Wenn in Rom ein archäologischer Fund gemacht wird, ist das selten eine Schlagzeile wert. Immerhin ist die Stadt vor allem durch ihre Relikte vergangener Imperien bekannt. Doch in diesem Fall handelt es sich um eine einzigartige Entdeckung.
Archäologischer Fund: Nero wollte blau machen
Erst vor kurzem gelang italienischen Forscher*innen ein archäologischer Fund in einer bekannten Ausgrabungsstätte in Rom. Der „Domus Aurea“, zu deutsch das „goldene Haus“, war der geplante Palast des berühmten Kaisers Nero. Doch der Herrscher machte sich beim Volk äußerst unbeliebt und in die Gegend seines Hauses bauten seine Nachfolger stattdessen die riesigen Trajansthermen. Damit gehörte Neros Palast der Vergangenheit an, bis er mit Mitteln der Archäologie unter den Ruinen des Schwimmbads ausgegraben werden konnte.
Nun entdeckte man dort einen riesigen Barren aus ägyptischem Blau. In der antiken Welt galt dies als eine der wertvollsten Farben, die ein Mensch erwerben konnte. Sie kommt nicht in der Natur vor, stattdessen wurde Kieselsäure, Kalkstein kupferhaltige Mineralien und Natriumkarbonat vermischt, um zu der Färbung zu gelangen. Daraufhin vermengte man das Gemisch zu einem Block, der dann per Schiff verschickt wurde. Normalerweise zermahlten die Handwerker*innen vor Ort den Barren dann schnell wieder, um ihn benutzen zu können.
Doch in diesem Fall kam es offenbar anders. Die Arbeiten wurden eingestellt, bevor die spezielle Farbe verwendet werden konnte. Dabei erzielte das Material einen beeindruckenden Effekt: Mithilfe von ägyptischem Blau konnte gemalten Figuren eine leuchtende Aura verliehen werden, und man erreichte bestimmte Farbkombinationen, die sonst gar nicht möglich gewesen wären. Der archäologische Fund offenbart daher, welch gewaltige Pläne Nero mit seinem „goldenen Haus“ verfolgte.
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Die Christen sind schuld
Die Direktorin des archäologischen Parks des Kolosseums, Alfonsina Russo, erklärte angesichts der Entdeckung: „Es ist unglaublich, welche Faszination von der Tiefe des Blaus dieses Pigments ausgeht“, wie der Park berichtet. Für die Nachwelt ist es daher betrüblich, dass die Farbe nie verwendet wurde. Denn Nero starb, bevor der Bau vollendet werden konnte. Kurz zuvor, 64 nach Christus (n. Chr.), brannte Rom zu einem großen Teil nieder. Möglicherweise hatte der Kaiser das Feuer selbst gelegt, um Platz für seinen Palast zu schaffen, schob die Katastrophe aber den Christ*innen in die Schuhe.
Diese waren daraufhin einer Welle von Verfolgungen ausgesetzt, der Bau der Palastanlage zog sich hin, vier Jahre später brachte Nero sich auf der Flucht vor seinen Verfolger*innen selbst um. Spätere Kaiser verloren zunehmend das Interesse an dem riesigen Projekt und wandten sich lieber dem Kolosseum zu. Schließlich verbrannte auch das „goldene Haus“ 109, und Kaiser Trajan baute lieber Thermen, als die Heimstätte des ungeliebten Herrschers wieder aufzurichten. Dennoch blieb genügend übrig, um einen archäologischen Fund nach dem anderen zu ermöglichen, der heute für Besucher*innen zugänglich ist.
Quellen: Parco archaeologico del Colosseo
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