Spuren, die bis heute faszinieren. So auch der archäologische Fund eines über 1.000 Jahre alten Tempels oder Kulthauses, das womöglich einer prä-christlichen ostanglischen Königsdynastie gehörte.

Archäologischer Fund ermöglicht durch Lotto-Spielende

Wie der Blog Heritage Suffolk berichtet, waren über drei Jahre rund 600 lokale Freiwillige an den Grabungen in Rendlesham, nahe der bekannten Grabungsstätte Sutton Hoo in Suffolk beteiligt. Ermöglicht wurde der archäologische Fund auch durch Spendengelder der National Lottery. Auch wenn es vielleicht nicht alle Lotto-Spielenden mitbekommen haben, könnten sie einen wichtigen Beitrag zur Entdeckung eines bedeutenden Stücks ihrer Landesgeschichte geleistet haben.

Forschende gehen davon aus, dass Rendlesham im sechsten bis achten Jahrhundert ein einflussreiches königliches Zentrum in Ostanglien gewesen sein muss. Neue Entdeckungen belegen nun, dass die Königssiedlung bis zu zweimal größer gewesen dürfte als bisher gedacht. Das Gebiet umfasste eine Fläche von 15 Hektar. Das entspricht etwa 20 Fußballplätzen. Ein anderthalb Kilometer langer Graben sollte die Siedlung schützen.

Zu den herausragendsten neuen archäologischen Funden in Rendlesham gehören die Grundrisse von drei bislang unbekannten Holzhäusern. Eines davon dürfte vor rund 1.400 Jahren als Tempel Schauplatz prä-christlicher religiöser Rituale gewesen sein. Seine Maße von zehn mal fünf Metern waren für Gebäude dieser Zeit ungewöhnlich groß. Aufgrund seiner stabilen Statur geht Professor Christopher Scull, der wissenschaftliche Hauptberater des Projekts, davon aus, dass es für die damalige Gesellschaft einen besonderen Zweck erfüllt haben musste.

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„Seltene und bemerkenswerte Beweise“ für die Macht antiker Könige

Die schiere Größe und der Detailreichtum des archäologischen Fundes versetzt Forschende ins Staunen. An ihm ließe sich viel über die Geschichte der Region und ihrer damaligen Bewohnerinnen und Bewohner ablesen, bestätigt Christopher Scull. „Die Ergebnisse der Ausgrabungen in Rendlesham zeugen von der Macht und dem Reichtum der ostanglischen Könige sowie von der Kultiviertheit der von ihnen regierten Gesellschaft“, erläutert der Historiker.

Dabei sei vor allem der mögliche heidnische Tempel hervorzuheben, meint der Dozent an der der Cardiff University und am University College London. Denn dieser liefert „seltene und bemerkenswerte Beweise dafür, dass an dem königlichen Ort der vorchristliche Glaube praktiziert wurde, der die Grundlage der frühen englischen Gesellschaft bildete“.

Neben den Tempelüberresten fand man in Rendlesham unter anderem metallene Artefakte wie ein ziervolles Pferdegeschirr aus dem siebenten Jahrhundert nach Christi und zwei bislang nicht genauer datierte Gräber. Die Grabungen vor Ort sind bereits abgeschlossen und die archäologischen Funde sollen nun genauer analysiert werden. Man hofft bis kommenden Jahres erste genauere Forschungsergebnisse veröffentlichen zu können.

Quellen: Heritage Suffolk

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