Ein bedeutender archäologischer Fund sorgt derzeit in England für Aufsehen: Forscher haben die Residenz von König Harold II., dem letzten angelsächsischen Herrscher Englands, entdeckt. Lange war der genaue Standort dieses historischen Ortes unbekannt, obwohl der berühmte Wandteppich von Bayeux bereits Hinweise lieferte. Nun gelang es den Archäologen, das Haus im südenglischen Dorf Bosham zweifelsfrei zu lokalisieren.
Archäologischer Fund zeigt Königshaus
Der Bayeux-Teppich, ein fast 70 Meter langes Gewebe aus dem Mittelalter, zeigt Szenen aus der Zeit vor der normannischen Eroberung Englands. Darunter auch König Harold, wie er eine Kirche besucht und ein Fest in einem prunkvollen Saal feiert. Forscher*innen vermuteten seit Langem, dass sich dieser Saal in Bosham befand. Doch erst durch den Abgleich mit neuen archäologischen Funden konnten Wissenschaftler diese Vermutung bestätigen.
Ein unscheinbares Detail erwies sich dabei als Schlüssel: die Entdeckung einer mittelalterlichen Latrine. „Die Erkenntnis, dass bei den Ausgrabungen im Jahr 2006 tatsächlich ein angelsächsisches Bad gefunden wurde, bestätigte uns, dass dieses Haus an der Stelle einer Eliteresidenz aus der Zeit vor der normannischen Eroberung steht“, erklärt Duncan Wright, einer der Autoren der Studie, in einer Mitteilung der Newcastle University. Denn solche Badezimmer galten im zehnten Jahrhundert als Statussymbol und waren nur in Häusern der Oberschicht zu finden.
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Fund mit Seltenheitswert
Die Residenz war Teil eines größeren Komplexes, zu dem auch die noch heute existierende Holy Trinity Church gehörte. Der Fund sei auch deshalb so bedeutend, weil physische Überreste der angelsächsischen Aristokratie selten sind. „Bei der normannischen Eroberung wurde die englische Aristokratie von einer neuen herrschenden Klasse verdrängt, die nur wenige physische Überreste hinterlassen hat. Daher ist die Entdeckung in Bosham von enormer Bedeutung – wir haben ein angelsächsisches Musterhaus gefunden“, betont Oliver Creighton von der University of Exeter.
Der archäologische Fund liefert wertvolle Einblicke in das Leben der angelsächsischen Elite. Die Forscher planen nun, weitere Residenzen dieser Art zu identifizieren. Ihre Arbeit könnte helfen, das Bild der angelsächsischen Herrschaftsarchitektur zu vervollständigen – und damit ein weiteres Kapitel der englischen Geschichte sichtbar zu machen.
Quelle: „Where Power Lies: Lordly Power Centres In The English Landscape c. 800–1200″ (The Antiquaries Journal, 2025); Newcastle University
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