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Arktis: Forscher schlagen Alarm – Entdeckung könnte direkte Auswirkungen auf Europa haben

Ein norwegisches Forschungsteam spricht eine deutliche Warnung aus. Denn Prozesse aus der fernen Vergangenheiten der Erde könnten sich womöglich wiederholen.

KI-generiertes Bild eines Eisbergs im Wasser
© Yeivaz - stock.adobe.com

Eiszeit auf der Erde

Unsere Erde hat in den letzten 2,6 Millionen Jahren schon 50 Eiszeiten durchlebt. Diese wurden nur von wärmeren Perioden unterbrochen. Auch in der Zukunft kann der Blaue Planet wieder von einer Eiszeit übermannt werden.

Die Arktis scheint für viele von uns, sehr weit entfernt zu sein. Doch die eisige Region ist ein Schlüsselfaktor für das globale Klima und bestimmt damit auch unser alltägliches Leben. Eine neue Entdeckung der Universität Tromsø, auch bekannt als Norwegens Arktische Universität macht deutlich, dass vor allem Europa von den Veränderungen im Polargebiet betroffen sein könnte.

Schmelzendes Eis der Arktis hatte weitreichende Folgen

Erst kürzlich warnten 44 renommierte Klimaforscher*innen aus aller Welt in einem offenen Brief vor einer globalen Katastrophe aufgrund des Klimawandels. Dabei bezogen sie sich vor allem auf die Prozesse im Atlantik und der Arktis, welche verheerende und irreversible Folgen für unseren Planeten haben könnten. Nun unterstreichen neue Forschungsergebnisse diese Erkenntnisse.

So heißt es in er kürzlich im Fachjournal nature communication veröffentlichten Studie, dass in ferner Vergangenheit der zunehmende Zufluss von Süßwasser aus schmelzendem arktischem Meereis in die Nordmeere die Meereszirkulation wahrscheinlich erheblich beeinflusste. Das ließ die Temperaturen in Nordeuropa damals stark absinken.

Auch wenn diese Erkenntnisse, die Vergangenheit der Erde betreffen, sind sie umso wichtiger für unsere Zukunft. „Unsere Feststellung, dass das verstärkte Schmelzen des arktischen Meereises in der Erdgeschichte wahrscheinlich zu einer erheblichen Abkühlung in Nordeuropa geführt hat, ist alarmierend“, erklärt Mohamed Ezat vom iC3 Polar Research Hub, Hauptautor der neuen Studie. Denn bereits die Wissenschaftler*innen haben geschildert, dass dies auch in naher Zukunft wieder so eintreten könnte.

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Veränderungen in Wettermustern

Die Berechnungen in der Studie des norwegischen Forschungsteams beziehen sich auf die frühe Phase der letzten Zwischeneiszeit vor über 100.000 Jahren. Damals waren die globalen Temperaturen höher als heute, die Eismengen kleiner und der Meeresspiegel deutlich höher. Das Klima erwärmte sich zu dieser Zeit zusehends. Das daraus resultierende verstärkte Schmelzen des arktischen Meereises führte zu Veränderungen der regionalen Meeresoberflächentemperatur und der Meereszirkulation, wie das Forschungsteam herausfand.

Denn als das Meereis schmolz, veränderte es den Salzgehalt und die Dichte des Wassers. Das störte den normalen Strömungsfluss. Was wiederum zu Veränderungen der Zirkulationsmuster und der Wärmeverteilung im Ozean führte. Das Verständnis der Dynamik der letzten Zwischeneiszeit sei entscheidend, erklärt Ezat. Frühere Warmzeiten in der Erdgeschichte unterstreichen die Bedeutung von Rückkopplungsmechanismen im Klimasystem.

So berichtet die Studie nicht nur von der Vergangenheit, sondern auch der Zukunft der Arktis. Denn darin beziehen sich auch auf Satellitenbeobachtungen, die zeigen, dass die Meereisbedeckung im Arktischen Ozean in den letzten vier Jahrzehnten erheblich zurückgegangen ist. Laut den Forscher*innen wird prognostiziert, dass bis Mitte des Jahrhunderts, also etwa 2050, durchgehend eisfreie Sommerbedingungen herrschen werden.

So stellen die Forscher*innen in der Pressemitteilung klar: „Da sich die Arktis weiter erwärmt und das Meereis abnimmt, kann es zu weiteren Veränderungen der Meeresströmungen und Wettermuster kommen.“ Dies betonen die Wissenschaftler*innen bereits zu Beginn ihrer Studie.

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Entscheidend für das Klima in Nordeuropa

Dort schreiben sie: „Die arktische Kryosphäre verändert sich als Reaktion auf den anhaltenden Klimawandel rasch, was tiefgreifende Auswirkungen auf das regionale und globale Klima, den zukünftigen Anstieg des Meeresspiegels und die Stabilität der Ökosysteme hat. So wurde beispielsweise vermutet, dass positive Wärme- und Süßwasserflussanomalien in der Arktis die Hauptursache für die vermutete jüngste Verlangsamung der Atlantischen Meridionalen Umwälzströmung (AMOC) sind, einem entscheidenden Regulator des Erdklimas und grundlegend für das milde Klima in Nordwesteuropa.“

Es bestand in der Forschung bisher jedoch keine Einigkeit über die relative Rolle einzelner Komponenten des arktischen Klimawandels im Hinblick auf die vermutete Verlangsamung der AMOC. Die neue Studie könnte dies nun ändern. Da sie den klaren Zusammenhang von abnehmendem Eis in der Arktis und den sich daraus verändernden Meereszirkulationen aufzeigt.

So fasst Ezat abschließend über die Entdeckung in der Arktis zusammen: „Wir hoffen, dass unsere Studie den Klimamodellierern einen Maßstab bietet, um diesen Zeitraum zu nutzen und die Auswirkungen der Eisveränderungen auf das regionale und globale Klima besser einzuschätzen.“

Quelle: „Arctic freshwater outflow suppressed Nordic Seas overturning and oceanic heat transport during the Last Interglacial“ (nature communications 2024); UiT Norges arktiske universitet, Open Letter by Climate Scientiststo the Nordic Council of Minister

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