Bei einem archäologischen Fund weit im Osten Ungarns konnten Forscher*innen ein Grab entdecken, das auf den ersten Blick nur eines unter hunderten ist. Doch sein Inhalt ließ sie stutzen – er passt nicht zu der bisherigen Auffassung über die Geschichte in Osteuropa.
Archäologischer Fund: Das ließ sich in Ungarn entdecken
Während unsere Sicht auf die Vergangenheit oft unvollständig ist, helfen archäologische Funde dabei, viele Wissenslücken zu füllen. So konnte eine Ausgrabung an der rumänischen Grenze in Ungarn ein Kriegergrab freilegen, das durch eine Anomalie hervorsticht: Es beherbergt keinen männlichen Krieger, sondern, wie die Forscher*innen nach der Untersuchung des Skeletts schlussfolgerten, eine weibliche Kriegerin.
Dabei handelt es sich offenbar um die erste weibliche Kriegerin, die in einem solchen Grab entdeckt wurde. Beigelegt wurde sie von ihren Kameraden und Kameradinnen auf die übliche Weise, in der auch Männer bestattet wurden. Dabei blieb sie nicht allein, sondern erhielt als Grabbeigaben auch ihre Waffen, was dafür spricht, dass es sich um eine erfolgreiche Kämpferin handelte. Der archäologische Fund belegt damit, dass bei weitem nicht nur Männer in den Reihen der Magyaren kämpften.
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Eine historische Ausnahme?
Die Magyaren waren ein östliches Reitervolk, das es nach und nach in das Gebiet des heutigen Ungarns verschlug. Sie begannen ab dem 9. Jahrhundert nach Christus (n. Chr.) damit, in der dortigen Region Eroberungszüge durchzuführen, die anfangs äußerst erfolgreich waren. Das lag auch an ihrer Kampfweise: Anders als die schwerfälligen Völker, die in Mitteleuropa lebten, setzten die Magyaren auch auf berittene Bogenschützen, wie sich in zahlreichen ähnlichen archäologischen Funden zeigt.
Wie die Forscher*innen in ihrem Artikel erklären, bedeutet ein Begräbnis einer Frau mit Waffen nicht unbedingt, dass diese eine Kriegerin war. Oft handelt es sich dabei lediglich um ritualistische Gegenstände. Diese weisen darauf hin, dass es sich eher um Priesterinnen oder ähnliches handelte. Doch die Überreste der Waffen in dem aktuellen archäologischen Fund belegen eindeutig, dass hier unzweifelhaft eine Kämpferin zu Grabe getragen wurde. Da solche Entdeckungen allerdings nicht sehr häufig sind, waren auch solche Kriegerinnen vermutlich nicht ständig anzutreffen. Und dennoch gab es sie, wie der Fund beweist.
Quellen: „‘But no living man am I’: Bioarchaeological evaluation of the first-known female burial with weapon from the 10th-century-CE Carpathian Basin“ (PLOS One, 2024)
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