Eigentlich sollte neben der tschechischen Hauptstadt Prag nur eine neue Umgehungsstraße entstehen. Doch während der Arbeiten wurde ein bemerkenswerter archäologischer Fund freigelegt. Dabei handelt es sich gleich um eine ganze Siedlung.
Archäologischer Fund: Bauwerke aus der Jungsteinzeit
So wurden zunächst acht lange Säulenbauten, die etwa 7000 Jahre alt sind, entlang des Verlaufs der geplanten Bauarbeiten der Prager Ringstraße entdeckt. Das teilte das Institut für Archäologie der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in einer offiziellen Pressemitteilung vor wenigen Tagen mit. Zu den archäologischen Funden gehören aber noch weitere Gegenstände aus der Jungsteinzeit.
So zeugen zum Beispiel zahlreiche Steinäxte und Werkzeuge „von der Existenz einer lokalen Werkstatt für die Verarbeitung von poliertem Stein“, sagt Monika Psohlavcová vom Institut für Archäologie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Doch damit nicht genug. Denn die Stätte offenbarte auch archäologische Funde aus ganz anderen Zeiten der Menschheitsgeschichte.
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Tausende Jahre alte Alltagsgegenstände
Archäolog*innen haben dort nämlich auch einen Teil des Dorfes aus dem 5. Jahrhundert vor Christus erforscht. „In dieser Zeit wurden die Häuser teilweise in den Boden versenkt – insgesamt wurden 10 halb versunkene Häuser freigelegt,“ wie es in der Pressemitteilung heißt.
Doch nicht nur Bauwerk, sondern auch Alltagsgegenständen konnten die Forscher*innen dort finden, wie etwa kleine Eisen- und Bronzewerkzeuge sowie Ton- oder Glasperlen. Diese geben auch Auskunft über die Beziehungen der Bewohner*innen zu anderen Kulturen. So legt die Entdeckung eines Kylix, ein beliebtes Gefäß zum Weintrinken in der Adriaregion, den Kontakt der Einheimischen mit den Völkern des Mittelmeers nahe.
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Mehr als 9.000 archäologische Objekte
Das Dorf scheint über Tausende von Jahren eine wichtige Funktion erfüllt zu haben. Das lag wohl vor allem am Goldabbau. So legten die Archäolog*innen auch mehrere Dutzend Gruben frei. Diese waren meist zwischen zwei bis fünf Meter groß. Darin gefundenes Material ermöglichte es den Forscher*innen, die Gruben bis ins 13. Jahrhundert zurückzudatieren.
„Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Gruben mit der Prospektion oder dem direkten Abbau von Gold in den Kies-Sand-Terrassen des Pitkovický Bach in Verbindung standen“, erklärt Monika Psohlavcová. So liegt die Stätte auch nur etwa 15 Kilometer Luftlinie von Jílové u Prahy entfernt. Dies war historisch gesehen die wichtigste tschechische Goldgrube, vor allem im 13. und 14. Jahrhundert.
Die Forscher*innen sind nun bemüht, alle diese archäologischen Funde zu sichern. So heißt es abschließen in der Mitteilung: „Die bevorstehende Route D1 – Běchovice führt durch ein Gebiet, das seit prähistorischer Zeit von Menschen durchquert und bewohnt wird.“ Seit Mai diesen Jahres, als sich schwere Maschinen auf den Weg zu dem geplanten Abschnitt der Prager Ringstraße machten, konnten sie bereits mehr als 9.000 archäologische Objekte entdecken.
Quelle: Archeologický ústav Akademie věd České republiky, Praha
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