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Im Schnee der Antarktis: Forscher machen überraschende Entdeckung

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und NASA-Satellitenbildern haben Forschende ein erstaunliches Phänomen in der Antarktis entdeckt, das fatale Folgen haben könnte.

Schneebedeckte Berge in der Antarktis.
© Wayne - stock.adobe.com

Die Antarktis – wer hat sie eigentlich entdeckt?

Im Jahr 1820 stieß eine russische Expedition erstmals auf Ausläufer der Antarktis. Gerade mal ein Jahr später entdeckten amerikanische Forscher ihr Festland.Doch waren sie tatsächlich die ersten Menschen, die den Kontinent erforschten? Tatsächlich scheint es, als sei sie schon lange vorher besucht worden.

Der Schnee in der Antarktis besitzt eine bemerkenswerte Eigenschaft, die bisher von der Wissenschaft übersehen wurde. Forscher*innen der University of Cambridge haben dies kürzlich entdeckt und ihre neuen Erkenntnisse vor wenigen Tagen der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Erkenntnisse stellen die bisherigen Ansichten in Frage.

Antarktis: Immer mehr Schmelzwasser

Wenn sich das Klima erwärmt, bildet sich mehr Schmelzwasser auf der Oberfläche des Schelfeises der Antarktis. Doch dieses Phänomen kann fatale Folgen habe. Denn es führt zu Instabilität oder sogar zum Kollaps der Eisflächen. Das wiederum würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels führen.

Nun haben Forscher*innen unter der Leitung der University of Cambridge entdeckt, dass wassergetränkter Schnee im Hochsommer mehr als die Hälfte des gesamten Schmelzwassers auf den antarktischen Schelfeismassen ausmacht. Trotz der möglichen katastrophalen Auswirkungen, wurde dies bisher aber nur unzureichend berücksichtigt.

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Neue Erkenntnisse durch KI

So schreiben die Wissenschaftler*innen in ihrer Studie im Fachjournal nature geoscience, das im Schnee gelöste Schmelzwasser wird „derzeit in regionalen Klimamodellen nicht berücksichtigt, was zu Unterschätzungen des Schmelzens der Eisschilde und der Stabilität des Schelfeises führen könnte.“

Zu den neuen Erkenntnissen ist das Forschungsteam aufgrund von KI-gestützten Techniken gelangt. Denn die Bedeutung von Schneematsch bei der Stabilität von Schelfeis in der Antarktis war zuvor sehr schwierig zu bestimmen.

„Es ist schwierig, Schneematsch zu kartieren, weil er von einem Satelliten aus betrachtet wie andere Dinge aussieht, beispielsweise wie Schatten von Wolken“, erklärte die Hauptautorin Dr. Rebecca Dell vom Scott Polar Research Institute (SPRI) in Cambridge. „Aber mithilfe von Techniken des maschinellen Lernens können wir über das hinausgehen, was das menschliche Auge sehen kann, und ein klareres Bild davon erhalten, wie sich Schneematsch auf das Eis in der Antarktis auswirken könnte.“

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Schmelzrate steigt weiter an

Mithilfe ihres maschinellen Lernmodells stellten die Forscher*innen fest, dass auf dem Höhepunkt des antarktischen Sommers im Januar 57 Prozent des gesamten Schmelzwassers auf den antarktischen Eisschelfen in Form von Schneematsch gebunden ist. Den Rest machen Schmelzwasserseen aus.

„Dieser Schneematsch wurde noch nie in großem Maßstab auf allen großen Eisschelfen der Antarktis kartiert, sodass bisher mehr als die Hälfte des gesamten Oberflächenschmelzwassers ignoriert wurde“, sagte Dell. „Dies ist möglicherweise von Bedeutung für den Hydrofrakturprozess, bei dem das Gewicht des Schmelzwassers Risse im Eis erzeugen oder vergrößern kann.“

Neben den möglichen Auswirkungen von Schneematsch auf den Hydrofrakturprozess, hat dieser auch einen großen Einfluss auf die Schmelzrate in der Antarktis. Da der Matsch weniger weiß ist, als Schnee oder Eis, absorbiert er auch mehr Wärme von der Sonne. Auch dieses zusätzliche Schmelzen werde derzeit in Klimamodellen nicht berücksichtigt, so die Wissenschaftler*innen.

Quelle: University of Cambridge, „Substantial contribution of slush to meltwater area across Antarctic ice shelves“ (nature geoscience, 2024)

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