Bei einer Reihe von archäologischen Funden konnten Forscher*innen Rückstände von Parfüm und anderen Duftstoffen entdecken. Bislang war nicht bekannt, dass die Römer*innen ihre Statuen mit Duft versahen. Die Praxis diente einem bestimmten Zweck.
Archäologischer Fund: Parfüm auf Steinen
Ein archäologischer Fund wird selten auf seinen Geruch hin untersucht. Das ist auch völlig sinnlos, da sich jede Geruchsnote, die aus der Antike stammen könnte, längst verflüchtigt hat. Doch mithilfe moderner Technik lässt sich trotzdem untersuchen, wie uralte Gegenstände möglicherweise gerochen haben. Einige Forscher*innen untersuchten zahlreiche Entdeckungen aus dem alten Rom und Griechenland in dieser Hinsicht, und stießen dabei auf eine Überraschung.
Denn anscheinend sprühte man in der Antike seine Statuen mit Parfüm ein. Das konnten die Wissenschaftler*innen ihrer Studie zufolge herausfinden, indem sie die Marmorbüsten auf Rückstände von möglichen Duftstoffen hin analysierten. Das wohlriechende Nass wurde, soweit bekannt, damals ständig genutzt. Bislang meinte man allerdings, dass nur lebende Menschen und höchstens übelriechende Räumlichkeiten damit bestäubt wurden.
Doch die archäologischen Funde, die aus dem gesamten Fundus der Archive stammen, verraten etwas anderes. Den Forscher*innen zufolge verwendeten römische Familien große Mühen darauf, ihre Büsten sogar mit individuellen Düften zu versehen. Dabei scheuten sie weder Mühen noch Kosten, da Parfüm in den ersten Jahrhunderten vor und nach Christus ein absolutes Luxusgut darstellte.
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Opa ist doch am Leben
Auch wenn die Ergebnisse der Analyse der archäologischen Funde befremdlich erscheinen könnten, gibt es einfache Erklärungsansätze. Denn für Römer*innen waren ihre Ahnen außerordentlich wichtig. Junge Männer und Frauen, die in einem gehobenen Haushalt aufwuchsen, lernten die Karrieren ihrer Vorfahren auswendig, ihre Erfolge und Triumphe. Um insbesondere jeden jungen Mann daran zu erinnern, in welcher Tradition er stand, bewahrte man sich Andenken an seine Vorväter und -Mütter auf.
Dazu gehörten einerseits die Totenmasken, die den Verstorbenen kurz vor ihrem Ende abgenommen wurden. Bei Feierlichkeiten trugen die jungen Mitglieder einer Familie die Masken ihrer Vorfahren in Prozessionen herum, und zelebrierten damit ihre Zugehörigkeit. Andererseits dienten auch fulminante Statuen als Erinnerung. Sie waren aber nicht weiß und schlicht, sondern bunt bemalt, hatten deutliche Gesichtszüge, waren bekleidet und anscheinend auch parfümiert.
In jedem der archäologischen Funde, die der Untersuchung unterzogen wurden, beweist sich, wie viel jungen Römer*innen daran gelegen war, ihre Vorfahren zu ehren. Sie befanden sich gewissermaßen mit ihnen im Raum und waren in Form nahezu lebensechter Statuen immer anwesend. Auf diese Weise blieben sie für ihre Nachkommen mehr oder weniger lebendig und halfen ihnen dabei, einen ähnlichen Lebensweg zu beschreiten.
Quellen: „The Scent of Ancient Greco-Roman Sculpture“ (Oxford Journal of Archaeology, 2025)
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