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In den Tiefen der Arktis: Neue Entdeckung widerlegt weitverbreitete Annahme

Die Tiefsee birgt für die Forschung noch immer zahlreiche Geheimnisse. Das gilt auch für den Arktischen Ozean, wie eine neue Studie nun zeigt.

KI-generiertes Bild eines Schiffes, welches auf Wasser mit zahlreichen Eisschollen fährt.
© Galina - stock.adobe.com

Grönlands Eis enthüllt vermutlich Unglaubliches: Hinweis auf uralten, massiven Meteoritenabsturz

Erst im November war ein riesenhafter Krater im grönländischen Eis gefunden worden. Nun gilt der Polarregion ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit. Leider auch wegen des Klimawandels.

Wer an die Arktis denkt, hat dabei oft eine leblose Region aus Eis vor Augen, über die nur von Zeit zu Zeit ein Eisbär wandert oder eine Robbe den Kopf aus dem kalten Wasser streckt. Doch einer neuen Studie zufolge soll in den Tiefen des Nordpolargebiets ganz anders aussehen.

Arktis ist Heimat zahlreicher Lebewesen

So hat ein Forschungsteam in der Fachzeitschrift Elementa eine neue Studie veröffentlicht, die zeigt, dass die Tiefsee in der Arktis über eine große Vielfalt an Lebensräumen und Organismen verfügt. Dafür analysierten die Wissenschaftler*innen insgesamt 75.000 Datensätze zu 2.637 dort lebenden Arten.

„Wir haben nicht nur wichtige Tiefseedaten umfassend digitalisiert und in frei zugänglichen Datenbanken veröffentlicht, sondern auch neue Tiefseedaten gesammelt, geprüft und umfassend analysiert. Dadurch konnten wir zeigen, dass der Arktische Ozean entgegen der landläufigen Meinung tatsächlich eine sehr reiche Vielfalt an Organismen aufweist“, erklärt Dr. Hanieh Saeedi in einer Pressemitteilung des Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz.

Viele von diesen sind jedoch bisher nur unzureichend untersucht worden. Aufgrund von wirtschaftlicher Interessen sollte dies schleunigst nachgeholt werden, mahnen die Wissenschaftler*innen. Denn Schätzungen zufolge könnte die Tiefsee bis zu 13 Prozent der noch unentdeckten globalen Ölreserven und 30 Prozent der Erdgasreserven enthalten, wie es in der Pressemitteilung heißt. Dies ist ein wesentlicher Faktor für die verstärkte politische und wirtschaftliche Fokussierung auf den Arktischen Ozean.

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„Immer noch große Wissenslücken“

Obwohl die Tiefen der Arktis damit nun immer intensiver untersucht werden, „gibt es immer noch große Wissenslücken über die am Meeresboden lebenden Tiefseegemeinschaften – wie unsere neue Studie deutlich zeigt“, so Prof. Dr. Angelika Brandt vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturkundemuseum in Frankfurt. Das macht es auch schwerer, diese im Blick auf die verstärkten ökonomischen Interesse zu schützen.

Bei ihren Untersuchungen haben sich die Wissenschaftler*innen auf den Bereich nördlich des 66. nördlichen Breitengrads beschränkt. Dort haben sie das Wasser unterhalb einer Tiefe von 500 Metern untersucht. Die häufigsten Einzelnachweise betrafen dabei den Stamm Arthropoda. Zu diesem zählen unter anderem Asseln und Ruderfußkrebse. Daneben wurden auch zahlreiche Ringelwürmer und Schwämme entdeckt.

Damit ist „unbestritten, dass die Tiefsee im Arktischen Ozean bei weitem nicht der leblose, eintönige Lebensraum ist, als den ihre frühen Entdecker sie beschrieben haben“, so Saeedi und fügt hinzu: „Gerade angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Interessen stellt der Mangel an Daten zur benthischen Biodiversität […] ein erhebliches Problem für robuste Management- und Schutzmaßnahmen dar.“

Quelle: „The emerging picture of a diverse deep Arctic Ocean seafloor: From habitats to ecosystems“ (Elementa 2024), Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz.

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