Bei einem archäologischen Fund in Osteuropa gelang es Forscher*innen, aus einem Skelett eine ganze Geschichte herauszulesen. Diese beweist, wie schwer das Leben vor zweihundert Jahren in der Region war.
Archäologischer Fund: Hier kommt der Zahnarzt zu spät
Wenn ein archäologischer Fund gemacht wird, muss es dabei nicht zwangsläufig um alte Gemäuer oder Artefakte gehen. Auch ein Skelett kann mitunter überraschend viele Informationen für die Nachwelt bereithalten. So konnten Forscher*innen im Westen Tschechiens ein Exemplar entdecken, an dem sie prompt weitere Untersuchungen durchführten. Es stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, wie die das archäologische Zentrum der Region angibt.
Durch die intensive Analyse des archäologischen Fundes konnten die Forscher*innen schnell herausfinden, welchem Beruf der Mann, der dort sein Ende fand, zu Lebzeiten nachging. Offenbar war er ein Soldat, auch wenn unklar ist, welchem Land oder in welcher Armee er diente. Wichtig ist dabei aber vor allem sein Gebiss, das eine deutliche Sprache darüber spricht, wie das Leben als Soldat damals war.
Denn um ein Gewehr zu laden, mussten die Krieger damals ein Papiertütchen mit den Zähnen aufreißen. Darin befand sich genügend Schwarzpulver für genau einen Schuss, das dann meist in den Lauf der Waffe geschüttet wurde. Bei dem Prozess kamen die Zähne immer mit dem Pulver in Kontakt, was schreckliche Folgen nach sich ziehen konnte. Das belegt auch der archäologische Fund.
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Schwarzpulver ist schlecht für die Zähne
So kam es offenbar über die Zeit dazu, dass die Zähne schweren Schaden durch den Kontakt mit dem Schwefel im Schwarzpulver nahmen. Nach und nach brachen sogar die Zahnkronen ab, was immense Schmerzen für den Soldaten bedeuten musste. Da das Gebiss des archäologischen Fundes genau diese Merkmale aufweist, ist davon auszugehen, dass der Mann lange Zeit in Militärdiensten stand. Da er etwa vierzig oder fünfzig Jahre alt wurde (was für seine Zeit untypisch ist), ist eine Dienstzeit von zwanzig Jahren durchaus realistisch.
Für Lukáš Šín, einen der beteiligten Forschenden, stellt der archäologische Fund daher „eine einzigartige Entdeckung“ dar. Erst durch die „seltenen Verletzungen“, die sich am Gebiss fanden, sei es möglich gewesen, den Beruf des Verstorbenen zu bestimmen. Damit ist das Skelett der erste Beleg für den Effekt von Schwarzpulver auf die Zähne, der weltweit existiert. Bislang konnte man nämlich nur aus den damaligen Schriften von dem Phänomen lesen. Dennoch ist unklar, ob sich durch weitere Untersuchungen noch mehr über das Leben des Soldaten herausfinden lässt.
Quellen: Archäologisches Zentrum Ölmütz
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