Dass die globale Erwärmung das Eis in der Arktis stark in Mitleidenschaft zieht, dürfte für viele heute keine Überraschung mehr sein. Doch nun ist ein Forschungsteam eine neue Entdeckung gelungen, die das grönländische Eisschild betrifft. Diese stellt bisherige Annahmen auf den Kopf.
Arktis: Risse im grönländischen Eisschild
Mittels hochauflösender 3D-Karten hat ein Team unter der Leitung der Durham University der Risse im Eisschild Grönlands genau untersucht. Ihre neuen Ergebnisse haben sie vor Kurzem im Fachmagazin Nature Geoscience veröffentlicht. Darin heißt es, dass in den fünf Jahren zwischen 2016 und 2021 sich die Größe und Tiefe der Gletscherspalten an den schnell fließenden Rändern der Eisdecke der Arktis deutlich vergrößert hat.
Das widerlegt bisherige Annahmen, die lediglich davon ausgingen, dass die Risse im Eisschild sich immer weiter zu dessen Mitte hineinziehen. Mit der neuen Studie zeigen die Forscher*innen jedoch, dass auch die bereits bestehenden Spalten sich im Laufe der Zeit verändern.
„Anhand dieses Datensatzes können wir erkennen, dass sich die Gletscherspaltenfelder nicht nur in die Eisdecke hinein ausdehnen, wie zuvor beobachtet wurde. Vielmehr geht es bei der Veränderung vor allem darum, dass die bestehenden Gletscherspaltenfelder größer und tiefer werden“, erklärt der Studienleiter Dr. Tom Chudley, wie SciTechDaily berichtet.
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Forscher*innen befürchten Domino-Effekt
Diese Prozesse können dabei in eine wahre Teufelsspirale münden. Der Co-Autor der Studie, Professor Ian Howat, Direktor des Byrd Polar & Climate Research Center an der Ohio State University sagte dazu: „Wenn Spalten größer werden, nähren sie die Mechanismen, die die Gletscher der Eisdecke schneller bewegen, indem sie Wasser und Wärme ins Innere der Eisdecke treiben und das Kalben von Eisbergen ins Meer beschleunigen.“
Das wiederum könnte den Eisfluss beschleunigen und so zur Bildung von mehr und tieferen Spalten führen. „Ein Domino-Effekt, der den Eisverlust in Grönland beschleunigen könnte“, wie der Forscher zusammenfasst. Aufgrund dieser Relevanz ist das Projekt auch noch lange nicht beendet.
So wollen die Forscher*innen bis mindestens 2032 weiterhin hochauflösende digitale Geländemodelle liefern. „Dadurch können wir die Gletscher in Grönland und in der gesamten Arktis überwachen, während sie weiterhin auf den Klimawandel in Regionen reagieren, die schnellere Erwärmungsraten erfahren als irgendwo sonst auf der Erde,“ so Howat.
Quellen: „Increased crevassing across accelerating Greenland Ice Sheet margins“ (Nature Geoscience 2025), SciTechDaily
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