Bei Ausgrabungen in Marokko wurden Überreste einer bislang unbekannten Kultur aus der Steinzeit freigelegt. Doch damit nicht genug, denn der archäologische Fund ist zudem der älteste und größte landwirtschaftliche Komplex, der je in Afrika jenseits des Nils entdeckt wurde.
Archäologischer Fund in Marokko
Der Maghreb in Nordwestafrika spielte während der Altsteinzeit eine wichtige Rolle. Das Wissen über seine spätere Vorgeschichte ist jedoch begrenzt. Insbesondere in dem Zeitraum zwischen 4000 und 1000 vor Christus (v.Chr.). Keramik, Steine sowie zahlreiche weitere archäologische Funde weisen nun jedoch auf eine steinzeitliche Gemeinschaft hin, die den Maghreb in Zusammenhang mit Entwicklungen im weiteren westlichen Mittelmeerraum zur gleichen Zeit bringt.
In ihrer kürzlich im Fachmagazin Antiquity erschienenen Studie, präsentieren die Forscher*innen die ersten Ergebnisse von Untersuchungen in Oued Beht, Marokko. Diese enthüllen eine bisher unbekannte Bauerngesellschaft aus der Zeit um 3400 bis 2900 v. Chr. Das Besondere daran: Sie weist ähnliche Merkmale auf wie zeitgenössische Stätten auf der iberischen Halbinsel.
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Großer Einfluss auf Entwicklung des Mittelmeerraums
Professor Cyprian Brookbank der University of Cambridge betont dabei die enorme Bedeutung des archäologischen Fundes: „Über dreißig Jahre lang war ich davon überzeugt, dass der Mittelmeerarchäologie etwas Grundlegendes über das spätere prähistorische Nordafrika fehlt. Jetzt wissen wir endlich, dass das richtig war, und wir können anfangen, auf neue Weise zu denken, die den dynamischen Beitrag Afrikas zur Entstehung und Interaktion früher Mittelmeergesellschaften anerkennt.“
Das Team entdeckte in Oued Beht Überreste von domestizierten Pflanzen und Tieren, Töpferwaren und Steine, die alle aus der Jungsteinzeit stammen. Die Ausgrabungen brachten auch zahlreiche Hinweise auf tiefe Lagergruben zutage. Bemerkenswert ist jedoch vor allem, dass zeitgleiche Stätten mit ähnlichen Gruben auf der anderen Seite der Straße von Gibraltar auf der iberischen Halbinsel gefunden wurden.
Dort haben Funde von Elfenbein und Straußeneiern schon seit langem auf afrikanische Verbindungen hingewiesen. Dies deutet darauf hin, dass der Maghreb im vierten Jahrtausend vor Christus maßgeblich an der Entwicklung des westlichen Mittelmeerraums beteiligt war. Der archäologische Fund in Marokko scheint diese Annahme nun zu bestätigen. „Oued Beht und der nordwestliche Maghreb waren offensichtlich integrale Bestandteile des weiteren Mittelmeerraums. Daher verändern diese Entdeckungen unser Verständnis der späteren Vorgeschichte des Mittelmeerraums und Afrikas erheblich“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung der University of Cambridge.
Quellen: University of Cambridge, „Oued Beht, Morocco: a complex early farming society in north-west Africa and its implications for western Mediterranean interaction during later prehistory“ (Antiquity 2024)
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