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Tief unter dem Meer: Forscher entdecken „Zeitbombe“ für das Klima der Erde

Immer wieder führt der Klimawandel zu gefährlichen Rückkopplungen. Diese können dafür sorgen, das er weiter beschleunigt.

Aufnahme in der Tiefsee
© Emil - stock.adobe.com

Klimawandel: Die Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft

Der menschengemachte Klimawandel verändert unsere Welt mit vielfältigen Folgen. Welche Bereiche sind akut betroffen?

In einer bahnbrechenden Studie der Newcastle University haben Forscher*innen eine bedeutende Bedrohung für unser Klimasystem durch ozeanisches Feuereis aufgedeckt. Diese eisähnliche Substanz, auch bekannt als Methanhydrat, kommt unter dem Meeresboden in großen Mengen vor. Jüngste Forschungen ergaben, dass der Klimawandel das Schmelzen dieser Hydrate verursacht und zur Freisetzung von Methan aus den Tiefen des Ozeans an seine Oberfläche führt.

Klimawandel: Teufelskreis durch Feuereis

Das Team, geleitet von Professor Richard Davies, entdeckte, dass das Schmelzen von gefrorenem Methan nicht nur in flachen Regionen stattfindet. Denn auch in tieferen Teilen des Kontinentalhangs könne das passieren. Die Forschenden beobachteten einen spezifischen Fall vor der Küste Mauretaniens in Nordwestafrika, wo dissoziiertes Methan über 40 Kilometer gewandert ist. Dieser Befund stellt die langjährige Annahme in Frage, dass tiefere Hydrate stabil sind und nicht anfällig für Klimaerwärmung sind.

Die Untersuchung ist entscheidend, denn Methanhydrat ist eine bedeutende Methanquelle, ein Treibhausgas, das kurzfristig viel stärker wirkt als Kohlendioxid. Die Freisetzung von Methan aus diesen Hydraten in die Atmosphäre könnte die globale Erwärmung massiv beschleunigen, erklärte Prof. Dr. Christian Berndt, Leiter der Forschungseinheit Marine Geodynamik (GEOMAR) in Kiel, gegenüber SciTechDaily. Die Studie hat gezeigt, dass der Klimawandel das Schmelzen dieser Hydrate auslösen und gefangenes Methan freisetzen kann, was möglicherweise zu einer Rückkopplungsschleife führt, die den Klimawandel verschärft.

Die Forscher*innen nutzten ausgefeilte Technologie, um die Bewegung von Methan von seiner Quelle zum Meeresboden zu kartieren. Ihre Methode beinhaltete die Untersuchung des Meeresbodens mittels seismischer Bildgebung, um Bereiche zu identifizieren, in denen Methanhydrate dissoziiert hatten. Sie fanden Beweise für diesen Prozess in Form von Vertiefungen auf dem Meeresboden die durch das entweichende Gas verursacht werden.

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Gefahr aus der Tiefsee

Die Implikationen dieser Studie sind weitreichend. Sie verlagert den Fokus der Klimaforschung auch auf die tieferen Teile des Ozeans, die bisher als weniger anfällig für klimatische Veränderungen galten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine erhebliche Menge Methan aus diesen tieferen Hydraten freigesetzt werden könnte.

Das Team der Newcastle University plant, seine Forschung fortzusetzen, indem es eine wissenschaftliche Kreuzfahrt unternimmt, um in die Vertiefungen zu bohren. Ihr Ziel ist es, die Beziehung zwischen Klimaerwärmungsereignissen und Methanfreisetzung besser zu verstehen. Diese Forschung ist nicht nur entscheidend für das Verständnis der Komplexität des Klimawandels, sondern auch wesentlich für die Entwicklung von Strategien zu dessen Milderung.

Quellen: „Long-distance migration and venting of methane from the base of the hydrate stability zone“ (Nature Geoscience, 2023); SciTechDaily

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