Ein archäologischer Fund im Süden der Türkei zeigt, wie kunstfertig die antiken Römer*innen waren. Dargestellt ist vor allem ein Gott, der damals verehrt wurde, wenn das Kunstwerk auch zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt geschaffen wurde.
Archäologischer Fund: Der andere Hermes
Schon seit vielen Jahren finden in der Ausgrabungsstätte Aspendos an der Südküste der Türkei archäologische Untersuchungen statt. Denn in der Antike befand sich dort eine reiche Stadt, wo heute nur ein Dorf in der Nähe existiert. Kürzlich gelang Forscher*innen nun ein archäologischer Fund von besonderer Bedeutung. Unter mehreren ausgegrabenen Statuen entdeckten sie ein besonders aufwändig gestaltetes Exemplar, das den griechischen Gott Hermes zeigt.
Der archäologische Fund stammt, wie das türkische Ministerium für Kultur und Tourismus angibt, aus dem zweiten bis dritten Jahrhundert nach Christus (n. Chr.) und schmückte damals wohl einen monumentalen Brunnen, den sich die Oberschicht in der Stadt errichten ließ. Hermes war in der griechischen Mythologie der „Götterbote“, der für die Nachrichtenübermittlung zwischen den einzelnen Göttern verantwortlich war. Manchmal überbrachte er den Geschichten zufolge auch Botschaften an die Menschen.
Aber nicht nur Hermes ist Teil des archäologischen Fundes. Dazu gehören auch Eros und Aphrodite sowie Artemis und Nemesis. All die Statuen waren wohl Teil des Brunnens. Erstere zeigen dabei göttliche Symbole der Liebe und Schönheit, Letztere stehen für Jagd, Tugend, Kraft aber auch Kampf und Hass.
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Das ist ungewöhnlich an der Entdeckung
Dabei ist auch die Pose des archäologischen Fundes interessant. Seine rechte Hand hält einen Geldbeutel, da er auch als Gott des Handels verehrt wurde. Die linke wiederum umfasst einen Stab, weil überdies Hirten ihn als ihren Schutzpatron ansahen. Insgesamt ist er einen Meter und 65 Zentimeter groß, was für damalige Statuen eine durchschnittliche Größe ist. Ungewöhnlich aber ist vor allem der Zeitpunkt, zu dem die Hermes-Darstellung entstand.
Denn Kleinasien, wo Aspendos liegt, war eines der frühen Zentren der Ausbreitung des frühen Christentums. Im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus hatte es bereits eine wichtige Stellung in der Region erlangt. Es ist zumindest unwahrscheinlich, dass jemand in diesem Umfeld willens war, eine teure Statue des Hermes bauen ließ. Der archäologische Fund zeigt damit jedoch eindeutig, dass die alten Religionen trotz dem Wachstum des christlichen Glaubens noch eine gewisse Stellung wahren konnten.
Quellen: Türkisches Ministerium für Kultur und Tourismus
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