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Knochen statt Fliesen: Archäologen entdecken rätselhaften Boden in den Niederlanden

Tierknochen als Fliesen zu verwenden erscheint heute undenkbar. Einst könnte das allerdings gängige Praxis gewesen sein – zumindest in Alkmaar.

Nahaufnahme des Knochenbodens in einem Haus am Achterdam im Zentrum von Alkmaar
© team Archeologie, gemeente Alkmaar

Die 5 wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten

Jahrtausende menschlicher Kultur bringen auch nach langer Zeit immer wieder erstaunliche Erkenntnisse hervor.Wir zeigen dir die fünf wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten.

Im Herzen der niederländischen Gemeinde Alkmaar haben Forschende bei Renovierungsarbeiten an der Achterdam einen besonderen archäologischen Fund gemacht: einen Boden, der teilweise aus Tierknochen besteht. Solche Entdeckungen sind extrem selten und bisher nur in Nordholland bekannt.

Archäologischer Fund in Alkmaar

Die Knochen stammen von Rindern, genauer gesagt von Mittelfußknochen. Sie wurden sorgfältig auf die gleiche Höhe gesägt und in einem auffällig gleichmäßigen Muster verlegt. In jedem Abschnitt liegen sie entweder mit der gesägten oder der oberen Seite nach oben. Auf den ersten Blick scheinen sie einfach Lücken im alten Fliesenboden zu füllen, doch das geordnete Muster lässt vermuten, dass es mehr als nur eine praktische Lösung war.

Die Forscherin Nancy de Jong zeigte sich begeistert von dem archäologischen Fund. „Wir haben uns sehr gefreut, dass wir diesen Knochenboden mit eigenen Augen sehen konnten“, betonte de Jong im Rahmen einer Pressemitteilung der Gemeinde. „Es ist jedes Mal ein Privileg, etwas aus einer vergangenen Epoche zu entdecken und der Geschichte von Alkmaar neue Informationen hinzuzufügen.“

Sie erklärte, dass ähnliche Knochenböden bisher in Hoorn, Enkhuizen und Edam gefunden wurden, ebenfalls in Kombination mit Fliesenböden. Diese Beispiele stammen wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert und deuten darauf hin, dass es sich um eine regionale Bauweise handeln könnte. Mit dem Fund in Alkmaar kommt ein weiteres Puzzlestück hinzu, das neue Fragen aufwirft.

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„Unheimlich viele verborgene Geschichten“

Das heutige Gebäude an der Achterdam wurde um 1.609 gebaut, aber der Knochenboden könnte deutlich älter sein. Warum damals Knochen statt der üblichen Fliesen verwendet wurden, ist unklar. Möglicherweise hatten sie eine besondere Bedeutung, vielleicht im Zusammenhang mit einem lokalen Handwerk oder Gewerbe. Es könnte aber auch einfach eine kostengünstige und praktische Möglichkeit gewesen sein, die Lücken zu reparieren.

Auch die Kulturdezernentin Anjo van de Ven ist fasziniert von der Entdeckung. Sie betonte, wie wichtig solche archäologischen Funde für das Verständnis der Geschichte Alkmaars seien. Solche Geschichten würden oft jahrhundertelang verborgen liegen und darauf warten, ans Licht geholt zu werden. Van de Ven lobte das Forschungsteam für seine akribische Arbeit und seine Leidenschaft für das Entdecken der Vergangenheit.

In den nächsten Monaten soll der Knochenboden weiter untersucht werden. Die Forschenden wollen herausfinden, wie weit er reicht und ob die Knochen Abnutzungsspuren zeigen, die Hinweise auf ihre Nutzung geben. Gleichzeitig hoffen sie, noch mehr Beispiele solcher Böden in den Niederlanden zu finden. „Es gibt noch unheimlich viele verborgene Geschichten, die darauf warten, dass unser Archäologenteam kommt und sie entdeckt“, so van de Ven.

Quelle: Gemeinde Alkmaar

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